Handel wird nach Corona digitaler - Innenstädte sollen attraktiver werden

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Berlin (Reuters) - Nach der Virus-Pandemie dürfte der Handel in Deutschland Experten zufolge noch digitaler werden.

Damit Ladengeschäfte vor allem in Innenstädten deshalb noch eine Zukunft haben können, sei auch die Politik gefragt, sagte der Präsident des Handelsverband HDE, Josef Sanktjohanser, am Montag auf einer Digitalkonferenz des Arbeitgeberverbands BDA. Die Kommunen müssten mehr finanziellen Spielraum bekommen, um mit Investitionen die Innenstädte attraktiver zu machen. Im Zuge des Online-Trends will die Drogeriekette Douglas ihr E-Commerce-Geschäft ausbauen und das Filialnetz ausdünnen. Die Filialen könnten nur überleben, wenn sie mehr Beratung und Service böten, sagte Douglas-Chefin Tina Müller. Die Läden müssten aber auch an den E-Commerce angebunden werden.

Die Virus-Pandemie und die Lockdowns mit geschlossenen Geschäften haben dazu geführt, dass viele Menschen erstmals oder deutlich mehr im Internet eingekauft haben. Der Trend dürfte bleiben. "Den Shift von Offline auf Online können wir nicht verhindern", sagte Müller. Ähnlich äußerte sich der Direktor des Instituts für Handelsforschung, Werner Reinartz: "Digitalisierung ist nicht alles, aber ohne Digitalisierung alles nichts." Der Handel werde aber künftig nicht nur näher am Internet dran sein, sondern auch vernetzer und stärker in das kommunale Umfeld eingebettet sein. Zudem würde der Handel nachhaltiger. Unternehmen müssten mehr in Technologie und Weiterbildung der Belegschaft investieren, sagte Personalmanagern Sandra Widmaier von der Otto Gruppe.

Wegen des aktuellen Lockdowns stehen laut HDE derzeit viele geschlossene Einzelhändler mit dem Rücken zur Wand. Die Branche setzt darauf, dass Bund und Länder am Mittwoch bei ihrem Corona-Gipfel Perspektiven für eine Öffnung aufzeigen. Sie sei hier "vorsichtig optimistisch", sagte Müller. HDE-Präsident Sanktjohanser plädierte dafür, den Datenschutz vorübergehend zu lockern und technische Möglichkeiten besser zu nutzen, um das Infektionsgeschehen besser nachverfolgen zu können.

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