Kurzanalyse: Carnival-Aktie – jetzt günstig einsteigen?

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Costa Fortuna Port Nagasaki Carnival Corporation Carnival-Aktie Analyse

Die Carnival-Aktie (WKN: 120100) ist eine der Aktien, die im Zuge der Coronakrise deutlich unter die Räder gekommen ist. Vom 52-Wochen-Hoch von 47 Euro je Stück ist die Aktie von Carnival zwischenzeitlich meilenweit entfernt und notiert derzeit bei 13,87 Euro je Anteil (Schlusskurs: 26.06.2020). Interessierte Investoren fragen sich möglicherweise, ob der extreme Abschlag an der Börse gerechtfertigt ist oder ob hier eine Übertreibung vorliegen könnte.

Immerhin ist Carnival mit einem Marktanteil von 45 % der größte Anbieter von Kreuzfahrten und hat in der Vergangenheit Milliarden mit Seereisen umgesetzt. Denkbar wäre es doch, dass Carnival die Coronaphase einfach überstehen muss, um danach wieder ordentlich Umsätze einzufahren. Investoren, die jetzt mutig sind und Aktien von Carnival kaufen, könnten mit sehr hohen Renditen belohnt werden.

Nachfolgend möchte ich auf die Auswirkungen von Corona auf Carnival eingehen und die Risiken den Chancen gegenüberstellen. Zum Schluss möchte ich ein Fazit geben, wie ich die Chancen für die Carnival-Aktie persönlich einschätze.

Auswirkungen von Corona auf Carnival

Das Geschäftsmodell von Carnival ist recht einfach zu verstehen. Das Unternehmen plant, organisiert und führt Kreuzfahrten auf der ganzen Welt durch. Die Einnahmen kommen im Wesentlichen von Ticketverkäufen, On-Board-Services und angebotenen Ausflügen an den jeweiligen Häfen.

Als das Coronavirus in weiten Teilen der Welt grassierte und für groß angelegte Lockdowns gesorgt hat, ist die Reisebranche zum Erliegen gekommen. Insbesondere Kreuzfahrtschiffe sind stark davon betroffen, da auf einem Schiff Tausende von Menschen auf vergleichsweise engem Raum zusammenleben.

Dementsprechend ist Carnival gezwungen, über Monate hinweg den Kreuzfahrtbetrieb einzustellen. Dadurch ist der Umsatz massiv eingebrochen und das vorhandene Cash wurde relativ schnell verbrannt. Warum? Carnival hat extrem hohe Kosten für die Instandhaltung seiner großen Flotte. Natürlich kann man teilweise Kosteneinsparungen durch Entlassungen oder Ähnliches vornehmen, allerdings reicht das bei Weitem nicht, um über die Runden zu kommen, wenn kaum Einnahmen reinkommen.

Man musste sogar teilweise bereits erhaltene Kundengelder erstatten, da die Kreuzfahrten abgesagt werden mussten. Somit hat sogar weitere Liquidität das Unternehmen verlassen. Carnival bezifferte den monatlichen Cashburn auf etwa 900 Mio. US-Dollar. Keine freudige Tatsache, die man hier mit der Carnival-Aktie verbinden muss.

Um das Geschäft weiter zu erhalten, war man gezwungen, über den Kapitalmarkt Geld einzusammeln. Das geschah beispielsweise über eine Anleihe mit 11,5 % Coupon und über eine Kapitalerhöhung (Ausgabe von Aktien). Erst am 26.06.2020 hat Carnival bekannt gegeben, erneut zwei Anleihen zu emittieren. Die beiden fünfjährigen Anleihen verfügen über einen Wert von circa 2,7 Mrd. US-Dollar und werden mit einem Coupon von 7,5 % verzinst.

Akute Risiken

Das signifikanteste Risiko für die Carnival-Aktie liegt meines Erachtens darin, dass der Kreuzfahrtbetrieb nicht bald wieder losgeht. Carnival selbst hat die Geschäftspause erst kürzlich bis 30. September 2020 verlängert und vermutlich als vorbeugende Maßnahme die eben erwähnte Anleihe herausgegeben, um eine weitere Verlängerung der Pause finanzieren zu können.

