GE zerteilt sich weiter ++ Trump droht Harley-Davidson ++ Jack Daniels wird teurer

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Reaktion von Brown-Forman auf die von der EU verhängten Straffzölle auf US-Produkte dürfte Donald Trump wesentlich besser gefallen, als die von Harley-Davidson. „Wir werden die Preise in den nächsten Monaten erhöhen“, bestätigte ein Sprecher des im S&P gelisteten Spirituosenkonzerns aus Louisville im US-Bundesstaat Kentucky heute auf Nachfrage. Grund seien die zusätzlichen EU-Zölle in Höhe von 25 Prozent, die als Vergeltungsmaßnahme für von der US-Regierung verhängte Strafzölle beschlossen worden seien. Allerdings werde diese zusätzliche Abgabe nicht sofort und auch nicht in voller Höhe bei den Kunden ankommen.

Da Jack Daniel’s und die anderen Marken des US-Konzerns mit einigem Vorlauf nach Deutschland und Europa geliefert würden, dürfte es mehrere Monate dauern, bis sich die Preiserhöhungen im Handel niederschlagen. Und auch dann dürfte sich der Whiskey für Endkonsumenten nur um rund zehn Prozent verteuern, so der Sprecher. Bei Brown-Forman hoffe man zudem auf eine rasche Einigung im Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und der EU, durch den die geplanten Preissteigerungen letztlich gar nicht nötig würden.

Das im Zollstreit keine Einigung mit den beteiligten Parteien in Sicht ist, scheint sich auch auf das amerikanische Verbrauchervertrauen auszuwirken, die Stimmung hat sich überraschend verschlechtert. Im Juni fiel das Barometer für das Verbrauchervertrauen auf 126,4 Zähler von 128,8 Punkten, wie das Institut Conference Board am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einer Stagnation gerechnet.

Die befragten Verbraucher schätzten sowohl die Aussichten als auch die Lage schlechter ein als zuletzt. Die Konsumenten bilden mit ihren Ausgaben das Rückgrat der amerikanischen Konjunktur, da der private Konsum etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht.

Abseits der Handelsstreitigkeiten versuchen die US-Indizes ähnlich wie der DAX einen zarten Erholungsversuch. Zuversicht sieht allerdings anders aus. Die Gegenbewegung die wir heute sehen steht auf ganz wackeligen Beinen. Die Zoll-Unstimmigkeiten zwischen der USA, China und der EU drücken aber nicht nur den Anlegern auf das Gemüt. Auch der US-Präsident scheint dünnhäutiger zu werden, wie die Drohungen gegen Harley-Davidson zeigen.

Donald Trump ist fuchsteufelswild

Der US-Präsident hat dem Motorradbauer Harley-Davidson wegen dessen geplanter Verlagerung von Teilen der US-Produktion im Zuge der EU-Vergeltungszölle mit heftigen Konsequenzen gedroht. „Eine Harley sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden“, twitterte Trump am Dienstag. Mitarbeiter und Kunden seien bereits sehr wütend. Wenn das Unternehmen seine Ankündigung wahr mache, bedeute dies „den Anfang vom Ende“, schrieb Trump und drohte: „Sie werden besteuert wie nie zuvor!“.

In einem anderen Tweet hieß es zuvor bereits: „Harley muss sich im Klaren sein, nur mit einer hohen Steuer zurück in die USA verkaufen zu können“. Der Motorradhersteller hatte am Montag erklärt, durch den Schritt sollten zusätzliche Zölle umgangen und so eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermieden werden. Trump, der Harley-Davidson schon am Vortag gerügt hatte, beschuldigte die Firma nun zudem, die Zollpolitik nur als vorgeschobene Begründung für den Abbau von Produktionskapazitäten in den USA zu benutzen.

Harley-Davidson habe – lange bevor die Zölle verhängt wurden – angekündigt, einen Großteil seines Werks in Kansas City nach Thailand zu verlagern, behauptete Trump. „Sie benutzen Zölle/Handelskrieg nur als Ausrede.“ Tatsächlich hatte der Hersteller bereits vor über einem Jahr bekanntgegeben, eine Fabrik in Thailand zu bauen. Zölle waren damals allerdings nicht als Grund von Harley-Davidson genannt worden. Es gehe darum, die Präsenz im asiatisch-pazifischen Markt zu erhöhen, hieß es. Bis dahin war Trump eigentlich ein großer Fan der Firma gewesen. „Wir sind stolz auf euch! Made in America, Harley-Davidson“, hatte er vorher noch bei einem Empfang im Weißen Haus gejubelt. Die gute Stimmung scheint ihm mittlerweile vergangen zu sein.

General Electric stellt alles auf den Prüfstand

Der strauchelnde US-Industrieriese sucht mit einer Radikalkur den Weg aus der Krise. Der Konzern will sich künftig nur noch auf die mehr Wachstum versprechenden Felder Kraftwerke, Alternative Energien und Luftfahrt konzentrieren. Die Medizintechnik werde hingegen ausgegliedert und die Öl- und Gastochter Baker Hughes in den kommenden zwei bis drei Jahren verkauft, teilte der Siemens-Rivale heute in Boston mit. Die Schritte kommen einer Zerschlagung der 126 Jahre alten Industrieikone gleich.

