Handelsstreit: Und mal wieder wird zurückgerudert – Trumps Zoll-Senkungs-Dementi zieht der Aktienrallye vorerst den Stecker

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein „Phase 1 Deal“ und sogar gegenseitige Zusagen, dass die Zölle auf beiden Seiten schrittweise gesenkt werden, diese von den USA und China hingeworfenen Zuckerstücke hatten die Aktienmärkte in den letzten Tagen springen lassen und an den US-Börsen für neue Rekordstände gesorgt. Die meisten der Experten und Marktbeobachter waren ohnehin skeptisch angesichts der vergangenen Eskapaden im Handelskonflikt und siehe da – Trump ist seinem chaotischen Stil treu geblieben und hat am Freitagabend wieder auf die Spaßbremse an den Märkten gedrückt.

Es gebe keine Einigung, im Rahmen des geplanten Teilabkommens mit China bereits bestehende Strafzölle aufzuheben, sagte der US-Präsident. China sei stärker an einem Abkommen interessiert als die USA, fügte Trump hinzu. Am Donnerstag hatten Äußerungen der chinesischen Seite den Eindruck erweckt, beide Seiten hätten sich darauf verständigt, bestehende Strafzölle bei Fortschritten in den Verhandlungen schrittweise zurückzunehmen. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Gao Feng, sagte, dass die Verhandlungsführer aus Washington und Peking sich „darauf geeinigt haben, die zusätzlichen Zölle, die in unterschiedlichen Phasen für die Produkte des jeweils anderen gelten, zu streichen, nachdem sie Fortschritte erzielt haben“. Gao gab nicht an, wie viel von den Zöllen zurückgenommen werden sollten.

„Sie möchten einen Rollback durchführen. Ich bin mit nichts einverstanden “, sagte Trump zu Reportern. „China möchte einen gewissen Rollback, keinen vollständigen Rollback, weil es weiß, dass ich das nicht tun werde.“ Bereits zuvor waren Informationen durchgedrungen, dass einige Stellen im weißen Haus massiven Widerstand gegen die geplanten Zollsenkungen vorgelegt haben. Aus Sicht vieler Marktbeobachter wäre dieser Schritt negativ für den Verhandlungsstandpunkt der USA, da die US-Zölle einen wesentlich stärkeren wirtschaftlichen Druck auf China ausüben, als andersrum die chinesischen Gegenzölle auf die US-Wirtschaft. Die Trump-Regierung hat Zölle auf chinesische Waren im Wert von über 500 Milliarden US-Dollar erhoben, während Peking Zölle auf amerikanische Waren im Wert von rund 110 Milliarden US-Dollar erhoben hat. Es könnte wirken wie ein Kleinbeigeben, wenn die USA die Zölle jetzt senkt.

Trumps Verkündung am „National Farmes Day“, dass der Zwischendeal bereits abgeschlossen wäre, nur um anschließend nach diversen Dementi von chinesischer Seite wieder zurückzurudern, dürfte ihn unter Zugzwang gebracht haben, etwas Brauchbares auf den Tisch zu legen. Die Senkung der gegenseitigen Zölle hätte sicher einen positiven Effekt auf die Weltwirtschaft und die Wirtschaftszonen der beiden Länder. Die Börsen hatten ohnehin selbst die Andeutungen auf diese Einigungen gefeiert. Doch auf der langfristigen Verhandlungsebene würde die USA sich selbst ein Bein stellen, aufgrund der ungleichen Hebelwirkung der jeweiligen Zölle.

Der Dow Jones schloss gestern mit hauchdünnen 0,02 Prozent im Plus bei 27.681,24 Punkten und konnte somit aufgrund des Dämpfes im Handelsstreit nicht weiter steigen. Immerhin verbuchte der Dow in dieser Woche einen Gewinn von 1,2 Prozent.

Die beiden anderen großen Börsenbarometer schlugen sich besser als der Dow: Der marktbreite S&P 500 legte um 0,26 Prozent auf 3093,08 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,44 Prozent auf 8255,89 Zähler. Auch diese beiden Leitindizes waren am Donnerstag noch auf Rekordhoch gestiegen.

Der Dax hatte am Freitag seinem bereits fünf Wochen währenden Höhenflug mehr Tribut zollen müssen. Bis Handelsschluss gab er um 0,46 Prozent auf 13.228,56 Punkte nach, womit er aber immer noch ein Wochenplus von 2,1 Prozent einheimste. Der MDax  gab am Freitag um 0,56 Prozent auf 26.980,30 Punkte nach.

Von oben auf die Sache geblickt bleibt es weiterhin ein wildes hin und her, ohne erkennbaren langfristigen Ausgang. Viele Experten vermuten ohnehin, dass sich der Zwist zwischen den beiden Ländern über Jahre hinziehen wird, da es eben nicht nur um bloße Handelsungleichgewichte geht, sondern darum, wer wirtschaftlich die Nummer eins auf dem Planeten sein soll. Es ist zumindest anzunehmen, dass Trumps Taktik des hin und her vorerst weitergehen könnte, mit immer wieder kleinen scheinbaren Erfolgsnachrichten, um die Börsen und die wirtschaftliche wie politische Stimmung halbwegs oben zu halten. Wenn er wiedergewählt werden will, kann er sich jedoch eine Rezession oder einen Börsencrash kaum leisten, daher steht er mit ablaufender Zeit mehr und mehr unter Zugzwang, etwas handfestes mit China auszumachen, um zumindest mittelfristig ein wenig für Ruhe und Stabilität zu sorgen.

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Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: Lightspring / Shutterstock.com

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