Kaufgelegenheiten? 3 Gründe, warum die Aktien von Deutsche Post und KUEHNE + NAGEL besser sind

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Globale Wertschöpfungsketten sind gestört und die Wirtschaft steht am Abgrund. Da verwundert es zunächst kaum, dass diejenigen Unternehmen, die die Warenströme organisieren, bei Aktionären aktuell nicht zu den beliebtesten zählen. Aber ergibt es wirklich Sinn, dass die Aktien von KUEHNE + NAGEL und der Deutschen Post zuletzt rund ein Drittel ihres Werts verloren haben?

Zumindest sprechen die drei folgenden Argumente dagegen, dass die beiden nachhaltige Einbußen haben werden.

Argument 1: Supply Chain Management wird wichtiger

Das Geopolitik-Magazin „Foreign Policy“ hat kürzlich ein Dutzend Experten befragt, welche dauerhaften Folgen die einschneidenden Erfahrungen dieser Pandemie haben werden. Ein ganzer Strauß an Ideen wird dort angeboten. Einige gehen davon aus, dass die Welt sich noch stärker als zuvor an China ausrichten werde, weil autoritäre Staaten erfolgreicher gegen das Virus vorgegangen sind als zögerliche Europäer und irrlichternde US-Amerikaner.

Eine Stimme sieht Graswurzelbewegungen im Aufwind, weil auf lokaler Ebene beeindruckende Zeugnisse der Menschlichkeit zu beobachten seien, während die Regierungen vielerorts versagen. Andere sehen angesichts der notgedrungenen staatlichen Repression weiteren Rückenwind für den bereits zuvor gestärkten Nationalismus. Die Zeit der Hyperglobalisierung sei vorbei. Just-in-time-Fertigung mit globalen Liefernetzwerken drohe das Aus. Stattdessen werde wieder mehr lokal produziert. Das käme zwar teurer, wäre dafür aber robuster.

Ich denke, dass es sehr plausibel ist, dass lokale Fertigungskapazitäten in naher Zukunft ausgebaut werden. Im Extremfall wäre das schlecht für das Geschäft von DHL und Co. Allerdings schätze ich, dass sich dies auf Komponenten beschränken wird, für die sich additive Fertigungsmethoden besonders eignen. Darüber hinaus werden die günstigeren Fertigungsstandorte in Osteuropa und Asien weiterhin eine überragende Rolle spielen. Die Orchestrierung der Zulieferer aus aller Welt wird hingegen an Bedeutung gewinnen.

Das Know-how dafür liegt bei global aufgestellten Logistikern wie der Deutschen Post und KUEHNE + NAGEL. Diese haben in den letzten Jahren kontinuierlich in die Ausweitung und Digitalisierung ihrer Supply-Chain-Lösungen investiert. Letzten September hat die Post-Tochter DHL zum Beispiel in Illinois ein weiteres Innovation Center eröffnet, in dem die Logistik der Zukunft erdacht werden soll.

Argument 2: Gute Margen bei der Luftfracht helfen

Während der Passagierflugverkehr weltweit dramatisch leidet, geht es dem Güterverkehr vergleichsweise gut. Auf einigen Verbindungen werden Höchstpreise erzielt, weil bestimmte Produkte schnell zu den von der Pandemie betroffenen Gebieten gelangen müssen und gleichzeitig die in normalen Zeiten viel genutzten Restkapazitäten der Passagiermaschinen ausfallen.

Zu den guten Preisen kommen noch außergewöhnlich günstige Treibstoffkosten hinzu. Zusatzkosten aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen können so gut aufgefangen werden. Wenn man bedenkt, dass die Luftfrachtsparte DHL Aviation mehr als 100 Flugzeuge besitzt, kann man sich vorstellen, dass zumindest hier der Rubel aktuell rollen dürfte.

Dieses Argument gilt allerdings nur für die Deutsche Post, denn KUEHNE + NAGEL kann davon ohne eigene Flotte wohl nicht profitieren. Vielmehr hat das deutsch-schweizerische Unternehmen aktuell alle Hände voll damit zu tun, seine Kunden inmitten der Restriktionen und Kapazitätsengpässe irgendwie zufriedenzustellen.

Argument 3: Konsolidierungschancen

Zusammen mit der Bahntochter DB Schenker und der Kombination DSV/Panalpina bilden die beiden das führende Quartett in der Champions League der global aufgestellten Logistiker. Dank ihrer Größenvorteile und Finanzkraft haben solche Konzerne nun klare Vorteile gegenüber Wettbewerbern mit weniger Ressourcen. Es ist absehbar, dass sich in den nächsten Monaten attraktive Gelegenheiten ergeben werden, um Marktanteile zu erwerben.

Schließlich dürfte es aktuell beispielsweise Spezialisten im Bereich Veranstaltungslogistik rund um Messen, Sport und Konzerte ziemlich dreckig gehen. Auch diejenigen, die primär an der Automobilindustrie hängen, haben ziemlich schlechte Karten. Was für die betroffenen Unternehmen ein Desaster darstellt, könnte für die Großen der Branche eine günstige Gelegenheit darstellen, sich komplementäre Dienstleister einzuverleiben.

Darüber hinaus wird mit einem Start-up-Sterben gerechnet, und das könnte den Konzernen in die Hände spielen. In den letzten Jahren entstanden überall in Europa Hubs und Acceleratoren rund um das Thema „Logistik“. Dabei geht es primär darum, die Digitalisierung der Branche zu beschleunigen. Es ist wohl abzusehen, dass bald wieder mehr ambitionierte Softwareentwickler einen neuen Arbeitgeber suchen werden. DHL und K+N suchen ständig nach guten Programmierern mit Branchen-Know-how und werden somit günstiger als bisher ihre Digitalsparten ausbauen können.

Gute Aussichten

Im Moment sieht die Lage trüb aus. Hebt man den Blick jedoch in Richtung Horizont, dann lässt sich gut erkennen, dass die Deutsche Post und KUEHNE + NAGEL diese Krise als Wachstumschance nutzen können. Der Logistikmarkt ist trotz aller Fusionen der letzten Jahre noch immer stark fragmentiert. Über die Investitionen in Übernahmen, bessere Dienstleistungen und die beschleunigte Digitalisierung können solche starken Spieler Marktanteile gewinnen und ihre Profitabilität steigern.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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