Die GE-Aktie gewann zum Handelsbeginn an der Wall Street fast 6 Prozent, Baker Hughes bewegte sich hingegen kaum. GE-Chef John Flannery, der den US-Mischkonzern nun seit August 2017 führt, sprach von einem Meilenstein in der Geschichte des Konzerns. GE werde durch die Einschnitte agiler und könne zudem Schulden abbauen, sagte er. Bis 2020 sollen diese um 25 Milliarden Dollar runter. Zudem rechnet GE mit Einsparungen bei den Verwaltungskosten in Höhe von mindestens 500 Millionen US-Dollar im gleichen Zeitraum.

Die Zeichen stehen bei GE schon bereits seit Jahren auf Veränderung. Flannerys Vorgänger Jeffrey Immelt hatte das riesige Portfolio, zu dem einst untere anderem auch Kühlschränke, Kunststoffe und die Sendergruppe NBC gehörten, zurechtgestutzt und etwa große Teile der Finanzsparte GE Capital verkauft. Letztere soll laut Flannery weiter schrumpfen, vor allem das Versicherungsgeschäft hat er im Auge.

Die Finanzgeschäfte sind mit ein Grund für die aktuelle Misere. Im ersten Quartal hatten die Altlasten dem Konzern einen Milliardenverlust eingebrockt. Grund waren hohe Rückstellungen aufgrund von Ermittlungen der US-Justiz wegen zweifelhafter Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise gewesen.

Konzernchef Flannery hatte bereits angekündigt, Firmenteile im Wert von 20 Milliarden Dollar zu versilbern. Einiges wurde bereits eingeleitet. So wird die Zugantriebssparte GE Transportation mit dem Zugausrüster Wabtec zusammengelegt. Das Geschäft mit industriellen Gasmotoren soll an den Finanzinvestor Advent verkauft werden, wie GE am Montag mitgeteilt hatte.

Nun sollen auch der Ölfeldausrüster Baker Hughes und die Gesundheitssparte dran glauben. Ein Fünftel der Medizintechnik will Flannery verkaufen, den Rest an die Aktionäre weiterreichen. Für die Analysten der Ratingagentur Standard & Poor’s ist das ein Grund, eine Abstufung der Bonitätsratings zu prüfen. Der geplante Verkauf der Gesundheitssparte führe zwar zum Schuldenabbau, schmälere allerdings auch den Barmittelzufluss, so die Argumentation. Durch die Konzentration auf weniger Geschäftsfelder werde zudem das Risiko künftig weniger breit gestreut, GE dadurch anfälliger.

Auch die Analysten von J.P. Morgan sind noch nicht überzeugt. De facto handele es sich bei den Maßnahmen um eine Kapitalerhöhung. Die Experten befürchten zudem Einschnitte bei der Dividende. GE will nach eigenen Angaben die Dividendenpolitik bis zur Ausgliederung der Medizintechnik beibehalten. Danach soll sich die Ausschüttung aber an der der Konkurrenz orientieren. Laut J.P. Morgan dürfte damit die Ausschüttungsquote von vormals 75 Prozent der freien Mittel aus dem Industriegeschäft auf 40 bis 50 Prozent sinken.

Konzernchef Flannery ist angesichts des Niedergangs des Konzerns zum Handeln gezwungen. Allein im vergangenen Jahr verloren die GE-Aktien 45 Prozent an Wert, in diesem Jahr waren es bislang 27 Prozent. Der Wertverfall an der Börse hat auch Konsequenzen für die Mitgliedschaft im US-Leitindex Dow Jones Industrial, dessen Gründungsmitglied GE einst war. Seit heute gehört die GE-Aktie dem Index der größten 30 US-Unternehmen nicht mehr an. Den Platz nimmt nun die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens ein.

Die Anleger begrüßen die neuen Pläne. Die Aktie legt über 6 Prozent zu.

Kurz und knapp:

Spotify: Die britische Investmentbank Barclays hat den schwedischen Musik-Streaming-Dienst mit „Overweight“ und einem Kursziel von 210 US-Dollar in die Bewertung aufgenommen. Der Musikstreamingdienstleister habe das Rezept für eine steigende Marktkapitalisierung, denn er sei innovativer als die Wettbewerber, schrieb Analyst Ross Sandler in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das Unternehmen berge auch großes Margenpotenzial.

Intel: Der plötzliche Chefwechsel beim Chiphersteller Intel bereitet dem US-Analysehaus Bernstein Sorgen. Durch das entstandene Vakuum an der Spitze des Konzerns dürften die Gewinnerwartungen erst einmal nicht mehr so stark nach oben revidiert werden wie zuletzt, schrieb Analyst Stacy Rasgon in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Er sieht das mögliche Aufwärtspotenzial für die Aktie nun als begrenzt an, selbst wenn die Ergebniskennziffern sich vorerst noch verbessern sollten. Vielmehr dürften nun die strukturellen Herausforderungen für den Konzern stärker zutage treten, was den Gewinnverbesserungen womöglich sogar ein abruptes Ende setzen könnte. Der Experte stufte deshalb sein Votum für die Aktie von „Market-Perform“ auf „Underperform“ ab und senkte das Kursziel von 54 auf 42 US-Dollar. Damit traut er dem Papier ein Rückschlagrisiko von rund 17 Prozent zu.

Lennar: Überraschend gute Quartalszahlen veröffentlichte das Wohnungsbau-Unternehmen. Der Gewinn wurde um 45 Prozent auf 310 Millionen Dollar gesteigert. Die Aktien schnellen um rund 7 Prozent in die Höhe.

Von Markus Weingran

Foto: Joseph Sohm / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel