Ifo: Exportstimmung auf tiefstem Stand seit 2012 ++ Bayer: Millionen-Zahlung im Xarelto-Vergleich ++ Deutsche Wohnen: Dividende und Gewinn gestiegen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem jüngsten Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt haben sich die Kurse am Dienstag etwas gefangen: Der Dax rückte im frühen Handel um 0,12 Prozent auf 11.360,74 Zähler leicht vor.

Vom Fünfmonatshoch des Dax am Dienstag vergangener Woche hatte dieser zuletzt fast 4 Prozent verloren. „Die Richtungssuche an der Börse geht weiter“, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Einerseits witterten Schnäppchenjäger ihre Chance, andererseits sicherten sich Investoren aber auch gegen Kursverluste ab. „Es ist offensichtlich, dass mehr und mehr Anleger dem aktuellen Kursniveau misstrauen. Gleichzeitig haben viele Angst, ihre Aktienbestände zu früh zu reduzieren.“

Der MDax erholte sich am Dienstag um 0,38 Prozent auf 24.712,58 Punkte. Der Index der mittelgroßen Werte war vor einer Woche auf den höchsten Stand seit Anfang Oktober geklettert, bevor auch hier Anleger Kursgewinne mitnahmen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat am Dienstagmorgen nahezu auf der Stelle.

Brexit-Chaos mit neuer Pointe

Das Brexit-Chaos sorgt derweil jedenfalls nicht für Beruhigung: Nach einer weiteren Schlappe für Premierministerin Theresa May wird das Unterhaus nun gegen den Willen der Regierung über Alternativen zum Brexit-Abkommen beraten.

Daten zum Immobilienmarkt in den USA im Februar und zum Verbrauchervertrauen im März können am Nachmittag neue Rückschlüsse auf den Zustand der US-Konjunktur geben und auch die Börsen bewegen.

Exportstimmung auf tiefstem Stand seit 2012

Die schwächere Weltwirtschaft schlägt auch den deutschen Exporteuren zunehmend auf die Stimmung. Wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte, bricht die Exportstimmung im März ein. Der Indikator fällt um weitere 5,8 Punkte auf 1,4 Zähler. Es ist der sechste Rückgang in Folge und der tiefste Stand seit Oktober 2012. Der Wert wird durch eine Umfrage unter 2300 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ermittelt.

„Die abkühlende Weltkonjunktur macht der deutschen Exportindustrie zu schaffen“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. In der Autobranche würden Exportrückgänge erwartet, für die Metallindustrie gelte Ähnliches. Der Maschinenbau gehe zwar nicht mehr von Ausfuhrrückgängen aus, es würden aber auch keine Zuwächse erwartet. Weiterhin gut aufgestellt sei die chemische Industrie, die wie die Elektroindustrie weitere Auftragszuwächse erwarte.

Bayer: Konzern will hunderte Millionen im Xarelto-Vergleich zahlen

Auf Unternehmensseite steht seit einigen Tagen der gebeutelte Pharma-Riese Bayer im Fokus: Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern will für die Beilegung von rund 25.000 Klagen im Zusammenhang mit seinem Blutdrucksenker Xarelto tief in die Tasche greifen. Bayer und das Partnerunternehmen Janssen Pharmaceuticals hätten sich mit den Klägern grundsätzlich auf einen Vergleich geeinigt, der die Zahlung von 775 Millionen US-Dollar (686 Millionen Euro) vorsehe, teilte der Konzern bereits am Montag mit. Der Vergleich werde nahezu alle in den USA anhängigen Klagen erfassen, betonte das Unternehmen.

Bayer sei weiter davon überzeugt, dass die Klagen jeglicher Grundlage entbehrten, erklärte der Konzern. Alle sechs bisher verhandelten Verfahren seien zugunsten der Unternehmen ausgegangen. Doch ermögliche der Vergleich, Ablenkungen und hohe Kosten zu vermeiden, die durch eine Fortgang der Rechtsstreitigkeiten entstehen würden.

