IG Metall mobilisiert in VW-Tarifrunde für Warnstreiks

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Hamburg (Reuters) - In den Tarifverhandlungen für die rund 120.000 VW-Beschäftigten in Westdeutschland ruft die IG Metall ihre Mitglieder für kommende Woche zu Protestaktionen auf.

"Volkswagen ist nicht auf uns zugekommen und versucht, die Corona-Situation schamlos auszunutzen", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger am Dienstagabend im Anschluss an die dritte Verhandlungsrunde. "Jetzt werden wir unter Beweis stellen, dass wir auch unter Pandemie-Bedingungen voll handlungsfähig sind." Volkswagen betonte, man sei an einem "tragfähigen, fairen und zukunftsfesten Abschluss interessiert". Ein Angebot machte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel von der Einsicht der Gewerkschaft in die wirtschaftlich schwierige Lage abhängig, in der sich Volkswagen wie auch andere Unternehmen derzeit befänden.

"Die Zukunftssicherung erfordert angesichts von Pandemie, Halbleiter-Engpässen und Kurzarbeit mehr denn je höchste Kostendisziplin", erklärte Meiswinkel. Metaller Gröger hielt dem entgegen, die Gewerkschaft sehe die wirtschaftlich schwierige Lage, die durch die Pandemie entstanden sei. "Aber wir sehen auch, dass Volkswagen im letzten Jahr trotz Corona deutliche Gewinne verbuchen konnte, dass die Beschäftigten verzichtet und die Hauptarbeit geleistet haben." Ein Termin für die nächste Verhandlungsrunde wurde noch nicht festgelegt.

Die Gewerkschaft fordert sowohl bei VW als auch in den parallel laufenden bundesweiten Tarifverhandlungen für die fast vier Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie vier Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Während ein neuer Branchentarif auch Spielraum für Arbeitszeitverkürzungen schaffen soll, setzt die IG Metall bei VW darauf, dass möglichst viel von dem angepeilten Lohnplus in den Taschen der Mitarbeiter landet. Außerdem will die Gewerkschaft den Anspruch erweitern, Einmalzahlungen in freie Tage umzuwandeln.

Die Friedenspflicht läuft bei VW Anfang März aus. Für Montag plant die IG Metall einen bundesweiten Aktionstag, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Die Metallarbeitgeber haben eine Lohnerhöhung für 2021 bisher ausgeschlossen und verweisen dazu auf die Lasten der Pandemie. Ein Angebot, das die regionalen Arbeitgeberverbände in mehreren Tarifbezirken vorgelegt hatten, sieht für das erste Halbjahr 2022 eine nicht bezifferte Einmalzahlung vor. Erst für das zweite Halbjahr wird eine prozentuale Lohnerhöhung vorgeschlagen. Die IG Metall hatte die Offerte zurückgewiesen.

VW verhandelt traditionell für die Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Emden und Kassel sowie für die Finanztochter Financial Services einen Haustarif aus, der sich in den vergangenen Jahren immer weiter dem Branchenabschluss angenähert hat.

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