Handelsstreit: Hat Apple-Chef Cook den Präsidenten gezähmt? ++ BASF: Dividende soll perspektivisch angehoben werden ++ Argentinien: Ratingagenturen sind gnadenlos

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nachdem die letzte Woche erneut einen Sturm an den Aktienmärkten entfesselt hat, könnte diese Woche mit ein wenig ruhigeren Fahrwässern starten. Im Handelskonflikt scheint sich zunächst keine weitere Eskalation abzuzeichnen. Zudem sendet die US-Regierung vermehrt beschwichtigende Töne, um die Märkte zu beruhigen. „Es ist keine Rezession in Sichtweite“, sagte der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, am Sonntag dem Sender Fox. „Die Verbraucher haben Arbeit. Ihre Löhne steigen. Sie geben Geld aus und sie sparen welches.“ Die US-Wirtschaft sei trotz des schwelenden Handelsstreits mit China in guter Verfassung. Zu dem Konflikt sagte Kudlow, binnen zehn Tagen sollten hochrangige Vertreter beider Seiten wieder miteinander sprechen und wenn sich dies gut entwickele, sollten chinesische Vertreter wieder in die USA kommen.

Hat Apple-Chef Tim Cook den Präsidenten gezähmt?

Zudem könnte Apples CEO Tim Cook einen mäßigenden Einfluss auf den US-Präsidenten gehabt haben. Gegenüber Journalisten hat Trump betont, dass Cook bei einem Besuch im Weißen Haus am Freitag ein schlagendes Argument gegen die Strafzölle vorgebracht hätte. Der neuerliche Besuch von Cook war bereits das fünfte Treffen mit dem US-Präsidenten in nur einem Jahr. Cook habe ihn darauf hingewiesen, dass die Zölle den US-Konzern (vor allem seinem eigenen) enorm schaden können, wohingegen Huawei weniger betroffen ist. Apple könnte aufgrund seiner Lieferketten, Produktionsstätten und Absatzmärkte auch in China zu den größten Verlierern des Handelsstreits werden, sind sich viele Experten sicher. Der Konzern ist von den Zöllen getroffen und eines der ersten möglichen Ziele der chinesischen Regierung, falls sie weitere Gegenzölle oder andere Embargos verordnen wollen würden. Zudem scheint CookTrump auch mit handfesten Argumenten umgarnt zu haben. „Sie werden große Summen in den USA investieren. Großartig!“ schrieb Trump auf Twitter.

Argentinien bekommt Feuer von den Ratingagenturen – Finanzminister geht

Nahezu zeitgleich mit lauten Warnungen von Ratingagenturen vor einem wirtschaftlichen Niedergang Argentiniens hat deren Präsident den Finanzminister ausgetauscht. Nicolás Dujovne reichte am Samstag seinen Rücktritt ein. Das Amt wird Hernán Lacunza antreten, der bislang Wirtschaftsminister der Provinz Buenos Aires war. „Ich habe Vertrauen, dass er die geeignete Person für diese neue Etappe ist“, schrieb Macri auf Twitter.

Zuvor hatten am späten Freitagabend die US-Agenturen und Fitch ihre Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Landes herabgesetzt. Letztere senkte das Rating gleich um zwei Stufen auf „CCC“. Damit sind nach Einschätzung von Fitch nur bei günstiger Entwicklung Zahlungsausfälle vermeidbar. Wenig später schlug Standard & Poor’s in dieselbe Kerbe. Die Agentur senkte ihre Bewertung allerdings nur um eine Stufe auf „B-„, drohte aber mit weiteren Abstufungen. Die Begründung für den Schritt war ähnlich wie bei Fitch.

Nach den Vorwahlen waren die Aktienmärkte und der Peso eingebrochen. Die Regierung versprach daraufhin am Mittwoch Steuerkürzungen für Arbeiter und Angestellte, eine Streckung der Abgaben für kleine und mittelständische Unternehmen, Boni für Beschäftigte im öffentlichen Dienst und eine Anhebung des Mindestlohns. Zudem wurde der Benzinpreis für 90 Tage eingefroren. Nach Medienberichten war Dujovne mit diesen Maßnahmen nicht einverstanden.

Italien – 5-Sterne-Bewegung entzieht Salvini die letzte Unterstützung

In Italien sieht die 5-Sterne-Bewegung keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Chef ihres Regierungspartners Lega, Matteo Salvini. Salvini sei nicht mehr länger ein vertrauenswürdiger Gesprächspartner, erklärte die Bewegung am Sonntag nach einem Treffen von ranghohen Parteimitgliedern. Er habe sich als unseriös erwiesen, eine beschämende Kehrtwende gemacht und versucht, Bedingungen zu diktieren.

