IG Metall geht Meyer-Chef an: 'Kampfansage an die Belegschaft'

dpa-AFX · Uhr

HAMBURG/PAPENBURG (dpa-AFX) - In der Debatte über Arbeitskosten und Wettbewerbsdruck im kriselnden deutschen Schiffbau hat die IG Metall Aussagen von Meyer-Werft-Chef Bernard Meyer zur Lohnhöhe kritisiert. Der Geschäftsführer hatte der "Welt am Sonntag" gesagt, dass bestimmte Tätigkeiten auch deshalb ausgelagert würden, weil die Branche in Deutschland beim Entgeltniveau international oft nicht mehr konkurrenzfähig sei. Der Gewerkschaftsleiter im Bezirk Küste, Daniel Friedrich, meinte hierzu am Montag: "Um jeden Preis die Löhne drücken zu wollen, ist keine Zukunftsstrategie, sondern eine Kampfansage an die Belegschaft."

Meyer hatte vor der Corona-Krise vor allem vom Kreuzfahrt-Boom profitiert. Die Einbrüche im Tourismus trafen zuletzt jedoch auch die bisherige Wachstumssparte - mit entsprechenden Folgen für die Bestellungen neuer Ozeanriesen bei den Papenburgern. Bei der Werft läuft daher nun ein Sparprogramm mit dem Abbau Hunderter Jobs.

"Wir müssen uns ständig überlegen, was wir mit deutschen Löhnen machen können und was nicht", hatte Meyer dem Blatt gesagt. Die IG Metall hält die Betrachtung des Lohnniveaus allein für zu kurz gedacht. "Der Schiffbau in Deutschland muss besser und nicht billiger sein", meinte Friedrich. "Nur so werden unsere Werften und Zulieferer langfristig auf dem Weltmarkt bestehen können."

Thomas Gelder von der IG Metall Leer-Papenburg zeigte sich enttäuscht: "Die Äußerungen gefährden die Akzeptanz des Tarifvertrages, auf den wir uns in einem schwierigen Prozess mit der Geschäftsführung geeinigt hatten. (...) Den Eindruck zu erwecken, dass dies nur mit Ingenieuren und Technikern geht, ist ein Trugschluss." Meyer hatte angedeutet: "Einfache Arbeiten eines Schlossers oder Elektrikers werden wir immer weniger selbst machen." Anders sei das bei hoch qualifizierten Mitarbeitern etwa in der Konstruktion, wo noch zusätzliche Stellen geschaffen werden könnten.

Die heimischen Schiffbauer sind in hartem Wettstreit mit Anbietern aus Fernost und staatlich kontrollierten Unternehmen aus anderen europäischen Ländern./jap/DP/nas

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