Sollte sich die Situation also nicht bis Anfang nächsten Jahres verbessern, könnte es erneut kritisch werden, und weitere Kapitalmaßnahmen wären wohl erforderlich. Unter „verbessern“ verstehe ich zum einen, dass Kreuzfahrten grundsätzlich wieder möglich sind und durchgeführt werden können (auch unter strengen Auflagen, sofern wirtschaftlich sinnvoll). Zum anderen verstehe ich darunter, dass Kunden signalisieren, wieder Kreuzfahrten machen zu möchten. Daher sollten Investoren hier die Zahlen der Vorausbuchungen für 2021 und sogar 2022 im Blick behalten. Carnival selbst hat kürzlich erwähnt, dass man bereits einen Anstieg an Vorausbuchungen verzeichnet.

Das absolut größte Risiko ist vermutlich der Ausbruch einer zweiten Coronawelle, die dafür sorgt, dass der Kreuzfahrtbetrieb weiterhin über mehrere Monate hinweg nicht möglich ist. Daraus ergibt sich meiner Meinung nach die Gefahr, dass sich Carnival nicht mehr finanzieren kann, da den Gläubigern und Investoren das Risiko zu hoch ist. Ein Totalverlust wäre in diesem Szenario also durchaus denkbar. Selbst wenn Carnival sich refinanzieren kann, würden die Bedingungen vermutlich so schlecht für das Unternehmen (und die Aktionäre) sein, dass man sehr lange Zeit benötigen würde, sich davon zu erholen.

Langfristige Chancen

Sofern keine zweite Coronawelle über uns und das Unternehmen hereinbricht und der Geschäftsbetrieb zeitnah - zumindest teilweise - wieder aufgenommen wird, könnten die langfristigen Chancen für Investoren durchaus attraktiv sein. Das Wachstum in der Kreuzfahrtbranche ist in den letzten Jahren, bereinigt um Corona, durchaus stark gewesen. Vor allem, da sich zunehmend junge Leute für Kreuzfahrten interessieren und sich immer mehr Personen eine Kreuzfahrt leisten können.

Carnival betreibt weltweit mehr als 100 Schiffe und verfügt über diverse bekannte Marken. Darunter AIDA Cruises, Costa Crociere oder Cunard. Der bereits erwähnte Marktanteil von 45 % spricht eine deutliche Sprache und könnte ausgebaut werden, sofern sich der Markt krisenbedingt konsolidiert.

Damit könnte Carnival langfristig deutlich mehr Umsatz machen als vor der Krise. Mit einer Nettomarge von über 14 % (Geschäftsjahr 2019) ist man durchaus profitabel unterwegs, wenn man nicht von einer Pandemie heimgesucht wird. Sofern Carnival die Krise überleben und die Schulden bedienen kann, könnte eine großartige Zukunft auf dieses Unternehmen und auf die Aktie warten.

Sollte man die Carnival-Aktie jetzt kaufen?

Wie bereits beschrieben sind die Risiken bei der Carnival-Aktie sehr hoch. Außerdem handelt es sich dabei nicht um geringfügige Risiken, sondern um solche, die zu einem Totalverlust führen könnten, wenn beispielsweise eine Insolvenz eintritt. Darüber sollte sich jeder interessierte Anleger im Klaren sein.

Ich persönlich glaube an das Marktpotenzial, das Geschäftsmodell und an die starken Marken von Carnival. Auch halte ich eine zweite Welle in der erlebten Form für unwahrscheinlich. Zumindest gehe ich nicht davon aus, dass es weltweit in diesem Ausmaß dazu kommen wird. Dennoch glaube ich, dass Carnival nun eher zu spät als zu früh den Betrieb wieder aufnehmen wird. Der Geschäftsbetrieb wird vermutlich sehr vorsichtig und unter möglichst geringen Kosten wieder hochgefahren, um kein unnötiges Risiko einzugehen.

Für mein Empfinden besitzt die Carnival-Aktie jede Menge Turnaround-Potenzial. Risikoaverse Anleger sollten allerdings Vorsicht walten lassen, da die Aktie von Carnival sicherlich noch einige Zeit volatil bleiben dürfte. Ich selbst glaube an eine positive Entwicklung und habe daher bereits vor einiger Zeit eine kleine Position in meinem Depot aufgebaut.

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Caio Reimertshofer besitzt Aktien von Carnival. The Motley Fool empfiehlt Carnival.

Motley Fool Deutschland 2020

Bild: Carnival Corporation & plc

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