Die Pseudo-Euro-Katastrophe

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

ts_small_boersenfuchs_angriffslustigHallo Leute! Folgendes konnte die ganze Welt heute Morgen bei Reuters lesen: „Die anhaltende Euro-Stärke hat dem Dax am Montag erneut zugesetzt. Der deutsche Leitindex verlor zur Eröffnung 0,1 Prozent auf 12.227 Punkte. Der Kurs der Gemeinschaftswährung kletterte auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1,1684 Dollar und machte damit Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig.“ Gucken wir uns diesen kurzen Marktbericht über die Eröffnung des Handels einmal an.

„Anhaltende Euro-Stärke“ steht jetzt also als Dax-Killer fest. Grande Katastrophe, denn unser Leitindex verliert massive 0,1 Prozent (Ist das schon ein Crash?). Vor allem aber macht diese Euro-Stärke „Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig“. Ja, der erneut leicht gestiegene Euro bedroht unser Wachstum, führt die Unternehmen schlimmstenfalls in die Pleite (die können ja nix mehr verdienen), bedroht die Zukunft der Gemeinschaft. Puh! Voll die Gefahr!

Gottseidank - Nur Minuten später stand nur noch 1,1650 Dollar für den Euro auf dem Schirm. Jetzt werden unsere Produkte wieder interessant für internationale Abnehmer (außerhalb Europas), oder?. Komischerweise hat das den Dax aber nicht gejuckt, er lag jetzt sogar bei minus 0,4 Prozent.

Im Ernst: Vertraut und folgt diesem täglichen Quatsch nicht! Mal drückt die feste Währung auf den Aktienmarkt, mal unterstützt sie ihn als Zeichen internationalen Vertrauens (= Aktienkäufe). Was ist denn Schlimmes an 1,16? Haben denn die gleichen Marktteilnehmer und Medien schon vergessen, wo der Euro herkommt - ich erinnere an das Zehnjahres-Hoch bei 1,60 und an das Tief vor ein paar Monaten bei knapp unter 1,04. Lange wurde die Gemeinschaftswährung runtergeredet, gilt sie doch (auch heute noch) als Geburtsfehler. Ein Wechselkurs 1 : 1 mit dem Dollar wurde von vielen Experten vorhergesagt - und noch niedriger. Dann Brexit und Trump - hoch lebe der Dollar! Und jetzt geht’s dem Euro zu gut, weil der Dollar als Trump-Taler angeschlagen ist. Nee, nee, meine Freunde, wichtiger sind die Entwicklungen bei unseren Banken und der Autoindustrie, die können einem die Stimmung (und den Index) wirklich verhageln!

Zum Abschluss aber noch was Versöhnliches: Der IWF rechnet trotz der Unsicherheiten über die US-Finanz- und Wirtschaftspolitik mit einer Beschleunigung des globalen Wachstums. In der am Sonntagabend veröffentlichten Aktualisierung seiner Wachstumsprognose vom April sagt der Internationale Währungsfonds für dieses Jahr eine Zunahme der weltwirtschaftlichen Leistung um 3,5 Prozent und für das nächste Jahr um 3,6 Prozent voraus nach 3,2 Prozent im Jahr 2016. Auch wenn das nur eine Bestätigung der Schätzwerte vom April ist, hält der Fonds die Basis nun für solider. „Es gibt inzwischen kein Fragezeichen mehr, dass die Weltwirtschaft mehr Schwung aufgenommen hat“, sagt der IWF-Chefvolkswirt. Während die Aussichten für viele europäische Länder, wie Deutschland, besser geworden seien, hätten sie sich für die USA und Großbritannien eingetrübt. Na also.

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