Infineon: Gegenwind nicht so stark wie angenommen ++ AMS: Dividende wird gestrichen – Aktie Minus 10 Prozent ++ Hannover Rück: Milliarden-Gewinn trotz vieler Schäden

onvista · Uhr

Donald Trump hat geladen und Jerome Powell ist der Einladung gefolgt. Somit kam es Dienstagabend zu einem der eher seltenen Treffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten und dem Chef der US-Notenbank. Bei einem Abendessen im Weißen Haus sei die aktuelle konjunkturelle Lage, die Lage aus dem Arbeitsmarkt, die Preisentwicklung und der Ausblick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung diskutiert worden, teilte die US-Notenbank Fed am frühen Dienstagmorgen in einer Stellungnahme in Washington mit. In dem Gespräch sei aber nicht über die Erwartungen Powells zur künftigen Geldpolitik der Fed gesprochen worden, versicherte die Fed.

Nicht Neues für den Präsidenten

Die Inhalte des Gesprächs hätten den Aussagen von Powell auf der Pressekonferenz im Anschluss an die jüngste Zinsentscheidung der Fed entsprochen, hieß es weiter in der Mitteilung. Am vergangenen Mittwoch hatte die Notenbank die Finanzmärkte mit einem Kurswechsel in der Geldpolitik überrascht. In der Erklärung zum Zinsentscheid fehlte die Aussage, dass die Zinsen weiter graduell steigen sollen. Vielmehr will die Notenbank nun „Geduld“ an den Tag legen.

Nichts Neues für den DAX

Während Wirecard seine Erholung fortsetzt, fehlt dem deutschen Leitindex ein Impuls, der ihn weiter in die Höhe schnellen lässt. Aber heute ist weit und breit vorerst kein Antreiber auszumachen. Während die Tech-Werte in den USA gefragt waren, kamen nachbörslich die Zahlen von Google nicht gut am Markt an. In die fast die gleiche Kerbe hacken heute auch Infineon und der österreichische Chip-Produzent AMS. Daher wagt sich der DAX nur leicht ans Tageslicht. Er startet mit einem leichten Plus von 0,05 Prozent und 11.188, 11 Punkten in den Handelstag.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Infineon muss sich anstrengen

Der Halbleiterhersteller Infineon spürt trotz eines Gewinnsprungs zum Jahresstart den Gegenwind in der Branche immer stärker. Im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember verbuchte der Konzern aus Neubiberg bei München ein Segmentergebnis von 359 Millionen Euro – das sind 27 Prozent mehr als vor Jahresfrist, aber zehn Prozent weniger als im Vorquartal.

Schätzungen überboten

Analysten hatten im Schnitt mit einem Segmentergebnis von 344 Millionen Euro gerechnet. „Wir haben die Herausforderungen eines schwieriger werdenden Umfelds bislang gut gemeistert“, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss am Dienstag. Für das Geschäftsjahr 2018/19, das am 30. September endet, dämpfte er dennoch die Erwartungen: Der Umsatz soll weniger stark wachsen als gedacht und die Marge niedriger ausfallen.

Prognose runtergesetzt

Die Erlöse sollen im Gesamtjahr um neun Prozent zulegen. Zuletzt waren elf Prozent Plus in Aussicht gestellt worden. Für das zweite Quartal geht Infineon davon aus, dass die Erlöse stagnieren und auch weniger Geld hängen bleibt. Angesichts der Entwicklung im ersten Geschäftshalbjahr werde deshalb im Gesamtjahr beim Umsatzwachstum das untere Ende der prognostizierten Spanne angepeilt.

Profitabilität ebenfalls rückläufig

Die operative Marge soll etwa 17,5 Prozent statt der ursprünglich angepeilten 18 Prozent betragen. Die langfristige Wachstumsperspektive sei „unverändert gut“, sagte Ploss. Deshalb halte Infineon am Bau eines neuen Reinraums im österreichischen Villach fest, reduziere aber die Investitionen in Fertigungsanlagen moderat. War bislang geplant, dafür 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen, stehen für das laufende Geschäftsjahr jetzt rund 1,5 Milliarden Euro auf dem Zettel. Unterm Strich ist aber alles nicht so schlim gekommen, wie erwartet. Die Aktie startet daher positiv in den Handelstag.

