Infineon: Analystenkommentar lässt Aktie wieder anziehen ++ Nordex; Neuer Auftrag von Innogy ++ Dax ist weiterhin nicht zu bremsen

onvista · Uhr

Die einwöchige Jahrestagung des chinesischen Volkskongresses in Peking geht mit einem Beschluss zu Ende, der einiges an politischer Sprengkraft zum Nachspiel haben könnte. Trotz aller Demonstrationen, Appelle und Drohungen seitens der USA hat die Volksrepublik mit einem Beschluss das umstrittene Sicherheitsgesetz in Hongkong auf den Weg gebracht. Die Abgeordneten sollen nach dem Willen der kommunistischen Führung den Ständigen Ausschuss des chinesischen Parlaments beauftragen, das Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in der chinesischen Sonderverwaltungsregion zu erlassen.

Das Gesetz richtet sich gegen Aktivitäten, die als subversiv, separatistisch oder ausländische Einmischung angesehen werden. Zur Durchsetzung sollen möglicherweise chinesische Sicherheitsorgane in Hongkong eingesetzt werden. Die prodemokratischen Kräfte beklagen einen Eingriff in die Autonomie der früheren britischen Kronkolonie und fürchten, dass sie zum Ziel des Gesetzes werden.

Verlust des Sonderstatus Hongkongs droht

Angesichts der zunehmenden Einmischung Pekings hält die US-Regierung einen vorteilhaften Sonderstatus für das eigentlich autonome Hongkong inzwischen nicht mehr für gerechtfertigt, wie US-Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch erklärte. Kurz zuvor hatte US-Präsident Donald Trump mitgeteilt, er wolle sich bis Ende der Woche zum weiteren Umgang mit Hongkong äußern. Für Hongkongs Firmen und Bürger steht dabei viel auf dem Spiel – von höheren Zöllen bis zur Visa-Vergabe für die USA.

Zum Abschluss der Plenarsitzung in Peking werden auch der Haushalt mit einer überdurchschnittlich starken Steigerung des Militäretats und einer hohen Neuverschuldung angenommen. Wegen der Corona-Krise plant die Regierung höhere Staatsausgaben und eine Senkung von Steuern und Abgaben.

Ifo-Institut: Auf starken Rückgang folgt ein starker Anstieg

Das Münchner Ifo-Institut geht wegen der Corona-Krise für dieses Jahr von einer starken Schrumpfung der deutschen Wirtschaft aus, rechnet für kommendes Jahr aber auch mit einem kräftigen Wachstum. Wie das Institut am Donnerstag in München mitteilte, wird für 2020 eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung (BIP) um 6,6 Prozent erwartet. Dies entspricht der bisherigen Prognose.

Dagegen wurde die Wachstumserwartung für kommendes Jahr von bisher 8,5 auf 10,2 Prozent angehoben. Grundsätzlich weist das Ifo auf die hohe Unsicherheit der Prognose hin. Die Entwicklung hänge stark davon ab, wie schnell sich die Geschäftslage der Unternehmen wieder normalisiere. „Im besten Fall geben die Unternehmen an, dass die Normalisierung im Schnitt nur fünf Monate dauern könnte.“ Dann würde die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr nur um 3,9 Prozent schrumpfen, und das Wachstum im nächsten Jahr läge bei 7,4 Prozent.

Im schlechtesten Fall mit einer durchschnittlichen Normalisierungsdauer von 16 Monaten würde die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 9,3 Prozent schrumpfen und im kommenden Jahr um 9,5 Prozent wachsen. „Die Erholung würde sich dann bis weit in das Jahr 2022 hinziehen.“ Dagegen rechnet das Institut in seinem wahrscheinlichsten Szenario mit einer wirtschaftlichen Erholung bis Mitte 2021.

Dax unbeeindruckt von allen Störfeuern

Der deutsche Leitindex scheint sich aktuell von nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Die Zeichen stehen weiter auf Erholung. Auch am Donnerstag startet der Dax mit Kursgewinnen in den Tag.  Zum Handelsstart steht das Börsenbarometer bei 11.733,81 Punkten – ein Plus von 0,65 Prozent.

Infineon: Analysten-Kommentar verleiht Aktie neuen Schwung

Die US-Bank Morgan Stanley nahm die Bewertung wieder mit „Overweight“ und einem Kursziel von 24 Euro auf. Ein Händler verwies als Treiber außerdem auf die angehobene Gewinn- und Umsatzprognose des US-Halbleiterkonzerns Micron Technology für das laufende Quartal. Für den Halbleitersektor sei dies positiv und als Zeichen einer starken Nachfrage nach Speicherchips zu werten, so der Händler.

