Handelsstreit: China kündigt Gegenmaßnahmen an – Sind Daimler, BMW und VW wieder die Dummen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die USA haben die Sonderzölle auf Wareneinfuhren aus China empfindlich erhöht. Die Sonderabgaben auf Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar stiegen von Freitag an von bisher zehn auf 25 Prozent. Die Neuregelung trat am Freitag kurz nach Mitternacht in Kraft.

China sieht nicht tatenlos zu

Das Reich der Mitte bedauere den Schritt der USA zutiefst, erklärte das Handelsministerium in Peking am Freitag. Man hoffe, dass ein Kompromiss auf der Basis von Kooperation und Beratungen möglich sei. Einzelheiten zu den angedrohten Gegenmaßnahmen wurden nicht genannt.

Die aktuellen Gegenmaßnahmen

Als Retourkutsche für die ersten Strafzölle der USA auf chinesische Importe hatte die Führung in Peking umgehend eigene Sonderabgaben auf Einfuhren aus den USA eingeführt. Die zusätzlichen Zölle wurden auf 106 Waren wie Sojabohnen, Autos und Chemieprodukte aus den USA verhängt. Den Wert der Importe gab das Handelsministerium in Peking mit 50 Milliarden Dollar an. Jetzt ist die Frage wie China weiter vorgeht. Erhöhen sie die bisherigen Straffzölle ebenfalls oder suchen sie sich neue Import-Ziele? Sollten die bestehen Strafzölle verschärft werden, dann dürfte dies die deutschen Autobauer Daimler und BMW besonders schmerzen.

Chinesische Strafzölle haben Gewinnwarnungen ausgelöst

Daimler hatte schon Mitte des vergangenen Jahres seine Prognosen unter anderem aufgrund des Handelsstreits gesenkt. Da die USA ihre Lieblingsfahrzeuge, Pick-Ups und SUV´s, selbst mit höheren Einfuhrzöllen schützen, hat Daimler die Produktion seiner Geländewagen in die USA verlegt und exportiert sie von dort in das Reich der Mitte. Sollte China jetzt die Strafzöllen auf US-PKW erhöhen, könnte dies Daimler erneut mit voller Wucht treffen. Daher dürften auch gerade die Stuttgarter gebannt darauf warten, wie die angekündigten Gegenmaßnahmen aussehen.

BMW hat ein ähnliches Problem

Auch BMW produziert einen Großteil seiner Geländewagen in den USA und setzt rund ein Viertel seiner Fahrzeuge auf dem chinesischen Markt ab. Somit hat sich der Handelsstreit zwischen den USA und China auch schon spürbar in der Bilanz der Münchener bemerkbar gemacht. Somit würde auch BMW an einer Erhöhung der Strafzölle für amerikanische Fahrzeuge deutlich zu knabbern haben.

VW die Ausnahme

Die Wolfsburger könnten weiteren Strafzöllen auf amerikanische PKW etwas gelassener entgegenblicken. Im Gegensatz zu ihren deutschen Konkurrenten hat VW nicht seine Produktion der großen PKW in die USA verlegt. Somit würde weiter mit den bekannten Problemen kämpfen, aber nicht unbedingt einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt sein.

Thema Strafzölle noch lange nicht ausgestanden

Sollten sich die USA und China in den kommenden Tagen doch noch einigen, dann dürften die deutschen Autobauer sicherlich aufatmen. Allerdings droht dann schon wieder neues Ungemach. Wenn Donald Trump das Thema China nach seinen Vorstellungen abgehakt hat, dann wird er sich die EU vorknüpfen. Um den Druck in den Verhandlungen, die bereits schon im mehr oder weniger im Hintergrund laufen, zu erhöhen, könnte der US-Präsident Strafzölle auf europäische PKW erheben. Mit dieser Maßnahme hat Donald Trump ja bereits schon mehrfach gedroht und die Kurse von Daimler & Co das ein und andere Mal unter Druck gesetzt.

Aktien heute verhalten unterwegs

So oder so bleiben die Aussichten für die deutschen Autobauer nicht unbedingt rosig. Obwohl der Dax heute eine Gegenreaktion zeigt und rund 1 Prozent zulegt, liegen die Aktien von Daimler und BMW nur leicht im Plus. Das Wertpapier von VW muss sogar ein leichtes Minus verkraften.

Von Markus Weingran

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Bild: 360b / Shutterstock.com

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