Salvini hatte vor einigen Tagen das Bündnis mit den 5 Sternen als nicht arbeitsfähig erklärt und platzen lassen. Seine Lega strebt ein Misstrauensvotum gegen den parteilosen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte an. Salvini peilt eine Neuwahl noch im Herbst an und hofft, danach selbst Regierungschef zu werden. Die 5 Sterne und die sozialdemokratische Partito Democratico (PD) verhinderten aber gemeinsam zunächst eine Debatte über den Misstrauensantrag.

Zuletzt gab es auch kritische Stimmen innerhalb der Lega, die Salvinis Kurs als zu riskant sehen. Die Lega könne am Ende in der Opposition landen, hatte Staatssekretär Giancarlo Giorgetti gewarnt. Wie es mit der Regierung weitergeht, hat Staatspräsident Sergio Mattarella in der Hand. Er allein kann das Parlament auflösen und eine Neuwahl anordnen. Er kann aber auch den Auftrag erteilen, ohne Neuwahl eine neue Mehrheit zu suchen und eine Regierung zu bilden.

Grand City Properties präsentiert solide Zahlen

Nachdem die Quartalsberichtsaison der Unternehmen so gut wie beendet ist, dürfte es von dieser Seite am Montag ruhiger zugehen. Einen Blick wert sein könnten die Aktien von Grand City Properties, nachdem der Wohnimmobilienkonzern am Morgen über seine aktuelle Geschäftslage informiert hatte. In den ersten sechs Monaten stiegen die Miet- und Betriebseinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 278 Millionen Euro. Das operative Ergebnis FFO 1 („Funds from Operations“) legte um sieben Prozent auf 106 Millionen Euro zu. Die Kennzahl gibt an, wie viel Geld dem Unternehmen aus dem laufenden Geschäft nach Abzug vor allem von Zinszahlungen und Steuern bleibt. Unter dem Strich stand im Berichtszeitraum ein Gewinn von knapp 250 Millionen Euro, das waren acht Prozent weniger als vor einem Jahr.

Vapiano verliert Führung

Vapiano-Papiere sackten auf Tradegate um 11,5 Prozent ab. Der Chef der angeschlagenen Restaurantkette, Cornelius Everke, kündigte am Sonntag überraschend seinen Rücktritt für Ende August an. In einer Mitteilung des Unternehmens wurden persönliche Gründe genannt. Bis ein Nachfolger gefunden ist, soll Aufsichtsratschefin Vanessa Hall das Unternehmen bis mindestens April 2020 führen.

Anfang des Jahres hatte Vapiano sein US-Geschäft – derzeit sechs Restaurants – für ein Finanzpaket von 20 Millionen US-Dollar an einen kalifornischen Dienstleister verkauft. Doch der Käufer zahlte nicht – am Freitag gab Vapiano dann bekannt, sich einen neuen Käufer suchen zu wollen. Diese Finanzspritze wäre wichtig gewesen für die angeschlagene Kette mit ihren weltweit derzeit etwa 230 Restaurants.

BASF will Dividende anheben

Der Chemiekonzern BASF  will trotz der jüngsten Gewinnwarnungen seine Dividende perspektivisch anheben. „Ich denke, die Investoren haben die Gründe für die schwächere Performance und Prognose ganz gut verstanden. … Wir wollen die Dividende nicht nur mindestens halten, sondern kontinuierlich steigern“, sagte Konzernchef Martin Brudermüller dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). BASF-Titel stiegen auf Tradegate um 0,8 Prozent.

Kurz und knapp:

ElringKlinger: Angesichts der Flaute im weltweiten Autogeschäft will der Zulieferer ElringKlinger  in diesem Jahr 50 Millionen Euro an Sachkosten einsparen und zudem deutlich weniger investieren. „Wir haben Unterauslastung in einigen Werken oder Bereichen“, sagte Vorstandschef Stefan Wolf in Zeitungsinterviews. ElringKlinger hatte im zweiten Quartal einen Verlust von 8,6 Millionen Euro verbucht und bereits ein Sparprogramm angekündigt. Die Aktien büßten auf Tradegate 1 Prozent ein.

Continental: Die Papiere von Continental fielen auf Tradegate um 1,2 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs stufte die Aktien von „Buy“ auf „Neutral“ ab und senkte das Kursziel von 142 auf 118 Euro. Der jüngste Kursanstieg bei den Autozulieferern sei angesichts der jüngsten Fundamentaldaten ungerechtfertigt, schrieb Analystin Gungun Verma in einer Branchenstudie. Risiken bestünden weiter für die weltweite Produktion und die Margen.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: Lightspring / Shutterstock.com

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