Kutzers Zwischenruf: Das spricht auch langfristig für Aktien – Keine Zinsen, keine Inflation

Hermann Kutzer · Uhr

Entspannung an der Corona-Front (hoffentlich nachhaltig!), doch herrscht kein Mangel an anderen Sorgen und Ängsten. Diese Unsicherheit kann von den Börsianern deshalb verdrängt werden, weil die monetäre Perspektive klar ist und langfristig weiter für die Aktienanlage spricht: Dank der extrem hohen Liquiditätsversorgung durch die Notenbanken bleibt der Preis fürs Geld (= Zinsen) auf absehbare Zeit nahe Null. Parallel dazu pendelt der Preisanstieg ebenfalls auf einem so niedrigen Niveau, dass er den Namen Inflation nicht verdient. Das wird sich auch in der bevorstehenden Bekanntgabe des vorläufigen Verbraucherpreisindex für den Monat Mai nicht ändern. Die von der historischen Erfahrung geprägte Inflationsangst der Deutschen, mit spöttischem Unterton im Ausland auch „German Angst“ genannt, bleibt also im Papierkorb.

Allerdings fragen sich einige Analysten jetzt (mit relativer Gelassenheit), ob die Geldschwemme nicht doch zu höherer Inflation führen kann. Anlass ist die pandemiebedingte Kombination von ultra-expansiver Geldpolitik mit gigantischen Hilfspaketen der Fiskalpolitik. Denkbar, aber erst später. Die Mehrheit der Strategen geht jedoch davon aus, dass die Inflationsrate mindestens auf Sicht der kommenden ein bis zwei Jahre niedrig bleiben wird.

Aktuell ist die Preisentwicklung eher südwärts gerichtet, vor allem wegen des Einbruchs der Weltwirtschaft und der sinkenden Ölpreise. Im Euroraum stiegen die Verbraucherpreise zuletzt nur noch um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in Deutschland um 0,9 Prozent. Dass die Inflation in den kommenden Monaten sogar ins Minus fällt, gilt Analysten als so gut wie sicher. Dies ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Deflation, bei der die Preise durch eine ausgeprägte Konsum- und Investitionszurückhaltung in eine anhaltende Abwärtsspirale geraten. Eine Deflation, die nicht zu befürchten ist, wäre sicher folgenschwerer als eine Inflation.

In dieses Bild passt der vorhin vorgelegte GfK-Konsumklimaindex: Die deutschen Verbraucher erholen sich im Mai ein wenig vom Corona-Schock. Sowohl Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch Anschaffungsneigung legen leicht zu. Noch in der Aprilerhebung der Konsumklimastudie hatten viele Verbraucher durch die schrecklichen internationalen Bilder wie unter einem Schock gestanden, was zum beispiellosen Absturz der Konsumstimmung beigetrug. Auch wenn ein weiterer Fall des Konsumklimas im Monat Mai nicht festgestellt werden kann, so ist es doch der zweitniedrigste jemals gemessene Wert.

Selbst wenn mittel- bis längerfristig bei Zinsen und Inflation eine Wende nach oben eintreten wird, ist dies kein Argument gegen die Aktienanlage. Im Gegenteil, sachwertorientierte Investments („reale Werte“) wie Aktien als Beteiligung am

Produktivkapital der Wirtschaft, Immobilien und Edelmetalle dürften auch dann zu den Gewinnern zählen.

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