Die Zinsen sinken und es gibt nur Gewinner

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Zinssenkung in den USA scheint beschlossene Sache, die Märkte haben sie längst eingepreist – mit steigenden Kursen. Und es sollte so weiter gehen.

Mit Prognosen ist das so eine Sache. Sie betreffen schließlich die Zukunft und diese ist immer ungewiss. Experten wagen derzeit einige ziemlich positive Prognosen. Auf der Branchenveranstaltung „Funds Excellence“ war heute zu hören, dass die Rally an den Märkten wohl weitergeht. Vielleicht nimmt sie sogar noch Fahrt auf, wenn auch die Privatanleger verstanden haben, dass die Zinsen bis auf weiteres fallen und keinesfalls steigen werden. Es sollte noch mehr Geld in Aktien fließen, hieß es auf Podien und in Fachvorträgen.

Und glaubt man der Statistik, dann stehen uns in der Tat noch einige ziemlich gute Börsenmonate bevor. Denn Zinssenkungen haben das Zeug, die Märkte mächtig zu beflügeln. Statistisch zumindest. Nur ist das so eine Sache mit Statistiken. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Oder um es mit Winston Churchill zusagen: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ Mitunter können Daten und Fakten Menschen schließlich enorm beruhigen oder verängstigen, motivieren oder in Schockstarre verfallen lassen. Die Statistik, die Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust, erstellt hat, ist natürlich nicht gefälscht und sie kann jeder Anleger einfach nachprüfen. Und sie lässt Investoren hoffen. Zumindest für die kommenden Monate sollte eine Prognose gar nicht so schwierig sein, glaubt man dieser Statistik.

Müller hat nämlich verschiedene Anlageklassen in den zwölf Monaten vor und nach einer US-Zinssenkung aus der Sicht eines Euro-Anlegers untersucht und verglichen, wie sie sich entwickelten. Seit 1971 gab es immer elf Zinswenden. Spannend sind natürlich vor allem die Zinssenkungen, denn eine solche steht wohl definitiv an. Auch wenn die US-Notenbank in ihrer jüngsten Sitzung am aktuellen Zinsniveau festgehalten hat, so hat Fed-Chef Jerome Powell die Märkte aber doch auf eine nahende Senkung eingestimmt. Mit Blick in die Historie ist das eine gute Nachricht für Investoren.

Zwar haben die Märkte die Zinswende bereits eingepreist und die Kurse sind auch bereits kräftig gestiegen, seit die Fed ihren Zinsanhebungszyklus unterbrochen und erste Signale für eine Kehrtwende gesendet hat. Doch die Party sollte weitergehen. Denn: Im Schnitt legten alle Anlageklassen im Jahr nach einer US-Zinssenkung zu. Gute Nachrichten für Investoren also.

Aber natürlich haben sich nicht alle Anlageklassen gleich gut entwickelt. Auch das zeigt die Auswertung von Marcel Müller. Am stärksten profitierten in der Vergangenheit US-Aktien: Im Schnitt gewannen sie 13 Prozent hinzu. Bei Aktien aus dem Rest der Welt waren es „nur“ 11,6 Prozent. Auch US-Staatsanleihen gewannen deutlich. Kein Wunder: Sinken die Zinsen, steigen die Kurse der Rentenpapiere. Durchschnittlich erzielten sie in den zwölf Monaten nach einer Zinssenkung ein Plus von immerhin 8,5 Prozent. Am niedrigsten war der Zugewinn übrigens beim Goldpreis, der aber im Schnitt auch um 6,6 Prozent stieg.

Auch in den zwölf Monaten vor der Zinswende haben sich die Anlageklassen positiv entwickelt: US-Aktien und -Staatsanleihen legten im Jahr vor der Zinssenkung mit einem Plus von 14,5 und 8,5 Prozent sogar noch etwas stärker zu als im Jahr danach. Mit globalen Aktienportfolios ließen sich im Schnitt 6,7 Prozent verdienen, mit Gold-Investments immerhin 4,9 Prozent.

Was heißt das für Anleger? Sie können der Zinswende relativ entspannt entgegen Blicken. Und das, obwohl der Grund für die Zinssenkung natürlich alles andere als positiv ist. Die US-Wirtschaft lahmt, das Wachstum kommt zurück, die Prognosen sind eher mau. Eigentlich schlechte Nachrichten. Aber an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt und Börsianer setzen darauf, dass die Zinssenkung Wirkung zeigen wird und die Wirtschaft wieder ankurbeln wird. Und das sind dann eben gute Nachrichten.

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