Roche und Gilead starten Studie für Corona-Medikament

Der Schweizer Pharma-Konzern Roche setzt im Zuge der Coronavirus-Krise eine zweite Studie für sein Mittel Actemra auf. Untersucht wird erneut die Einsatzmöglichkeit des bereits zugelassenen Medikaments zu Behandlung einer durch Covid-19 ausgelösten Lungenentzündung.

Wie Roche am Donnerstag mitteilte, geht es diesmal um die Wirksamkeit von Actemra in Kombination mit dem antiviralen Arzneimittel Remedesivir von Gilead. Entsprechend wird die Studie in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern durchgeführt. Die Kombination eines antiviralen Medikaments mit einem Immunmodulator sei möglicherweise ein wirksamer Ansatz.

Die Studie werde voraussichtlich im Juni mit der Rekrutierung von etwa 450 Patienten weltweit beginnen, erklärte Roche.

Bereits deutlich weiter fortgeschritten ist Roche mit einer früher eingeleiteten Actemra-Studie ebenfalls zur Behandlung Covid-19-induzierter Lungenentzündungen. Dort stehe man kurz vor dem Abschluss der Rekrutierung; Ergebnisse würden diesen Sommer erwartet.

Rocket Internet: Schwacher Start und trüber Ausblick

Der Start-Up-Investor rechnet nach einem Quartalsverlust wegen der Corona-Krise vorerst mit einer weiterhin negativen Entwicklung. Bei „sehr vielen“ Unternehmen aus dem Portfolio des Konzerns sei die Ungewissheit infolge der Covid-19 Pandemie stark gestiegen, sagte Rocket-Chef Oliver Samwer am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Quartalszahlen in Berlin. Dies wirke sich negativ auf die Bewertungen und das operative Ergebnis aus. „Wir denken, dass dies kurz- und mittelfristig so bleiben wird.“

Bei vielen seiner Netzwerkunternehmen erwartet Rocket Internet 2020 ein geringeres Umsatzwachstum und teilweise starke Umsatzrückgänge im Vergleich zum Vorjahr. „Die Covid-19-Pandemie könnte erhebliche negative Auswirkungen auf das gewährte Darlehensportfolio haben“, heißt es im Quartalsbericht. Deren Höhe könne man allerdings nicht vorhersagen.

Im ersten Quartal musste Rocket Internet trotz gewachsener Umsätze bei seinen Beteiligungsunternehmen Home24 und Global Fashion Group wie angekündigt einen Nettoverlust von 162 Millionen Euro verbuchen. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von 140 Millionen gestanden. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs von 13,5 auf 48,9 Millionen Euro. Ende April verfügte Rocket Internet über eine Nettoliquidität von 1,9 Milliarden Euro.

Kurz & knapp:

Nordex: Der Windkraftanlagen-Hersteller kann sich über neuen Auftrag freuen. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte, umfasst der von Innogy gemeinsam mit einem kommunalen Versorger in Auftrag gegebene Windpark „Jüchen A44n“ in Nordrhein-Westfalen sechs Anlagen mit insgesamt 27 Megawatt. Der Bau des Projekts habe bereits im April begonnen, die Inbetriebnahme soll ein Jahr später erfolgen.

Bertrandt: Der Entwicklungsdienstleister für die Auto- und die Luftfahrtbranche Bertrandt hat im ersten Geschäftshalbjahr die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist Zeitraum Oktober bis März um knapp 41 Prozent auf 21,2 Millionen Euro gefallen, wie das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in Ehningen mitteilte. Der Gewinn unter dem Strich brach um knapp die Hälfte ein. Der Umsatz gab um 3,2 Prozent auf 508,2 Millionen Euro nach. Bertrandt hatte Mitte März seine Jahresprognose zurückgezogen und gibt aktuell keine neue ab. Zudem hat Bertrandt mit Maßnahmen wie Kurzarbeit und einer „strikten Kostendisziplin“ auf die wirtschaftlichen Verwerfungen durch das Coronavirus reagiert. „Erste Effekte aus den Sparmaßnahmen sind spürbar“, hieß es in der Mitteilung.

Knorr-Bremse: Der Bremsenspezialist hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal zu spüren bekommen. Während der Auftragseingang um rund 16 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro absackte, ging der Umsatz um rund 7 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro zurück, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um 13 Prozent auf 290,2 Millionen Euro. Damit übertraf das Unternehmen aber bei allen Kenziffern die Erwartungen der Analysten.

Chevron: Der zweitgrößte US-Ölmulti will angesichts des schwierigen Marktumfelds zahlreiche Arbeitsplätze streichen. Im Rahmen einer strukturellen Neuaufstellung würden ungefähr 10 bis 15 Prozent der Stellen im Konzern wegfallen, teilte Chevron am Mittwoch mit. Zuletzt beschäftigte das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 45 000 Mitarbeiter, rund die Hälfte davon in den USA.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Lukassek / shutterstock.com

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