Die goldene Mitte

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Spannung am heutigen „Super-Donnerstag“ Eine Fülle von Konjunkturdaten wird die Börsenwelt am Donnerstag beschäftigen. Denn wegen des Unabhängigkeitstages bleiben die US-Börsen am Freitag geschlossen. Insofern werden nun alle Zahlen aus den USA, die normalerweise erst zum Ende der Woche veröffentlicht worden wären, bereits einen Tag früher geliefert. Zudem stehen donnerstags turnusmäßig eine Reihe wichtiger Daten auf dem Programm. Es dürfte also lebhaft werden. EZB nach jüngstem Feuerwerk in Wartestellung Mit besonderer Spannung schauen die Marktteilnehmer unter anderem auf die Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB). Um 13:45 Uhr wird dann die aktuelle Zinsentscheidung bekannt gegeben. Um 14:30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi. Nach dem geldpolitischen Feuerwerk vom 5. Juni werden die Währungshüter heute wohl etwas ruhiger agieren. Vor einem Monat hatten sie den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt und erstmals einen Strafzins für Banken eingeführt. Darüber hinaus wurden milliardenschwere Geldspritzen angekündigt, mit denen die Kreditvergabe angekurbelt werden soll. Allerdings fehlen uns zu diesen Maßnahmen noch zahlreiche Details. So ist zum Beispiel noch unklar, welchen Umfang die Kreditvergabe der Banken erreichen soll, damit sie das Geld nicht nach zwei Jahren vorzeitig zurückzahlen müssen. Möglicherwiese wird Mario Draghi diese Informationen bereits heute liefern. Vielleicht aber auch erst im August. Die ersten beiden Geldspritzen sind für September und Dezember geplant. Dabei steht fest, dass sich die Banken bis zu 400 Milliarden Euro bei der EZB abholen können. Guter Vorbote für den US-Arbeitsmarktbericht Wie der private Arbeitsvermittler ADP am Mittwoch nach seiner monatlichen Umfrage meldete, habe die Firmen in den USA im Juni so viele Stellen geschaffen wie seit Ende 2012 nicht mehr. Die Anzahl der Jobs stieg um 281.000. Ökonomen hatten im Durchschnitt nur ein Plus von 200.000 Stellen erwartet. Im Mai waren 179.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Für den großen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung sagen Ökonomen einen Beschäftigungsanstieg um 212.000 voraus. 

Die Erholung des Arbeitsmarktes war zum Jahreswechsel wegen des ungewöhnlich kalten und harten Winters ins Stocken geraten. Aufgrund der Frühjahrsbelebung entstehen nun wieder mehr Jobs. Damit der US-Arbeitsmarkt so richtig in Schwung kommen kann, müssten Experten zufolge Monat für Monat rund 250.000 neue Stellen geschaffen werden. Achten Sie auf die US-Löhne! Drei Kennziffern sind von besonderer Bedeutung. Neben der Zahl der neu geschaffenen Stellen und der Arbeitslosenquote dürfte die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne heute starke Beachtung finden. Ökonomen rechnen hier wie im Mai mit einem Anstieg um 0,2 Prozent. Fällt die Dynamik deutlich kräftiger aus, könnte dies Inflationsdruck fördern. Insofern würden dann die Diskussionen neue Nahrung bekommen, ob die US-Notenbank ihre Zinsen doch früher anheben werde als geplant. Derzeit gehen viele Experten davon aus, dass ein solcher Schritt erst in der Mitte des kommenden Jahres anstehen könnte. Nicht zu gut und nicht zu schlecht Fazit: Es ist also wie so oft in den vergangenen Monaten. Fallen die Daten zu schlecht aus, werden die Sorgen um das Comeback der US-Wirtschaft riesengroß. Fallen Sie deutlich besser aus als erwartet, zeigen sich die Börsianer besorgt darüber, dass die Notenbank ihre Geldflut früher und stärker drosseln könnte, als bisher angenommen. Sollten die Daten aber im Rahmen der Erwartungen liegen, wäre dies die viel zitierte „goldene Mitte“. Und dann dürfte auch der DAX sehr schnell wieder über die 10.000er Marke klettern. Ihr Holger Scholze

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