Der Vergleichsbetrag werde von beiden Unternehmen zu gleichen Teilen getragen. Bayer geht außerdem davon aus, dass sein Anteil teilweise durch die Produkthaftpflichtversicherung abgedeckt wird. Xarelto ist einer der wichtigsten Wachstumsträger für die Pharmasparte von Bayer.

Bertelsmann: Bilanz 2018 vorgestellt

Der Bertelsmann-Konzern stellt am Dienstag in Berlin die Bilanz für das Jahr 2018 vor. Zwar hatte der Medien-, Buch- und Dienstleistungskonzern in den ersten neun Monaten beim Umsatz um 2,4 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro zugelegt. Das Konzernergebnis aber verringerte sich im Vorjahresvergleich um mehr als drei Prozent auf 671 Millionen Euro. Konzernchef Thomas Rabe hatte dennoch an seiner Prognose für das Gesamtjahr festgehalten. Demnach erwartet er einen höheren Umsatz als 2017 und ein Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro.

Zum Bertelsmann-Konzern mit Stammsitz in Güterslohn zählen neben der Sendergruppe RTL Group die Töchter Penguin Random House (Buchverlag), Gruner + Jahr (Zeitschriften), BMG (Musikrechte), Arvato (Dienstleistungen) und Printing Group (Druckereien) sowie ein Bildungs- und Investment-Bereich. Eigentümer sind Stiftungen, darunter die Bertelsmann-Stiftung. Die Familie Mohn hält die restlichen Anteile von knapp 20 Prozent.

Nordex: 2019 soll wieder kräftiges Wachstum erzielt werden

Der Windkraftanlagenhersteller Nordex will nach einem kräftigen Umsatz- und Ergebnisrückgang im Jahr 2018 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Für das laufende Geschäftsjahr werde ein Konzernumsatz von 3,2 bis 3,5 Milliarden Euro erwartet, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Analysten haben zuletzt mit knapp 3 Milliarden gerechnet. Für das Jahr 2018 hatte Nordex 2,46 Milliarden Euro ausgewiesen, ein Rückgang um gut ein Fünftel.

Für das operative Ergebnis wird eine Marge (Ebitda) von 3 bis 5 Prozent prognostiziert, hieß es weiter. Im Jahr 2018 lag diese Marge bei 4,1 Prozent (2017: 6,5 Prozent).

Nordex hatte bereits Ende Februar mitgeteilt, mit einem „gut gefüllten Auftragsbuch“ in das Jahr 2019 gestartet zu sein. Im vergangenen Jahr hatten Nordex der Preisdruck und die Auftragsflaute in der Branche zu schaffen gemacht. Die Preise sinken wegen des Konkurrenzkampfs seit Jahren.

Deutsche Wohnen: Kräftiger Gewinn-Schub und erhöhte Dividende

Steigende Mieten vor allem in Berlin haben dem Immobilienkonzern Deutsche Wohnen zu deutlich mehr Gewinn verholfen. 2018 legte der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) im Jahresvergleich um elf Prozent auf knapp 480 Millionen Euro zu, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Das Management will die Dividende auf 87 Cent je Aktie erhöhen, nach 80 Cent im Vorjahr.

Im laufenden Jahr will der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien beim operativen Gewinn noch einmal eine Schippe drauflegen. Das Unternehmen peilt bei dieser Kenngröße 535 Millionen Euro an.

Unter dem Strich blieben 2018 knapp 1,9 Milliarden Euro als Gewinn hängen. Das war ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von fast sechs Prozent. Die Mieten stiegen auf vergleichbarer Basis um 3,4 Prozent, in Berlin sogar um 3,6 Prozent. Deutsche Wohnen vermietet bundesweit rund 160.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Zum Portfolio gehören auch Pflegeheime.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Igor Grochev / Shutterstock.com

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