Die Latte liegt hoch

Klaus Brune · Uhr

Wir hatten Ende August schon darauf hingewiesen, dass im Herbst ein Schuss mehr Defensive in den Anlegerdepots angebracht sein dürfte. Das jüngste (eher magere) Auf und (eher ausgeprägte) Ab am deutschen Aktienmarkt dürfte sich in den kommenden Wochen noch verstärken. Denn in den USA beginnt in dieser Woche die Berichtssaison zum Q3, wobei mit JP Morgan am Mittwoch (13.10.) wie üblich die Banken den Auftakt machen. Ab der kommenden Woche geht es dann rund um das DAX-Schwergewicht SAP (21.10.) auch in Deutschland los.

Die Erwartungen sind hoch. Nach den guten Q1- und den sehr guten Q2-Ergebnissen haben die Analysten in den vergangenen sechs Monaten die 2021er-Gewinnschätzungen für die 40 DAX-Titel nach unserer Auswertung im Mittel um 13,6% angehoben. Beim MDAX liegt die Latte sogar 22,5% und beim SDAX 30,8% höher als vor einem halben Jahr. Dieser Optimismus birgt Enttäuschungspotenzial, denn in der Regel überschätzen die Analysten das Ausmaß der Erholung und unterschätzen den Umfang möglicher Korrekturen. Zudem wird erst am frischen Zahlenwerk erkennbar sein, wie stark Lieferkettenschwierigkeiten und höhere Rohstoffpreise tatsächlich ins Kontor eingeschlagen haben. Das von uns aus den Analystenschätzungen für das Q3 ermittelte erwartete Umsatzplus von 9% bei einem Gewinnanstieg von rd. 30% bei den DAX-Werten wird nur schwer zu toppen sein.

Fast noch entscheidender ist aber, ob Deutschlands Firmenlenker an ihrer Guidance festhalten. Gerresheimer hat etwa am Dienstag die eigenen Ziele bestätigt, will bei der EBITDA-Marge jetzt aber nur noch das untere Ende der Spanne erreichen. Anlegern stoßen solche Zieleinschränkungen in der aktuellen Phase übel auf.

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