Italien: Kommt es bald zur Neuwahl? ++ Osram: AMS legt höheres Übernahme-Angebot auf den Tisch ++ Salzgitter: In die roten Zahlen gerutscht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die neue Woche startet nach den letzten Handelsstreit-Eskalationen zunächst etwas ruhiger. „Die große Verkaufswelle ist erst einmal vorbei. Wir sehen nun eine Seitwärtsbewegung mit starken Schwankungen auf beiden Seiten“, schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners in einem Morgenkommentar. Am Freitag hatte der Dax nicht zuletzt wegen der politischen Krise in Italien deutlich tiefer geschlossen und auch auf Wochensicht kräftig eingebüßt.

Das Thema Italien bleibt im Fokus der Anleger, während die Berichtssaison hierzulande allmählich auf die Zielgerade biegt. Am Montag stehen Unternehmenszahlen von TLG Immobilien, Deutsche Pfandbriefbank, Talanx sowie Salzgitter auf der Agenda. Zudem zieht Osram die Aufmerksamkeit auf sich, nachdem der österreichische Halbleiterkonzern AMS erneut sein Interesse an einer Übernahme des in Bedrängnis geratenen Beleuchtungsherstellers bekundet hat.

Italien – Wird heute die Neuwahl losgetreten?

In der Regierungskrise in Italien kommen am Montag (16.00 Uhr) die Fraktionsvorsitzenden des Senats, der zweiten Kammer des Parlaments, zusammen. Die Sitzung ist entscheidend für die weiteren Schritte auf dem Weg zu einer möglichen Neuwahl. Senatspräsidentin Elisabetta Casellati wird den Fraktionschefs einen Vorschlag unterbreiten, wann die Senatoren ihre Arbeit wieder aufnehmen sollen.

Die rechte Lega des Innenministers Matteo Salvini will dem parteilosen Regierungschef Giuseppe Conte bei einer Abstimmung das Vertrauen entziehen. Allerdings sind die Parlamentarier gerade in der Sommerpause.

Salvini hatte das Regierungsbündnis mit der Fünf-Sterne-Bewegung am Donnerstag in die Krise gestürzt und fordert eine rasche Neuwahl. Ob und wann es dazu kommt, liegt nun zunächst am Senat und schließlich beim Staatspräsidenten Sergio Mattarella. Die Fünf-Sterne-Bewegung fordert, dass vor dem Misstrauensvotum gegen die Regierung noch eine Abstimmung in der Abgeordnetenkammer und im Senat über eine Verkleinerung des Parlaments stattfindet.

EY-Studie: China bremst Expansion in Europa

Chinas Firmen bremsen ihre Expansion in Europa: Im ersten Halbjahr haben Unternehmen aus der Volksrepublik nur noch 2,4 Milliarden Dollar für Firmenkäufe und -beteiligungen in Europa ausgegeben, ein Rückgang von mehr als 80 Prozent im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2018, wie die Unternehmensberatung EY in der neuen Ausgabe ihrer halbjährlichen Studie zu chinesischen Investitionen errechnet hat. Zwar gab es noch 81 Übernahmen und Beteiligungen, doch handelte es sich dabei zum Großteil um kleine Deals.

In Deutschland gab es demnach überhaupt keine einzige größere Übernahme mehr, chinesische Firmen investierten laut EY-Studie gerade einmal 505 Millionen Dollar in der Bundesrepublik. Zum Vergleich: 2018 waren es insgesamt noch über 10 Milliarden gewesen. Als eine Hauptursache sehen die China-Fachleute der Unternehmensberatung die Schwächephase der chinesischen Wirtschaft, die maßgeblich durch den Handelskonflikt mit den USA befördert wird. Bisheriges Rekordjahr war 2016, damals hatten chinesische Firmen über 85 Milliarden Dollar für Übernahmen in Europa ausgegeben.

Neues Angebot von AMS für Osram

Der österreichische Halbleiterkonzern AMS aus Premstätten hat erneut sein Interesse an einer Übernahme des in Bedrängnis geratenen Beleuchtungsherstellers Osram bekundet. Nach einer Mitteilung von Sonntagabend unterbreitet der vergleichsweise kleine Konzern einen mit Finanzierungsgarantien versehenen Vorschlag von 38,50 Euro je Aktie, um einen möglichen Zusammenschluss der beiden Unternehmen herbeizuführen.

