Kutzers Zwischenruf: Den Wandel vom Sparer zum Anleger gut vorbereiten!

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es gab schon früher tabellenähnliche Grundsatz-Tipps für das Tun und Lassen der Privatanleger - und es gibt sie heute noch, die Handlungsempfehlungen auf dem Weg zum Anlageerfolg. Gewiss, sie können ganz nützlich sein, insbesondere zur Vermeidung von Fehlern. Doch bin ich kein großer Freund solcher Listen. Sie vernachlässigen oft die wichtige Rolle der unterschiedlichen Anlegertypen. Und wenn es um Tabellen mit mutmaßlichen Gewinnern geht (Beispiel: „Mit diesen 10 Aktien reich werden“ oder ähnlichen Headlines), sind sie oft zu reißerisch und verheißen sicheren Erfolg. Durchaus interessant ist dagegen ein Beitrag im Newsletter von Morningstar, dem internationalen Finanzinformations- und Ratingunternehmen: Fünf häufige Anlegerfehler - und wie sie zu vermeiden sind. Denn selbst kleine Fallstricke können große Auswirkungen auf die Gesundheit des Portfolios haben.

Noch wichtiger als die einzelnen Schritte von Anlagestrategie und -taktik ist in meinen Augen die individuelle Vorbereitung auf den Start der Kapitalanlage. Hier können Privatanleger von den Profisportlern lernen, tun die doch alles, um bestens gerüstet ins Rennen zu gehen. Konkret betrifft es zwei Voraussetzungen: das private Geldmanagement und eine ehrliche Selbstdiagnose.

Alte Börsenhasen haben schon oft in der Vergangenheit gemahnt, der private Anleger dürfte seine Investments nicht losgelöst betrachten, sondern sollte sie in seine aktuelle Finanzsituation insgesamt und die absehbare Finanzplanung einbetten. Das beeinflusst sowohl Zeitpunkt und Volumen der Kapitalanlagen, sollte sich aber auch auf die Auswahl der Anlageklassen auswirken. Allein das Beispiel einer fest beabsichtigen größeren Anschaffung (Immobilie, Auto) kann der Grund für höhere Liquiditätshaltung und/oder Renditeverzicht sein. Im Grunde genommen sollte man sich also unternehmerisch verhalten, indem man Einnahmen und Ausgaben sowie deren weitere Entwicklung gegenüberstellt - und dann die Möglichkeiten von Investitionen definiert.

Was mich schon seit vielen Jahren beschäftigt, ist die Psyche der Menschen, denen man so gerne empfiehlt, sich vom „Falschsparer“ (auf nahezu zinslosen Konten) zum renditebewussten Investor weiter zu entwickeln. Denn allzu oft muss ich beobachten, dass man sich etwas vormacht. Häufiges Beispiel: Am Ende einer Diskussion über die Vorzüge der langfristigen Aktienanlage wird das Publikum gefragt, wer wirklich ein langfristiger Anleger sei. Fast alle im Publikum heben die Hand. Die meisten Leute denken viel kurzfristiger. Tatsächlich wird die Mehrheit der Privatanleger schon sichtlich nervös und neigt zum Aussteigen, wenn sich die Kurse und Indizes nach einem halben Jahr bis anderthalb Jahren nicht wie erhofft entwickeln. Deshalb, geschätzte Anleger: Seid ehrlich zu Euch selbst, auch in anderen Punkten, und denkt erst nach entsprechender Vorbereitung nach, welche Aktien oder Fonds für Euch in Frage kommen!

Eine grundsätzliche Empfehlung wird gerade von „Börsenneulingen“ und dabei von der jüngeren Altersgruppe immer häufiger umgesetzt: Investiert mehr Zeit in Eure Geldanlage, werdet also zu selbstentscheidenden „Kümmerern“!

Neueste exklusive Artikel