Handwerk warnt vor Einbruch bei Aufträgen in Baubranche

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Der Baubranche droht wegen der Corona-Krise nach Ansicht des Handwerks ein Einbruch.

"Die Kommunen halten sich wegen einer immer angespannteren Kassenlage bei der Auftragsvergabe zunehmend zurück", sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, am Freitag zu Reuters. "Wenn Aufträge ausbleiben oder sogar storniert werden, dann nützen alle Lockerungen nicht: Deshalb sind Aufträge von Privatleuten und der öffentlichen Hand zentral, damit das Wiederanfahren der Wirtschaft gelingt und unsere Handwerksbetriebe wieder mehr zu tun haben." Aufträge seien das "A und O des Neustarts".

Während viele Industrieunternehmen stark unter den Folgen der Pandemie leiden, kamen Baubetriebe nach Angaben aus Branchenverbänden noch glimpflich durch die Krise. Hintergrund der jetzigen Warnungen sind die sinkenden Steuereinnahmen der Kommunen. Auch der Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claus Michelsen, erwartet einen Einbruch bei den kommunalen Aufträgen und Ausschreibungen.

ZDH-Hauptgeschäftsführer Schwannecke kritisierte auch einen Bearbeitungsstau in Behörden. "Aufträge allein helfen nicht, wenn etwa ein Gerüst nicht aufgestellt, ein Dach nicht ausgebaut, eine Straße nicht abgesperrt werden kann, weil die Genehmigung nicht bearbeitet wird", sagte er. "Hier hören wir in den letzten Wochen eine Vielzahl von Klagen. Noch arbeiten vielerorts die Verwaltungen nicht wieder so, dass etwa Genehmigungen für Bauvorhaben erteilt werden, die jedoch zwingende Voraussetzung sind, damit unsere Betriebe arbeiten können." Teilweise könnten gewerbliche Kunden und Abnehmer weniger handwerkliche Produkte und Dienstleistungen nachfragen, weil Lieferketten nur mit Verzögerung wieder anliefen oder den Unternehmen selbst die Nachfrage fehle.

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