Geschenktes Geld vom Chef? Mitnehmen!

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist ein Geschenk, trotzdem wird es oft nicht angenommen: die vermögenswirksamen Leistungen. Berufstätige lassen sich 1,6 Milliarden Euro durch die Lappen gehen – Jahr für Jahr. Das hat der Bundesverband der deutschen Banken jüngst errechnet. Vermögenswirksame Leistungen, kurz VL, sollen Arbeitnehmern dabei helfen, Vermögen aufzubauen, und sind eine richtig gute Sache. Vor allem dann, wenn das Geld clever angelegt wird – und zwar an der Börse. Mit VL-Aktienfonds lassen sich nämlich ziemlich stattliche Renditen einfahren. Das kleine Extra vom Chef sollte sich deshalb auch niemand entgehen lassen.

Bis zu 40 Euro monatlich können Arbeitnehmer, Auszubildende, Beamte, Richter oder Soldaten vom Arbeitgeber erhalten. Das klingt erstmal nicht besonders üppig, läppert sich aber über die Jahre. Zumal es auch noch eine staatliche Arbeitnehmer-Sparzulage on top gibt, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Denn wer nicht über ein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 20.000 Euro (Ehepaare 40.000 Euro) verfügt, bekommt diese Zulage vom Staat. Bei einer VL-Anlage in Aktienfonds fällt die Förderung mit 20 Prozent oder maximal 80 Euro am höchsten aus. Bei Banksparplänen gibt es übrigens keine Förderung, bei Bausparvertrag und Tilgung eines Baukredits – zwei weitere VL-Varianten – gibt es weniger Arbeitnehmer-Sparzulage. VL-Verträge laufen über sechs Jahre, gefolgt von einem beitragsfreien siebten Jahr, in dem der Vertrag ruhen muss. Erst dann kann der Sparer über das Geld verfügen oder er lässt es einfach weiter liegen.

Stattliche Renditen mit deutschen Aktien

Vor allem VL-Sparpläne auf Aktienfonds bieten Sparern langfristig richtig gute Renditechancen. Das zeigt eine Analyse des Fondsverbandes BVI. Die Rendite eines VL-Sparplans auf Fonds mit Schwerpunkt deutsche Aktien, in den über einen Zeitraum von sechs Jahren monatlich 40 Euro, also insgesamt 2.880 Euro eingezahlt wurden, war rückblickend ziemlich gut. Berechnungen für alle Siebenjahres-Zeiträume seit 1962 zeigen, dass die in dieser Zeit angefallenen 50 Sparpläne ohne die staatliche Zulage eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,6 Prozent erzielt hätten. Aus 2.880 Euro wurden stolze 3901 Euro. Mit Sparzulage waren es sogar durchschnittlich 10,5 Prozent pro Jahr. Ob mit oder ohne Zulage: VL-Sparen in Aktienfonds lohnt sich! Vor allem dann, wenn man den Vertrag viele, viele Jahre laufen lässt, auch dazu liefert der BVI Zahlen. Da wird dann aus einem kleinen Vermögen, mit der Zeit ein mittleres.

Das lassen sich viele Arbeitnehmer entgehen, weil sie sich nicht kümmern. Die vermögenswirksamen Leistungen sind freiwillige Leistungen des Arbeitgebers, die aber für viele Berufe im Tarifvertrag garantiert werden. Sie fließen aber eben leider nicht automatisch. VL-Sparer müssen selber aktiv werden. Sie müssen klären, ob sie das Extra vom Chef bekommen. Falls das der Fall ist, eröffnen Sie einen VL-Vertrag bei einer Fondsgesellschaft oder Bank und informieren den Chef dann, wohin das Geld fließen soll. Das dauert maximal ein oder zwei Stunden – ein bisschen Recherche inklusive. Übrigens müssen die vermögenswirksamen Leistungen versteuert werden, weil sie das Bruttogehalt erhöhen. Angesichts der üppigen Renditen und gegebenenfalls Zulagen, ist das aber zu vernachlässigen. Lassen Sie sich das Geschenk nicht entgehen!

Titelfoto: ITTIGallery / Shutterstock.com

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