Die Inflation frisst unser Geld!

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Nullzinspolitik der EZB ist quasi eine Enteignung der Sparer. Nach Abzug der Inflation verlieren sie Geld – Hunderte Euro, Jahr für Jahr. Doch es gibt einen Ausweg.

Es ist ein Drama, dass erst in einigen Jahren seinen Höhepunkt haben wird und wahrscheinlich für viele in der Katastrophe enden wird: der aktuelle Anlagenotstand. Die Zinsen sind mehr oder weniger abgeschafft, halbwegs auskömmliche Renditen lassen sich mit Sparprodukten nicht mehr erzielen. Und auch Lebensversicherungen oder private Rentenversicherungen darben vor sich hin. Für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge ist das fatal. Das Problem ist bekannt. Und es wird von Jahr zu Jahr größer!

Noch schlimmer: Die Minizinsen liegen seit einigen Jahren auch noch unterhalb der Inflation, deutlich sogar. Die liegt aktuell bei 1,6 Prozent. Und das bedeutet, dass Sparer unterm Strich Geld verlieren. 10.000 Euro auf dem Festgeldkonto sind zwar auch in einigen Jahren noch 10.000 Euro. Aber die Kaufkraft schwindet, und zwar Monat für Monat, Jahr für Jahr. Experten sprechen von einem negative Realzins. Das klingt immer sehr theoretisch und es übersteigt ein wenig unsere Vorstellungskraft, wie gefährlich die Kombination aus Minizins und Inflation für unser Vermögen ist.

Fakt ist aber: Die Finanz- und Schuldenkrise hat die Deutschen schon jetzt viel Geld gekostet, richtig viel Geld. Wie viel, das zeigt der quartalsweise erscheinende Comdirect Realzins-Radar. Allein im vergangenen Jahr haben deutsche Sparer knapp 39 Milliarden Euro durch niedrig oder gar nicht mehr verzinste Geldeinlagen verloren. Das sind übrigens stolze 470 Euro pro Bundesbürger. Da wird das Drama dann schon ziemlich greifbar. Seit Ende 2010 haben sie dank Niedrigzins und Inflation sogar schon gut 113 Milliarden Euro verloren – Tendenz steigend. Denn die ersehnte Zinswende hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmal abgesagt. Bis Ende des Jahres bleiben die Zinsen bei null und darauf, dass sie danach deutlich und vor allem über die Inflationsrate steigen, sollten Sparer besser auch nicht vertrauen.

Die Katastrophe kann abgewendet werden

Das Drama geht also weiter. Die Deutschen leiden besonders unter der Politik der EZB. Denn sie  sind bekanntlich ein Volk von sehr fleißigen Sparern. Etwas mehr als jeder zehnte Euro wird regelmäßig zur Seite gelegt – und landet auf Sparkonten. Billionen liegen dort und werden nur noch homöopathisch verzinst, wenn überhaupt. Und die Inflation nagt an ihnen.

Doch dieses Drama muss nicht zwangsläufig klassisch wie im Theater mit der Katastrophe enden. Anleger können gegensteuern und ihr Vermögen vor der Inflation schützen. Diesen Schutz bieten Investitionen in Sachwerte und dazu zählen auch Aktien. Sie sind Unternehmensbeteiligungen, stellen also einen realen Wert da, unabhängig von der Zinssituation. Aktionäre profitieren vom Wachstum ihres Unternehmens und der Volkswirtschaft. Da passiert in Form von Kurssteigerungen und auch von regelmäßigen Gewinnausschüttungen, den Dividenden. Die Dividendenrendite im Dax liegt beispielsweise derzeit bei etwas mehr als drei Prozent – und damit deutlich über der Inflationsrate. Natürlich drohen jederzeit Kursschwankungen, aber langfristig bieten Aktien satte Renditen. Das zeigen unzählige Statistiken. Aktien sind also – bei breiter Risikostreuung natürlich – vor allem ein langfristiger Vermögensschutz.

Doch wie funktioniert das konkret? Natürlich sollte niemand sein ganzes Vermögen in Aktien investieren. Es hängt natürlich von der eigenen Risikoneigung ab, wie hoch der Anteil sein darf. Und diese Risikoneigung ist bei den deutschen Sparern scheinbar wenig ausgeprägt. Ein paar Aktien gehören aber ins Depot. Zum Einstieg eigenen sich vor allem Fonds- oder ETF-Sparpläne, in die Monat für Monat „gespart“ wird.

Wie gut der Inflationsschutz dabei funktioniert, hat der Fondsverband BVI ausgerecht: Angenommen ein Sparer legt Monat für Monat 100 Euro zur Seite. Nach zehn Jahren hätte sich das stattliche Sümmchen von immerhin 12.000 Euro angesammelt, ohne Zinsen und Gebühren. Würde die Inflation in den kommenden zehn Jahren bei 1,6 Prozent bleiben, wären diese 12.000 Euro nur noch 10.239 Euro „wert“. Der Kaufkraftverlust wäre deutlich spürbar. Aktienfonds-Sparpläne hingegen dürften deutlich besser abschneiden. Das zeigt die regelmäßige Statistik des BVI. Wer rückblickend zehn Jahre lang die selbe Summe in einen global investierenden Aktienfonds gespart hat, erzielte eine Rendite von 4,9 Prozent (Stichtag: 31.12.2018). Aus 12.000 Euro wurden immerhin 15.384 Euro. Deutsche Aktien schnitten mit 3,8 Prozent etwas schwächer ab.

Das kann sich doch sehen lassen! Der negative Realzins knabbert nicht mehr am Ersparten. Im Gegenteil: Es gibt sogar eine richtig gut Rendite. Ob die Deutschen doch noch ihre Liebe zur Aktie entdecken, darf zwar angezweifelt werden. Aber hoffentlich machen sie aus der Not eine Tugend und wenden die „Katastrophe“ ab.

Titelfoto: Naluenart Pimu / Shutterstock.com

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