Hochaktuell: Das vierte „G“ für den Börsenerfolg

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Durch die Lektüre des Buches „Wunderland von Geld und Börse“ von Börsenaltmeister André Kostolany war die Faszination für die Welt der Finanzmärkte vor nun bereits mehr als zwanzig Jahren tief in mich eingedrungen. Durch diese wunderbare Publikation lernte ich bereits damals einen sehr weisen Satz: „Um an der Börse erfolgreich zu sein, braucht man die vier großen „G“ - Geld, Gedanken, Glück und Geduld!“

Besonnen bleiben - geduldig sein

Ja, es gab schon schönere Tage an der Börse und leichtere Konstellationen, um Anlageentscheidungen treffen zu können. Umso wichtiger ist es, jetzt nicht die Geduld zu verlieren und dadurch übereilte, falsche Entscheidungen zu treffen. Wir können uns die Bewegungen der Märkte durchaus auch mal mit einem gewissen Sicherheitsabstand betrachten.

DAX unter Schwankungen seitwärts unterwegs

Der DAX erreichte zu Beginn des Jahres mit 9.794,05 Punkten ein neues Allzeithoch. Seitdem befinden wir uns in einer nun bereits einige Wochen andauernden Konsolidierungsphase. Bei kurzfristiger Betrachtung zeigt sich der Markt derzeit geradezu trendlos. Allerdings ist der Aufwärtstrend bei einer etwas weiter gefassten Perspektive weiterhin intakt. Die Marke von 8.950 Punkten sollte jedoch nicht unterschritten werden. Auf diese Tatsache weisen momentan auch viele Technische Analysten hin. Und gerade deshalb dürften die meisten Marktteilnehmer darauf sehr stark achten.

Kaufargumente sind derzeit Mangelware

Ob es nun die Turbulenzen in den Schwellenländern waren, die Exportdaten aus Japan, die Einkaufsmanagerindizes aus China oder vor allem die jüngsten Zahlen aus den USA - mit guten Nachrichten werden wir in diesen Tagen nicht gerade verwöhnt.

Und gestern sorgten weitere Updates für Stirnrunzeln. Erstens zeigte der ISM-Einkaufsmanagerindex, dass die Dienstleister in den USA im Februar das geringste Wachstum seit vier Jahren aufweisen. Und zweitens meldete die private Arbeitsvermittlung ADP, dass die Privatwirtschaft zuletzt nur 139.000 Stellen geschaffen hat. Damit wurden die Ziele um rund 13 Prozent verfehlt. Außerdem hat man die Daten vom Januar um knapp vierzig Prozent nach unten revidiert. Dies lässt uns nun mit gedämpfter Stimmung auf den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag blicken. Denn für eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft entstehen wohl noch immer nicht genügend neue Stellen.

Allerdings dürfte sich der Überraschungseffekt selbst bei weiteren Enttäuschungen in Grenzen halten, da die Börsianer mittlerweile ohnehin nicht mehr viel erwarten. Bisher rechneten Ökonomen mit 155.000 neuen Jobs. Aber selbst namhafte Analysten revidieren mittlerweile bereits ihre ursprünglichen Aussagen.

Als pauschale Begründung muss dann immer wieder die angespannte Wetterlage in den USA herhalten. Aber ist der harte Winter wirklich der alleinige Grund? Bisher sind sich die Experten zumindest einig, dass es so sei.

Augen auf und Blick nach vorn

Eine Antwort auf die Frage, wie stabil die Konjunkturerholung in den USA tatsächlich ist, werden uns sicher erst die Daten aus dem zweiten und dritten Quartal dieses Jahres geben können. Spätestens dann sollten aber auch die Unternehmen mit besseren Zahlen zeigen, dass die bereits vorneweg galoppierten Börsenkurse auch fundamental unterfüttert werden können.

Und die US-Notenbank wird weiterhin bereit stehen, um den Aufschwung zu stützen. Im Zweifel könnten die bereits geplanten Drosselungen der Wertpapierkäufe - um wahrscheinlich jeweils zehn Milliarden US-Dollar jeden Monat - unterbrochen werden. Das viele frische Geld dürfte also auch weiterhin jeden Schönheitsfehler korrigieren. Aktuell kauft die Fed noch Immobilienpapiere und Staatsanleihen in Höhe von insgesamt 65 Milliarden US-Dollar pro Monat, um die Wirtschaft anzukurbeln. 

Jahresziel bleibt bestehen

Ich gehe davon aus, dass wir uns in der Tat noch etwas gedulden müssen, um neue Höchstkurse beim DAX zu sehen. Dass dieses Jahr volatiler werden dürfte, habe ich bereits Ende 2013 beschrieben. Die einzelnen Gründe für stärkere Schwankungen können vielschichtig sein, auch wenn sie im Detail natürlich nicht vorhersehbar sind.

Aktuell sorgen wir uns um die Spannungen in der Ukraine. Und selbstverständlich müssen wir dieses komplexe, humanitär dramatische und diplomatisch hoch brisante Thema genau verfolgen. Ich glaube aber fest an die Vernunft der handelnden Akteure auf dem internationalen Parkett. Einen neuen „Kalten Krieg“ kann niemand haben wollen!
Es könnte uns dennoch ein hochnervöser Börsenfrühling bevorstehen, vielleicht gefolgt von einem trägen Sommer, aber spätestens im Herbst sollten die Aktienkurse neuen Schwung bekommen.

Aus heutiger Sicht gibt es für mich jedenfalls keinen Grund, an meinem Jahresziel von 11.000 Punkten zu zweifeln. Die Argumente hierfür bleiben bestehen und begründen sich weiterhin hauptsächlich auf der expansiven Geldpolitik der relevanten Notenbanken. Auch wenn in diesem Jahr etwas mehr Geduld gefragt ist.

Ihr Holger Scholze

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