Jetzt hat Bayer das Glyphosat-Problem ++ Krupp-Stiftung plant Sondersitzung ++ Anleger gehen in Deckung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die gute Laune der Anleger ist dahin. Die USA lassen den Handelsstreit mit China weiter eskalieren und kündigen weitere Strafzölle an. Die US-Regierung legte eine Liste mit weiteren Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar vor, auf die neue Strafzölle erhoben werden können. US-Präsident Donald Trump habe ihn beauftragt, den Prozess zu beginnen, teilte der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer mit. Die Anhörungen vor einem möglichen Inkrafttreten sollen bis Ende August dauern. Vorgesehen seien Zölle in Höhe von zehn Prozent.

China reagierte „geschockt“ und kündigte für den Fall des Inkrafttretens „notwendige Gegenmaßnahmen“ an. Die Vorlage der Liste sei „völlig inakzeptabel“, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Handelsministeriums. China wolle umgehend eine Klage bei der Welthandelsorganisation in Genf einreichen. „Das Verhalten der USA schadet China, schadet der Welt und schadet ihnen selbst“, sagte der Sprecher. Es sei „irrational“.

Zwei Tage konnte der DAX die Sorgen rund um den Handelsstreit verdrängen. Heute sind sie deutlich spürbar zurück. Der DAX startet mit 12503,84 Punkten, einem Minus von -0,84%, in den Handelstag. Besonders die Autowerte leiden heute, da sie von den Strafzöllen besonders betroffen sind. Daimler hat schon eine Gewinnwarnung ausgesprochen, da die Stuttgarter in den USA ihre SUVs bauen und daher höherer Zölle bei Importen ins Reich der Mitte zahlen. Bei BMW sieht es ähnlich aus. Die großen Flitzer aus München werden ebenfalls in den USA produziert. Wie sich das auf das laufende Geschäftsjahr auswirkt hat BMW noch nicht erklärt. Nach den Quartalszahlen dürfte hier etwas mehr Klarheit herrschen.

Unter den anderen DAX-Titeln müssen Anleger heute auch lange suchen um etwas Positives zu finden. Die Nachrichtenlage ist heute bescheiden und daher schlagen die Sorgen der Anleger beim Handelsstreit voll durch. Da hilft es auch nicht das die US-Analysten der Berichtssaison sehr positiv entgegenblicken.

Die Experten haben die Gewinnprogosen für die Unternehmen des S&P 500 seit Juni um weitere 0,6 Prozent angehoben. Sie erwarten für das zweite Quartal ein Gewinnwachstum von im Schnitt gut 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach den Analysten-Schätzungen soll der Sektor Energie das größte Gewinnwachstum präsentieren. Dachen folgen die Tech-Unternehmen sowie der Bereich Materialien, wo das Plus allerdings noch nicht einmal halb so groß sein soll wie bei den Energie-Konzernen.

Insgesamt steht das 2. Halbjahr trotzdem auf wackeligen Beinen. Was der Rest des Jahres aus charttechnischer Sicht noch alles bringen kann, dass wollen wir uns heute zusammen mit Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC Deutschland, anschauen. Das Webinar mit dem Experten startet um 12 Uhr und ein paar Plätze haben wir noch frei. Hier geht es zur Anmeldung.

Bis nachher.

Bayer hat sich Probleme gekauft

Kaum hat die Rechtsabteilung die Übernahme von Monsanto zu den Akten gelegt, da dürfen sie schon für den neuen Konzernteil aktiv werden. Ein US-Bundesrichter in Kalifornien hat mehrere Hundert Klagen gegen ein glyphosathaltiges Unkrautvernichtungsmittel der Bayer-Tochter Monsanto zugelassen.

Es gebe ausreichend Hinweise dafür, die Klagen zu verhandeln, in denen dem Mittel Roundup vorgeworfen wird, krebserregend zu sein, entschied Richter Vince Chhabria in San Francisco am Dienstag. Er fasste den Beschluss nach einer mehrwöchigen Anhörung und jahrelangen Rechtsstreitigkeiten, in denen es um Glyphosat ging, den Hauptbestandteil des Monsanto-Verkaufsschlagers.

