Frankreich-Wahl und Asien-Börsen geben Dax kräftig Schwung

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Der Dax knüpft an die Gewinne vom Freitag an. Die jüngst aufgestellte Rekordmarke rückt wieder näher. Börsianer sehen aber Warnsignale.

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt können sich am Montag über einen freundlichen Börsenauftakt freuen. Mit Rückenwind durch positive Vorgaben asiatischer Handelsplätze und den Ausgang der französischen Parlamentswahlen startete der Dax mit Gewinnen. Zur Börseneröffnung notierte der deutsche Leitindex fast 1 Prozent im Plus bei gut 12.870 Punkten. Damit knüpfte der Dax an seine Gewinne vom Freitag an und nahm wieder Kurs auf sein am Mittwoch erreichtes Rekordhoch von 12.921 Punkten.

Bei der französischen Parlamentswahl am Sonntag hatte das Parteibündnis des französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung gewonnen. Damit sicherte sich der sozialliberale Präsident eine komfortable Machtbasis für seine Reformen, mit denen er unter anderem Frankreichs Wirtschaft international wieder konkurrenzfähig machen will.

An den asiatischen Börsenplätzen profitierten die Aktienkurse von einem deutlichen Anstieg der japanischen Exporte. In Tokio kletterte der Nikkei wieder deutlich über 20.000 Punkte, auch wenn Experten mit einem noch etwas stärkeren Exportwachstum gerechnet hatten. An Chinas Börsen ging es ebenfalls kräftig bergauf. Der Indexanbieter MSCI will laut Börsianern in dieser Woche über die Aufnahme chinesischer Werte in seine weltweiten Indizes entscheiden.

Risiko von Rückschlägen wächst

Trotz des freundlichen Wochenstarts müssen sich Anleger aber auf raueres Fahrwasser einstellen. Experten bleiben längerfristig zwar zuversichtlich, sehen nach dem starken Aktienlauf der vergangenen Monate aber Ermüdungserscheinungen. Da Aktien ihr fundamentales Potenzial ausgereizt hätten, blieben sie anfällig für Rückschläge, sagte Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba.

In den vergangenen Tagen hatten Kursrückschläge bei US-Technologiewerten für Skepsis gesorgt. Nicht wenige Marktbeobachter halten sie inzwischen für überbewertet. Das hatte zwischenzeitlich die Börsen auch hierzulande belastet. Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar verwies zudem darauf, dass der Dax in den vergangenen Wochen oftmals gegen Tagesschluss geschwächelt habe. Investoren hätten vor dem Feierabend also eher Kasse gemacht. Kurzfristig sei dies durchaus besorgniserregend. Denn fühlten sich Anleger sicher, blieben sie eher im Markt.

Kaum größere Kurstreiber

In der neuen Woche dürfte sich zeigen, ob an diesen Risiken etwas dran ist. Auch das fundamentale Aktienmarktumfeld lässt derzeit laut Experten kaum größere Kurstreiber erkennen. Allein aus der Tatsache, dass die vielen politischen Risiken sich bisher nicht realisiert hätten, lassen sich laut Helaba-Expertin Windt keine weiteren Impulse ableiten. Bei den großen Investitionsplänen des US-Präsidenten Donald Trump gebe es bisher wenig Konkretes, politische Risiken in der Eurozone könnten jederzeit wieder hochkochen und in Frankreich müssten die angekündigten Reformen erst einmal umgesetzt werden.

Aktienmarktstratege Andreas Hürkamp von der Commerzbank blickt bei seiner vorsichtigen Einschätzung zudem auf die Wirtschaftsentwicklung. “Für die Sommermonate spricht einiges für eine Dax-Konsolidierung,” wie der Experte in einer Studie schrieb. Das Wachstum in den USA und China schwäche sich ab, der zuletzt stärkere Euro trübe die deutschen Exportaussichten und deutsche Autowerte litten unter dem anhaltenden Diesel-Skandal. Zudem zeige sich nach dem zuletzt guten Lauf des Dax mittlerweile eine große Sorglosigkeit unter den Investoren.

Überschaubare Konjunkturagenda

Auf größere Impulse von der Konjunkturseite können Investoren in der neuen Woche derweil angesichts eines überschaubaren Datenkalenders wohl nicht bauen. Erst am Freitag wird es mit den dann anstehenden Stimmungsdaten aus der Dienstleistungsbranche und der Industrie der Eurozone sowie den USA spannender.

Unternehmensseitig richten sich die Blicke im Zuge der Pariser Luftfahrtmesse auf Luftfahrtwerte. In diesem Zusammenhang steht vor allem Airbus im Fokus. Einem Medienbericht zufolge kann der Luft- und Raumfahrtkonzern auf einen rund 5 Milliarden US-Dollar schweren Auftrag aus Peru hoffen. Der Billigflieger Viva Air Peru wolle rund 30 Flugzeuge vom Typ A320neo und 15 Jets vom Typ A320ceo bestellen, hieß es. Derzeit leidet Airbus darunter, dass sein Flaggschiffs A380 kaum noch gefragt ist.

Ebenfalls einen Blick wert sind die die Aktien der Startup-Schmiede Rocket Internet. Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero, an dem Rocket mit rund 35 Prozent beteiligt ist, peilt bei seinem Börsengang ein Gesamtvolumen von bis zu fast einer Milliarde Euro an. Platziert werden sollen bis zu rund 39 Millionen Aktien für einen Preis zwischen 22,00 und 25,50 Euro. Die Papiere sollen erstmals am 30. Juni gehandelt werden.

Im Fokus steht zudem die einzige Änderung in der Zusammensetzung der Dax-Familie, die am heutigen Montag in Kraft tritt: Im Kleinwerte-Index SDax ersetzt das Immobilienunternehmen Grand City Properties die Online-Lotterie Zeal Network.

onvista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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