Gewalt in Jerusalem hält an - Israel feiert Einnahme von Ostteil 1967

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

- von Jeffrey Heller

Jerusalem (Reuters) - In Jerusalem haben sich auch am Montag Palästinenser und israelische Polizisten Auseinandersetzungen vor der Al-Aksa-Moschee geliefert. Augenzeugen zufolge warfen Hunderte Palästinenser Steine auf die Polizei, die Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse einsetzte. Der palästinensische Rote Halbmond teilte mit, mehr als 275 Palästinenser seien verletzt worden, über 200 von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Polizeiangaben wurden zwölf Beamte verletzt. Bereits am Sonntag war es zu Gewalt zwischen beiden Seiten gekommen, die international Besorgnis ausgelöst hat.

Die Spannungen sind derzeit besonders hoch, da Israel am Sonntag und Montag den sogenannten Jerusalem-Tag beging, mit dem jedes Jahr die Einnahme des Ostteils der Stadt und der Altstadt im Zuge des Sechs-Tage-Krieges 1967 gefeiert wird. Die Al-Aksa-Moschee ist die drittwichtigste Stätte für Muslime. Diese feiern dieser Tage das Ende des Fastenmonats Ramadan.

Die Polizei teilte mit, sie habe Tausende Beamte in den Straßen Jerusalems und auf den Dächern der Häuser im Einsatz, um Ruhe und Frieden zu wahren. Jüdischen Gruppen sei es untersagt worden, den ihnen heiligen Platz zu besuchen, auf dem die Al-Aksa-Moschee steht. Dort befanden sich nach jüdischer Überlieferung biblische Tempel. Außerdem werde erwogen, den Marsch Tausender Fahnen schwenkender Israelis anlässlich des Jerusalem-Tages umzuleiten. Der Weg führt traditionell durch das Damaskus-Tor der Altstadt und das muslimische Viertel. Die Altstadt Jerusalems ist seit langem umstritten, dort gibt es Stätten, die gläubigen Juden, Christen und Muslimen heilig sind.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, seine Regierung sei entschlossen, Recht und Ordnung in der Stadt aufrecht zu halten und zugleich Religionsfreiheit und Toleranz für alle zu gewährleisten. Ein Sprecher von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas sagte, israelische Besatzungstruppen hätten brutal angegriffen. Das israelische Militär kündigte an, ein am Sonntag begonnenes Großmanöver werde zunächst unterbrochen. Generalstabschef Aviv Kohavi habe die Streitkräfte angewiesen, sich stattdessen auf "Eskalations-Szenarien" vorzubereiten.

Israel betrachtet ganz Jerusalem als seine Hauptstadt, auch den Ostteil. Dessen Annexion durch Israel ist international nicht anerkannt. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines eigenen Staates im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen. Verschärft wurden die Spannungen durch Pläne, Häuser palästinensischer Familien im Stadtteil Scheich Dscharra in Ost-Jerusalem zu räumen. Das Land, auf dem sie leben, wird von jüdischen Siedlern beansprucht. Eine für diesen Montag angesetzte richterliche Anhörung wurde verschoben.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres drückte Besorgnis über die gewaltsamen Zusammenstöße und die mögliche Vertreibung palästinensischer Familien aus ihren Häusern aus. Er rief Israel auf, weitere Zwangsräumungen einzustellen. Für Montag war eine Beratung des UN-Sicherheitsrates über die Lage in Jerusalem vorgesehen. Auch die USA zeigten sich sehr besorgt über die jüngste Gewalt.

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