Branche hat zu kämpfen

Chipfirmen weltweit kämpfen derzeit mit Überangebot und hohen Lagerbeständen, dem langsameren Absatzwachstum in der Autobranche, dem abflauenden Smartphone-Markt und der sinkenden Nachfrage durch Krypto-Schürfer. Ende Januar hatte der weltgrößte Chiphersteller Intel eine trübe Prognose abgegeben – und sich damit Konkurrenten wie SK Hynix oder STMicroelectronics angeschlossen. Davon kann auch der österreichische Konkurrent AMS ein Lied singen.

Dividende weg - Aktie bricht ein

Der österreichische Halbleiterhersteller AMS zahlt wegen der derzeit schwierigen Märkte und einer knappen Kasse vorerst keine Dividende mehr. Für das Geschäftsjahr 2018 soll es keine Ausschüttung mehr geben, teilte der Infineon-Konkurrent am Dienstag in Premstätten mit. Für 2017 hatte das an der Schweizer Börse notierte Unternehmen noch 33 Cent je Aktie bezahlt. Die Aussetzung der Dividende kommt für Experten überraschend. Die 13 von Bloomberg befragten Analysten hatten sogar mit einer Anhebung gerechnet. Enttäuschend fiel auch die Umsatzprognose für das laufende erste Quartal aus. Der Apple-Zulieferer kündigte zudem an, die Investitionen zurückfahren zu wollen. Der Aktienkurs gerät heute um die 10 Prozent unter Druck.

Kurz & knapp:

HannoverRück: Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat 2018 trotz hoher Großschäden wieder einen Milliardengewinn geschafft. Der Überschuss liege nach vorläufigen Zahlen bei 1,05 Milliarden Euro, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Hannover mit. Ein Jahr zuvor hatten eine Hurrikan-Serie in den USA und zwei Erdbeben in Mexiko aufs Ergebnis gedrückt, das nur dank des Verkaufs großer Aktienbestände 959 Millionen Euro erreicht hatte. Für das laufende Jahr hat Vorstandschef Ulrich Wallin weiterhin einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro im Auge.

Lufthansa: Der Aktienkurs der größten deutschen Fluglinie profitiert heute von einer erneuten Pleite auf dem Heimatmarkt. Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und ihren Flugbetrieb eingestellt. Wie das Unternehmen in der Nacht mitteilte, sind die Germania Fluggesellschaft GmbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH betroffen. Der Geschäftsbetrieb der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle geht dagegen weiter.

Daimler: Der Stuttgarter Autobauer und Bosch müssen sich einem US-Rechtsstreit wegen angeblicher Manipulation von Abgaswerten bei Dieselautos stellen. Das zuständige Gericht in Newark (Bundesstaat New Jersey) ließ eine Sammelklage von Autobesitzern, die zuvor bereits abgewiesen worden war, nun doch zumindest in Teilen zu. Klägeranwalt Steve Berman feierte dies am Montag als großen Erfolg. „Wir sind unglaublich froh“, verkündete seine Kanzlei in einer Mitteilung.

Qiagen: Das Gendiagnostik- und Biotechnologieunternehmen Qiagen will nach einem Umsatz- und Ergebniszuwachs 2018 im neuen Geschäftsjahr noch mal draufsatteln. Unternehmenschef Peer Schatz peilt auch dank neuer Produkte ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 7 bis 8 Prozent an, wie das Unternehmen am Montagabend nach US-Börsenschluss im niederländischen Venlo mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis je Aktie (EPS) soll – gerechnet zu konstanten Wechselkursen auf 1,45 bis 1,47 US-Dollar steigen.

Von MW/dpa-AFX

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: 360b / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel