Deutsche Post: Starke Quartalszahlen kommen kaum gegen trübe Marktstimmung an – Aktie nur leicht im Plus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Deutsche Post hat am Freitag ihre Zahlen für das erste Quartal vorgelegt und ein deutliches Gewinnplus hingelegt. Schub hat vor allem ein Verkauf im chinesischen Markt gegeben. Die guten Zahlen konnten dem Abwärtstrend der Aktie jedoch kaum entgegenwirken. Die Belastung durch den Handelsstreit zwischen China und den USA hält weiterhin an.

DHL Express als Zugpferd

Der Boom im Paket- und Expressgeschäft treibt die Deutsche Post seit Jahren an. Der wachsende Online-Versandhandel und die bei Firmenkunden gefragten zeitkritischen internationalen Sendungen von DHL Express erwiesen sich als verlässliche Wachstumstreiber. Auch im Fracht- und Speditionsgeschäft und der Lieferkettenlogistik unter der Marke DHL, konnte der Konzern nach teils teuren Sanierungsschritten wieder punkten.

Im deutschen Kerngeschäft mit Briefen und Paketen liefen der Post jedoch zwischenzeitlich die Kosten aus dem Ruder. Die Folge war 2018 eine herbe Gewinnwarnung. Der langjährige Spartenchef Jürgen Gerdes musste seinen Hut nehmen. Vorstandschef Frank Appel versucht jetzt, den Bereich mit einem Spar- und Investitionsprogramm wieder auf Kurs zu bringen und auch sein ehrgeiziges Gewinnziel für 2020 zu erreichen, das er schon seit Jahren gegen Zweifler verteidigen muss.

Rückenwind erwartet die Post von der Bundesnetzagentur. Die Aufsichtsbehörde will noch im Mai entscheiden, wie stark der Konzern das Briefporto in dem regulierten Geschäft auf dem Heimatmarkt anheben darf. Mitte April schlug die Behörde vor, dass der Spielraum für Preiserhöhungen 10,6 Prozent betragen soll. So stark könnte sich die Gesamtmenge aller Einzelsendungen der verschiedenen Briefarten verteuern.

Portoerhöhung würde massiven Gewinnschub bringen

Das Porto für einen Standardbrief könnte aber noch stärker steigen – Branchenkreisen zufolge ist eine Anhebung von aktuell 70 Cent auf bis zu 90 Cent möglich. Dann würde sich das Porto für andere Arten – ob Maxi-Brief, Kompaktbrief oder Postkarte – gar nicht oder kaum verteuern. Sobald die Behörde endgültig über den Erhöhungsrahmen entschieden hat, legt die Post die Preise fest. Diese sollen dann ab dem 1. Juli gelten und würden die Einnahmen des Konzerns schlagartig erhöhen. Das letzte Mal war das Briefporto Anfang 2016 gestiegen.

Auch im Paketgeschäft dreht die Post an der Preisschraube. „Generell müssen sich die Kunden auf steigende Paketpreise einstellen“, sagte Appel Ende April der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Schon 2018 habe das Unternehmen angefangen, die Preise für Pakete bei Geschäftskunden und Anfang des Jahres auch bei einem Filialpaket anzuheben.

Deutsche Post will nach Gewinneinbruch im Vorjahr wieder punkten

Nach dem Gewinneinbruch von 2018 peilt die Post-Führung für das laufende Jahr wieder einen deutlichen Sprung nach oben an. So soll operative Gewinn (Ebit) auf 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro steigen, nachdem er im Vorjahr auf 3,2 Milliarden gesunken war. Die vergleichsweise große Prognosespanne liegt auch daran, dass die Post bis vor Kurzem nicht absehen konnte, zu welchem Datum und wie stark sie das Briefporto erhöhen darf.

Für das Jahr 2020 hält Appel seit Langem an seinem Plan fest, das Ebit auf mehr als 5 Milliarden Euro nach oben zu treiben. Dafür wäre allerdings ein besonders großer Sprung nötig.

Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 4,1 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro, der operative Ertrag (Ebit) kletterte um 28,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Neuaufstellung der Lieferketten-Logistik in China trieb das Ebit um 426 Millionen Euro nach oben. Die Deutsche Post hat ihr Geschäft in dem Bereich an den Konkurrenten S.F. Holding verkauft und arbeitet mit dem Unternehmen künftig in einem Bündnis zusammen.

Das Sagen die Analysten

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktien der Deutschen Post nach Zahlen auf der „Conviction Buy List“ mit einem Kursziel von 45 Euro belassen. Der Logistikkonzern habe die Erwartungen im ersten Quartal weitgehend erfüllt, schrieb Analyst Matija Gergolet in einer am Freitag vorliegenden Studie. Positiv hob der Experte die überraschend starke Entwicklung in den DHL-Sparten Fracht und Lieferkettenlogistik hervor.

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung auf „Market-Perform“ mit einem Kursziel von 30 Euro belassen. Der Umsatz und das operative Ergebnis (Ebit) hätten die Erwartungen erfüllt, während der Reingewinn leicht enttäuscht habe, schrieb Analyst Daniel Roeska. Das Brief- und Paketgeschäft habe weniger stark zugelegt als vom Markt erhofft.

Die Privatbank Berenberg hat die Einstufung auf „Hold“ mit einem Kursziel von 34 Euro belassen. Das operative Ergebnis (Ebit) des Logistikkonzerns habe die Erwartungen erfüllt, schrieb Analyst Joel Spung. Etwas enttäuschen könnte die Anleger die Barmittelentwicklung, wenngleich der Cashflow in den ersten drei Monaten des Jahres immer schwächele.

Das macht die Aktie

Die Aktionäre der Deutschen Post hatten 2018 wenig Grund zum Jubel. So ist die Aktie des Dax-Konzerns mit zuletzt etwa 29 Euro immer noch mehr als 20 Prozent weniger wert als vor gut einem Jahr. Zwischenzeitlich hatte es noch übler ausgesehen – denn seit dem Jahreswechsel hat das Papier bereits wieder um 22 Prozent zugelegt. Wer schon vor drei Jahren bei der Post eingestiegen war, kann sich immer noch über einen Kursgewinn vor rund 15 Prozent freuen.

Deutsche Post im Jahreschart (Xetra)

Seit der jüngsten Eskalation des Handelsstreits und dem globalen Abtauchen der Märkte musste auch die Aktie der Deutschen Post wieder einiges hergeben. Seit Anfang des Monats steht wieder ein Minus von über 7 Prozent zu Buche. Der positive Quartalsbericht konnte nur einen kleinen Schlenker nach oben erreichen.

Und hier im 5-Tageschart

Am Freitag steht die Aktie mit plus 0,39 Prozent bei einem Wert von 28,945 Euro.

(onvista/dpa-AFX)

(Anzeige)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Titelfoto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel