Gold – Alles nur ein großer Bluff?

Markus Bußler · Uhr

Wären wir an einem Pokertisch, dann würde man sagen: Der Markt hält sein Blatt gut versteckt. Obwohl Gold und Silber in den vergangenen Tagen ein wenig steigen konnten, fehlt hinter der Bewegung nach wie vor die Dynamik, die sich die Bullen eigentlich wünschen würden. Zudem notieren die Edelmetalle heute zum Handelsauftakt schwächer. Unnötig zu sagen, dass das wieder einmal mit einem stärkeren Dollar einhergeht.

Das Ganze ist jetzt ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann man der Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage nicht trauen. Und ganz ehrlich: Ich kenne auch niemanden, der das tut. Andererseits besteht natürlich gerade hier die „Gefahr“, dass der Markt einfach weiterläuft und sich so eine Rallye entwickelt, bei der praktisch keiner dabei ist. Und solche Rallys haben jede Menge Potenzial. Doch wie gesagt: Der Markt hält sich nach wie vor sehr bedeckt. Und, auch wenn ich mich wiederhole: Solange wir unter 1.240/1.267 Dollar notieren, müssen wir die Bewegung als korrektive Bewegung im Abwärtstrend ansehen, die uns noch ein tieferes Tief bescheren kann (nicht muss). Um zur Pokersprache zurückzukehren: Anleger werden an der Stelle einen Teufel tun und „all in“ gehen. Aber sie werden ganz sicher auch nicht in Panik „fault“ rufen und aufgeben. In den nächsten Tagen müssen die Bären zeigen, ob ihr Blatt wirklich so gut ist, wie sie glauben. Zweifel sind durchaus angebracht.

Die Bullen haben eigentlich gute Argumente auf ihrer Seite: Die rekordhohe Summe an Shorts, die die Spekulanten - also die Hedge Fonds - in den vergangenen Wochen angehäuft haben, mag auf den ersten Blick furchteinflößend aussehen. Doch die Vergangenheit zeigt: In den letzten Jahren hat das immer zu einem Short-Squeeze geführt, der den Goldpreis nach oben katapultiert hat. Die prominentesten Beispiele hierfür waren sicherlich der Dezember 2015 oder auch der Dezember 2016. Beide Male geriet Gold unter Druck, beide Male bauten die Spekulanten hohe Shortpositionen auf und reduzierten ihre Longs. Doch jedes Mal wurden die Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt und mussten in der anschließenden Rallye ihre Shorts eindecken und befeuerten damit noch einmal den Aufwärtstrend. Ist es dieses Mal ähnlich?

Noch ist es sicherlich zu früh, dies zu sagen. Doch eine Entspannung im Handelsstreit zwischen China und den USA dürfte die Flucht in den US-Dollar, die wir zuletzt gesehen haben, wieder abebben lassen. Und ein schwächerer Dollar wird den Goldpreis unter die Arme greifen. Auch hier gilt aber mit Blick auf den Chart: Einen Schuss haben die Dollar-Bullen noch. Das könnte den Dollar-Index noch bis in den Bereich von 98 Punkten bringen. Doch dort sollte dann Schluss sein mit dem Dollar-Anstieg.

Kurzum: Blickt man auf Chart und Sentiment für Gold, dann kann man Angst bekommen. Doch ganz so ausweglos, wie viele die Situation sehen, ist sie sicherlich nicht. Der Sturz unter 1.000 Dollar ist keineswegs beschlossene Sache. Auch wenn kurzfristig die Bären noch eine Chance auf ein tieferes Tief haben, gehört die Zukunft den Bullen. Gelingt der Ausbruch über die Widerstandszone zwischen 1.240/1.267 Dollar, dann dürfte der Angriff auf das Mehrjahreshoch bei 1.366 Dollar eher früher als später beginnen.

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