Drei Fragen an Bernecker: Geht US-Präsident Biden zu weit, lohnt ein Blick auf Intel und ist ein Wasserstoff-Investment nicht ein No-Brainer?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach einer Einschätzung zu Bidens gigantischem Konjunkturpaket, ob Intel durch seine Investitionspläne interessant wird und ob ein Investment in den Wasserstoff-Bereich eine sichere Sache ist.

onvista-Redaktion: US-Präsident Biden geht aufs Ganze und will ein Konjunkturpaket von nie dagewesener Dimension auf den Weg bringen – mit 4 Billionen Dollar soll die Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitssystem auf Vordermann gebracht werden und die Industrie auf erneuerbare Energien umgerüstet werden. Das hört sich zwar auf den ersten Blick gut an, doch kann eine solche Geldwelle einfach so ohne weitere Konsequenzen für das Geldsystem losgelassen werden?

Das neue Konjunkturpaket bedarf einer richtigen Interpretation. Zunächst liegt darin sicher eine Stimulanz, doch wichtiger ist: Es wird zunächst nicht über die Fed finanziert, sondern über Treasury Bonds. Angeblich werden 100 % der Gelder für Investitionen der Infrastruktur und Klimatechnik Verwendung finden. Beides ist eine langfristig wichtige Unterstützung für die Wirtschaftsentwicklung der USA. Die Finanzierung über längere Zeit rechtfertigt sich über höhere Steuern und den Produktivitätsvorteilen der amerikanischen Wirtschaft insgesamt. Betrachtet über die Laufzeit ist es ohnehin ein dringend nötiges Programm, ähnlich der deutschen Investitionslücke, die bekanntlich auf rd. 800 Mrd. Euro geschätzt wird. Ein kurzfristiger Effekt liegt darin nicht. Von ihm gehen auch keine inflationären Impulse aus, wohl aber lässt sich ein solches Programm nicht mit sehr niedrigen Zinsen finanzieren.

Bitte unterscheiden wir zwischen investiven und konsumtiven Effekten.

onvista-Redaktion: Intel greift tief in die Taschen und will 20 Milliarden Dollar für massive Investitionen ausgeben, um unter anderem von der wachsenden Halbleiterknappheit durch mehr eigene Produktionen zu profitieren. Könnte Intel damit als Investment einen genaueren Blick wert sein?

Intel verlor bereits vor gut 6 Jahren den Anschluss an die neue Chiparchitektur, wie von ARM vorgetragen. Alle anderen Amerikaner hinken ebenfalls deutlich in der Entwicklung neuer Chips hinterher. Lediglich AMD konnte die Lücken teilweise schließen. Das Ergebnis ist bekannt: Nur 15 % der Chipproduktion liegen im Westen. Der Rest entfällt auf Asien. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden. Darin allein liegt die Herausforderung. Hinzu kam die neue Herausforderung rd. um E-Mobile mit teilweise deutlich veränderten technischen Bedürfnissen. Das ist die zweite Lücke. Aber: Sie ist eine zeitliche und keine technische Lücke. Darum geht es jetzt in allen Chip-Spekulationen.

Zu Intel: Bei rd. 40/42 Dollar konnte sich der Kurs nach drei Tests erfolgreich fangen und darin lag der Kauf. Inzwischen über 63/64 Dollar, also rd. 50 % höher – und so nutzt man die Zyklen im Chip-Business.

onvista-Redaktion: Barclays hat zuletzt mit einer neuen Wasserstoff-Studie wieder ein wenig die Fantasie bei Werten wie Nel oder ITM Power angeheizt und gesagt, dass der ganze Markt noch um das 150-fache wachsen müsste, um die kommende Nachfrage zu bedienen. Ist ein Investment unter diesen Voraussetzungen in den Bereich Wasserstoff auf lange Sicht nicht ein No-Brainer?

Die Ungeduld der Banker ist verständlich. Sie suchen krampfhaft nach neuen Investments. Alle Lieblinge rd. um Batterie- und Brennstoffzellen haben inzwischen 30 und sogar 50 % abgegeben. Reicht das? Die aktuellen Marktwerte decken noch immer die jeweiligen geschätzten Umsätze der nächsten zwei Jahre, gemessen an den aktuellen Auftragsbeständen, mit dem 5- bis 7-Fachen ab. Das ist üppig. In den kommenden 4 - 5 Wochen werden alle ihre aktuellen Zahlen für Ist und Soll vortragen und erst dann lassen sich zuverlässige Einschätzungen geben.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

Jetzt neu: die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes

Haben Sie schon unsere neue Experten-Watchlist entdeckt? Das Redaktionsteam des mehrfach ausgezeichneten Aktionärsbriefes führt eine exklusive Experten-Watchlist im my onvista-Bereich. Interessieren Sie sich für die aktuelle Favoritenauswahl mit spannenden internationalen Werten und attraktiven Aktien aus dem Nebenwertesegment? Dann abonnieren Sie einfach die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes. Über die Notiz-Funktion können Sie zu jedem Wert der Watchlist die aktuelle Einschätzung der Bernecker Redaktion aufrufen.

Gleich Experten-Watchlist abonnieren und keine neue Chance verpassen!

Meistgelesene Artikel