AMS hatte sich Mitte Juli nach einem unverbindlichen Angebot wieder zurückgezogen. Damals hieß es, der Konzern sehe nach einer Evaluierung „keine ausreichende Basis“ für eine Fortsetzung der Gespräche. Am Freitag hatte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ein Übernahmeangebot der US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle abgelehnt. Die Interessenvertretung der Kleinaktionäre hält den gebotenen Preis von 35 Euro je Aktie für zu niedrig: „Der Barabfindungspreis ist aus Sicht der SdK jedoch nicht angemessen“, hieß es in der Stellungnahme.

Osram steht zum Verkauf, weil der Konzern in den vergangenen eineinhalb Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Das Unternehmen produziert mittlerweile hauptsächlich LEDs und Optoelektronik. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist der Beleuchtungshersteller hart getroffen.

Auf Tradegate schnellten die Osram-Papiere um rund 11 Prozent auf 35,20 Euro nach oben. Das wäre der höchste Stand seit Ende März. Damit blieben sie jedoch noch immer deutlich unter dem von der östereichischen AMS gebotenen 38,50 Euro je Osram-Aktie.

Kurz und knapp:

Talanx: Die Abwicklung des deutschen Lebensversicherers Generali Leben verbessert die Gewinnaussichten für den Konkurrenten Talanx (HDI). Weil die Talanx-Tochter Hannover Rück an dem Geschäft beteiligt ist und einen Sondergewinn einstreicht, rechnet auch Talanx-Chef Torsten Leue in diesem Jahr jetzt mit einem Überschuss über den bisher angepeilten 900 Millionen Euro. Analysten gingen im Schnitt zuletzt aber schon von 985 Millionen Euro aus. Im zweiten Quartal musste der Talanx-Konzern, zu dem neben der Mehrheit am Rückversicherer Hannover Rück vor allem die Marke HDI gehört, allerdings erneut hohe Schäden durch Taifun „Jebi“ aus dem vergangenen Jahr sowie das jüngste Sturmtief „Jörn“ verbuchen. Dank besserer Geschäfte in anderen Segmenten und eines positiven Sondereffekts in der Lebensversicherung stieg der operative Gewinn (Ebit) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dennoch um ein Prozent auf 628 Millionen Euro. Der Überschuss sprang dank des Sondergewinns aus dem Generali-Deal um elf Prozent auf 242 Millionen Euro in die Höhe.

Salzgitter: Der Stahlkonzern Salzgitter hat im zweiten Quartal die sich verschlechternden konjunkturellen Rahmenbedingungen zu spüren bekommen und musste deutliche Gewinneinbußen hinnehmen. So sank das Ergebnis vor Steuern um 83,3 Millionen auf 19,4 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in Salzgitter mitteilte. Unter dem Strich rutschte Salzgitter mit 0,3 Millionen Euro sogar leicht in die Verlustzone. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern noch einen Gewinn von gut 70 Millionen Euro geschrieben.

Deutsche Pfandbriefbank: Die Deutsche Pfandbriefbank (PBB) sieht sich dank höherer Zinserträge und wenig fauler Kredite bei ihrer Gewinnprognose auf Kurs. Der Vorsteuergewinn dürfte im laufenden Jahr wie geplant am oberen Ende der bisherigen Prognose von 170 bis 190 Millionen Euro oder leicht darüber liegen, teilte das Institut am Montag in München mit. „Unser Kerngeschäft entwickelt sich weiterhin sehr positiv“, sagte Vorstandschef Andreas Arndt. Trotz des schwierigen Marktumfelds bleibe das Management verhalten positiv gestimmt. Im ersten Halbjahr steigerte die Bank ihr Zinsergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf 229 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn ging allerdings wegen erhöhter Verwaltungskosten im gleichen Maß auf 117 Millionen Euro zurück. Unterdessen konnte die Bank ihr Neugeschäft um mehr als ein Fünftel auf 4,6 Milliarden Euro steigern. Im Kerngeschäft mit der gewerblichen Immobilienfinanzierung legte es um 22 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu.

ABB: Der Schweizer Industriekonzern ABB hat einen Nachfolger für den im April überraschend zurückgetretenen Konzernchef Ulrich Spiesshofer gefunden. Der Verwaltungsrat habe den 60-jährigen Björn Rosengren einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt, teilte der in einigen Bereichen mit Siemens konkurrierende Konzern am Sonntagabend in Zürich mit. Rosengren ist derzeit noch Chef des schwedischen Konzerns Sandvik. Er soll Anfang Februar zu ABB wechseln und dann Anfang März Nachfolger des Interims-Chefs Peter Voser werden. Dieser hatte das Amt übernommen, nachdem sich der deutsch-schweizerische Manager Spiesshofer im April zurückgezogen hatte. Die Berufung Rosengrens ist keine allzu große Überraschung mehr, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits im Juli darüber berichtet hatte.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: ESB Professional / Shutterstock.com

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