Fester Dollar könnte Flächenbrand auslösen

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

US-Präsident Donald Trump ist sich wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst, dass er mit seiner Politik womöglich die nächste handfeste Krise an den Finanzmärkten auslöst, Folgen für die Realwirtschaft eingeschlossen. Damit meine ich nicht den allseits diskutieren Handelsstreit und die gegen immer mehr Länder verhängten Sanktionen. Es ist der feste US-Dollar, der zur ernsthaften Gefahr wird. Den will Trump zwar ebenfalls nicht, weil er die Wettbewerbsbedingungen der US-Wirtschaft im globalen Handel verschlechtert und den Effekt der Zölle teilweise wieder egalisiert, bei einem weiteren Anstieg sogar überkompensiert. Dann wäre für ihn nichts gewonnen. Doch die Unsicherheit zum einen und die Zinserhöhungen zum anderen sorgen dafür, dass das Kapital in den Dollar fließt.

Federal Reserve steckt in der Zwickmühle

Der US-Präsident hat die US-Notenbank Federal Reserve (FED) bereits dazu aufgerufen, wegen der Währungsstärke die Zinsen nicht weiter zu erhöhen. Doch auch in den USA ist die Notenbank unabhängig und hat die boomende Konjunktur und die damit einhergehenden Inflationsgefahren im Auge. Auch hierfür ist Trump durch seine Steuerreform letztlich selbst verantwortlich. Eine an sich schon anständig laufende Konjunktur hat er, zwar auf Pump, aber eben doch weiter befeuert, mit dem Effekt, dass nun die Notenbank dagegen bremsen muss. Wobei sich die obersten US-Währungshüter zunehmend in einer Zwickmühle befinden. Sie wissen selbst um die Gefahr des steigenden Dollars. Dabei geht es nicht um die schwindende Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie. Dieser Effekt ist überschau- und kalkulierbar. Das Problem ist die hohe Verschuldung vieler Länder in US-Dollar insbesondere der Emerging Markets. Sie erwirtschaften die Zinskosten in ihrer eigenen Wirtschaft und eigenen Währung. Fällt  diese jedoch stark gegenüber der Währung, auf die der Kredit lautet, benötigen sie immer mehr Erträge in der heimischen Währung, um Zinsen und Tilgung noch leisten zu können.

Türkei könnte das Thailand von 1997 werden

Am Beispiel der Türkei wird das Problem ganz deutlich. Zwar wertet die Türkische Lira generell auch gegenüber fast allen anderen Währungen ab, doch der allgemein steigende Dollar verschärft das Problem noch. Über 400 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden hat die Türkei, das meiste (325 Mrd.) davon schuldet der Privatsektor und davon die Hälfte die Banken. Demgegenüber stehen gerade einmal Währungsreserven in einer Höhe von 25 Prozent, also rund 100 Milliarden. Zum Vergleich, Chinas Währungsreserven sind doppelt so hoch wie seine Auslandsverschuldung. Äußerst ungemütlich für die Türkei ist vor allem, dass 122 Milliarden Dollar dieser Auslandsschulden innerhalb eines Jahres fällig werden und zu im Grunde unbezahlbaren Zinsen refinanziert werden müssten. Der Türkei droht damit der Kollaps und womöglich der Auslöser einer neuen Finanzkrise der aufstrebenden Länder zu werden, wie einst Thailand in der ersten Krise der Emerging Markets 1997.

Erste Ansteckungseffekte bereits erkennbar

Längst ist nicht nur die Türkische Lira von der Unsicherheit betroffen. Der russische Rubel, der südafrikanische Rand, der polnische Sloty aber auch der chinesische Yuan und weitere Währungen der Region geben nach. So war es auch 1997. Es begann mit dem thailändischen Baht und griff auf die anderen Währungen über. Damals war die Auslandsverschuldung dieser Länder enorm hoch. Es ist die Verlockung der viel günstigeren Zinsen als die in der Heimatwährung, die zu dieser Auslandsverschuldung führen. Aus dem damaligen Kollaps hatten die Länder gelernt und die Auslandsverschuldung zum Teil durch Schuldenschnitte abgebaut. Seit 2007 ist sie aber wieder deutlich gestiegen, von 17 auf 54 Billionen US-Dollar. Natürlich wuchs die Wirtschaftsleistung der Länder in diesen Jahren enorm, doch auch im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt steht ein Anstieg von 120 auf 190 Prozent zu Buche.

Steigt der Dollar und fallen die genannten Währungen weiter, wächst die Gefahr eines Flächenbrandes. Die Folgen für die Aktienmärkte dürften wie vor 21 Jahren deutlich negativ sein. Donald Trump hätte dann mit seiner Politik genau das Gegenteil dessen erreicht, was er wollte. Anleger und Vermögensverwalter müssen derzeit deshalb besonders wachsam sein.

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