Drei Fragen an Bernecker: Noch ein Schlag für den Bankensektor, Wie sehr leidet United Internet und wie lange kann der Dax noch in seinem volatilen Seitwärtskorridor bleiben?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe wollen wir wissen, wie lange der Dax noch in seiner volatilen Seitwärtsbewegung bleiben wird, ob United Internet jetzt für Jahre ein Fehlinvestment sein wird und wie der Banken-Sektor nach den Vorwürfen dasteht.

onvista-Redaktion: Der Dax hat sich in den letzten Wochen mehrmals wieder über die Marke von 13.000 Punkten gekämpft – und ist auch mehrmals krachend wieder darunter gefallen, so auch letzten Montag. Wird sich das Hin und Her zwischen Unsicherheit und geldpolitischen Stimuli noch lange so fortsetzen können, oder kommt bald der entscheidende Impuls in die eine oder andere Richtung, was meinen Sie?

Der DAX bewegt sich nach der rasanten Erholung ab Mitte März bis Anfang Mai in der Bandbreite zwischen 12.000 und 13.000. Er wartet jetzt zu Recht auf die neuen Perspektiven aller Firmen, was sie in der Krise gelernt haben, wie die neuen Ziele aussehen und wie diese nun schrittweise einzupreisen sind. Dies beginnt ab der zweiten Oktoberwoche. Wirtschafts- oder geldpolitische Entscheidungen sind in dieser Situation zweitrangig. Wie unterschiedlich Strategien wirken, zeigen Nike und Adidas im Sneaker-Markt. Die Amerikaner waren schneller und schalteten auf online mit großem Erfolg, Adidas schloss zeitweise seine Läden und verlangte Staatsgelder. Ähnliches wird auch in anderen Situationen zu beobachten sein.

onvista-Redaktion:  Der Streit zwischen United Internet, der Tochterfirma 1&1 Drillisch und Telefónica Deutschland um die Kosten der Netznutzung lastet so schwer auf den Geschäften, das beide Unternehmen ihre Prognose nach unten schrauben mussten. Analysten gehen von einer jahrelangen Belastung aus. Ist das nun auch ein KO-Schlag für die Aktien?

Der Streit zwischen United Internet/1&1 Drillisch und Telefónica Deutschland ist seit zwei Jahren bekannt und wird verhandelt. Verlierer ist United Internet mit einer Reduzierung seiner Nettomarge für die Vermittlung von Geschäften, was die Ertragsqualität von UI um geschätzt 10 - 12 Prozentpunkte reduziert. Andererseits bleiben beide im Reselling-Geschäft verbunden. Ein tragbarer Kompromiss ist wahrscheinlich. Diese Margenverschlechterung beeinträchtigt die Gewinnschätzungen zeitweise. Der Kursabschlag von maximal 30 % geht deshalb zu weit. Das Comeback-Potenzial bleibt jedoch vorerst beschränkt.

onvista-Redaktion:  Wie schätzen Sie die jüngsten Berichte zu Datenlecks bei der Geldwäschebekämpfung bei diversen Banken ein, die zu starken Kursverlusten der Branche geführt haben? Immerhin ein weiterer Schlag auf die bereits schwer angeschlagene Branche. Wie viele solcher Schläge kann der Bankensektor noch verkraften?

Die neuen Vorwürfe über mangelnde Kontrolle der Geldwäsche beruhen auf Erkenntnissen bis 2014/2017. Dazu gibt es nichts Neues, allerdings die Erkenntnis, die ungern dargestellt wird: Keine Bank der Welt ist dauerhaft und nachhaltig in der Lage, Geldtransaktionen im internationalen Verkehr 100 % zu überwachen. Das erlaubt die Technik bis jetzt nicht. Also: Die Moralvorwürfe sind richtig, die Konsequenzen in den Fakten sehr begrenzt.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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