Mehr als 400 Bauern, Landschaftsgärtner und Verbraucher werfen Monsanto vor, durch den Unkrautvernichter das Non-Hodgkin-Lymphom bekommen zu haben. Monsanto hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Es gebe keine Verbindung zwischen Glyphosat und Krebs. In Deutschland will Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Gebrauch von Glyphosat einschränken.

Berät Krupp-Stiftung über Nachfolge von Hiesinger?

Der größte Aktionär der Essener plant wegen der Führungskrise bei Thyssenkrupp einem Bericht zufolge eine Sondersitzung. Bei dem nach wie vor größten Einzelaktionär des Industriekonzerns wolle das Stiftungskuratorium am Freitag zu einem außerplanmäßigen Treffen zusammenkommen, berichtet die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Kuratoriumsmitglieder. Unter der Leitung von Stiftungschefin Ursula Gather wolle sich das Kuratorium mit der aktuellen Lage nach dem überraschenden Rücktritt von Vorstandschef Heinrich Hiesinger befassen.

Gather war wegen des Rückzugs Hiesingers, der den Konzern in den vergangenen Jahren aus der größten Krise des Unternehmens geführt hatte, in die Kritik geraten. Der Stiftung wurde unter anderem vorgeworfen, im Ringen um eine neue Strategie sich zu wenig hinter Hiesinger gestellt zu haben. Dieser wollte den Konzern nicht so radikal umbauen wie es die beiden aktivistischen Investoren Cevian und Paul Singer zuletzt immer intensiver gefordert hatten. Die Stiftung, die mit rund 21 Prozent größter Einzelaktionär ist, hatte sich in der Diskussion zumindest öffentlich nicht zu Wort gemeldet.

Kurz & knapp:

VW: Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für die Vorzugsaktien von Volkswagen auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 220 Euro belassen. Analyst Max Warburton warf in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie einen näheren Blick auf die Buchhaltung der Autobauer – und dabei insbesondere auf die Pensionsverpflichtungen, die bei vielen Unternehmen eine Belastung für die Profitabilität seien. Höhere Zinsen würden diese perspektivisch senken und könnten so Werte freisetzen.

Daimler: Mit dem Test eines automatisierten Shuttle-Services in den USA die Stuttgarter und Bosch die nächste Hürde bei ihrer Forschung zum fahrerlosen Fahren in Angriff. Das Pilotprojekt soll in der zweiten Jahreshälfte 2019 beginnen und zeigen, wie sich eine ganze Flotte von autonomen Fahrzeugen in das Verkehrsnetz einer Stadt integrieren lässt, wie die beiden Konzerne mitteilten. Testgebiet soll eine Metropole im Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien werden – welche genau, steht noch nicht fest. Im Mittelpunkt steht den Angaben zufolge nicht das einzelne Fahrzeug, das sich im Verkehr bewähren muss. Dazu gibt es bereits eine Vielzahl von Tests. Vielmehr geht es darum, auf ausgewählten Routen in der Stadt einen Shuttle-Service als Mischung aus Taxi und Car-Sharing einzurichten – aber eben ohne Fahrer.

Jenoptik: Ein optimistischerer Jahresausblick von Jenoptik hat den Aktien des Technologiekonzerns am Mittwochmorgen Rückenwind verliehen. Sie stiegen in einem schwachen Gesamtmarkt auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um 4,67 Prozent auf 33,64 Euro. Das TecDax -Unternehmen rechnet nach einer Übernahme in Kanada und „aufgrund der anhaltend guten Nachfrage“ mit mehr Umsatz im laufenden Jahr als bisher. Die Erlöse dürften 2018 bei 805 bis 820 Millionen Euro liegen. Bisher war Jenoptik von 790 bis 810 Millionen Euro ausgegangen. Analysten rechnen allerdings bereits mit 812 Millionen.

Von Markus Weingran / dpaAFX

Foto: Lukassek / Shutterstock.com

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