Flugmeilen für alle! Das wären die Auswirkungen für Lufthansa-, Airbus- und TUI-Aktien

Fool.de · Uhr

Wie könnte man das Problem lösen, dass zu viel geflogen wird, ohne hauptsächlich den „kleinen Mann“ zu treffen? Mit drastisch höheren Steuern jedenfalls nicht! Da allgemeine Verbote auch nicht gerade beliebt sind, wird es wohl auf freie Flugmeilenzertifikate für alle hinauslaufen müssen. Wie groß die Auswirkungen für die Aktien von Airbus, TUI und Lufthansa wären, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab.

Steuern und Verbote?

In der aktuell hitzig geführten Klimadebatte werden zum Teil heftige Zumutungen diskutiert. „Fleisch essen sollte verboten werden“, „Flugobst raus aus den Supermarktregalen“, und so weiter und so fort. Außerdem sollen die Steuern auf fossile Brennstoffe stark angehoben werden, um einen bewussteren Verbrauch zu forcieren.

Das Problem dabei: Wer eine sechsstellige Summe verdient, für den macht eine doppelt so hohe Rechnung für Strom, Wärme und Benzin nur einen vernachlässigbaren Bruchteil aus. Wer hingegen netto keine 20.000 Euro pro Jahr bekommt, für den können schon 5 Euro mehr pro Monat eine Katastrophe bedeuten, zumal man als Mieter oft nur zum Teil Einfluss auf die Heizkosten nehmen kann. Konzepte, die mit dem Vorschlaghammer eingeführt werden, sind sozialer Zündstoff.

Sind Verbote besser? Zumindest ist die EU bereits dabei, die Verbotsliste zu verlängern. Nach der Glühbirne sind nun beispielsweise ab 2021 bestimmte Plastik- und Styroporgegenstände wie etwa Einweggeschirr dran. Wer verbietet, der muss aber auch vernünftige Alternativen in der Hinterhand haben. Bei Leuchtmitteln und Tellern ist das gegeben. Aber was ist mit dem Fliegen?

Wenn die Krankenschwester sich nach einigen anstrengenden Arbeitsmonaten zwei Wochen auf den Kanaren all-inclusive erholen möchte, dann hat sie sich das verdient. Und wenn der Pizzabäcker zu Weihnachten seine Familie auf Sizilien besuchen will, dann braucht er dazu einen bezahlbaren Flug.

Klar könnte man sagen, dass die Krankenschwester doch besser an den schönen Chiemsee fahren soll und der Pizzabäcker seine Liebsten genauso per Videokonferenz begrüßen könnte. Aber so funktioniert das nicht, da würden nur weitere Wutbürger produziert.

Freie Flugmeilenzertifikate???

Optimal wäre eine Lösung, die das Flugaufkommen senkt, ohne einfachen Bürgen etwas wegzunehmen. Hier kommen die Flugmeilenzertifikate ins Spiel, die die Erlaubnis für eine bestimmte Flugstrecke darstellen und wie Wertpapiere handelbar sind. Den Handel mit Emissionszertifikaten gibt es ja schon. Dort wird die Gesamtmenge jährlich reduziert, sodass die Zertifikate immer teurer werden, wenn es nicht gelingt, den Verbrauch mindestens so schnell zu reduzieren.

Dass der Flugverkehr in Europa bereits in den Handel mit Emissionszertifikaten eingebunden ist, verteuert zunächst das Fliegen innerhalb der EU für alle, was nicht nur als sozial ungerecht wirkt, sondern auch die groteske Folge hat, dass weiter entfernte Ziele wie Türkei und Karibik, die zumindest bis 2024 von der Abgabe befreit sind, im Vorteil sind.

Würde man jeden Bürger kostenlos mit Flugmeilenzertifikaten ausstatten, dann könnte jeder frei wählen, ob er eine oder zwei Reisen zum gleichen Preis wie zuvor unternimmt oder darauf verzichtet und dafür Geld von einem wohlhabenden Vielflieger bezahlt bekommt. Da die Gesamtmenge an Zertifikaten jährlich reduziert wird, dürften die Preise für den Erwerb zusätzlicher Zertifikate so stark ansteigen, dass sich ein Umdenken von allein einstellt.

Die Folgen für die Flugwirtschaft

Wer also seine Zertifikate verkauft, anstatt sie zu nutzen, der hat ein Extrataschengeld für eine Reise ohne Flug. Für Reiseveranstalter wie etwa die TUI muss das also nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Sie können sich dann verstärkt auf Alternativen wie Kreuzfahrten und Bahnreisen konzentrieren.

Anders sieht es bei der Lufthansa aus, deren Wachstumschancen bereits durch den Emissionshandel begrenzt werden. Beschränkte sich das System auf Europa, dann wären zudem die außereuropäischen Konkurrenten im Vorteil. Noch stärker wäre wahrscheinlich Airbus betroffen. Die Deckelung der Passagierflugkilometer hätte direkte Auswirkungen auf das Absatzpotenzial. In der Zuliefererkette sitzt dabei auch beispielsweise der DAX-Kandidat MTU Aero Engines mit im Boot.

Klar ist aber auch, dass Maßnahmen dieser Art viele Jahre dauern, bis sie eingeführt werden. Bis dahin können wir uns Gedanken machen, welche Unternehmen davon profitieren könnten, wenn es tatsächlich gelingt, den luftverpestenden Flugverkehr ein Stück weit zurückzudrängen.

Vergiss Elektroautos - dieser Markt könnte viel größer werden

Milliardenschwere Forschungsprogramme treiben die Entwicklung von Wasserstoff jetzt voran. Vor unseren Augen entwickelt sich eine gewaltige Industrie. Und es gibt zwei Player, die unserer Analyse nach jetzt bereits davon besonders profitieren könnten!

Lies alle Infos jetzt in der kostenlosen Studie „Wasserstoff: Ein schlafender Riese erwacht!“ von The Motley Fool Deutschland. Einfach klicken, um jetzt herauszufinden, wie du von diesem Megatrend profitieren könntest! Plus: zwei Aktien, die wir für besonders spannend halten — jetzt kostenlose Studie „Wasserstoff: Ein schlafender Riese erwacht!“ anfordern.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Foto: Getty Images

Meistgelesene Artikel