Kutzers Zwischenruf: Der Dax kann Europameister werden

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Europa holt auf, holt Amerika ein. Noch in diesem Jahr. Davon sind immer mehr Volkswirte und Analysten überzeugt. Dementsprechend wächst der Optimismus für unsere Aktien, die bisher noch hinter der Wall Street herhinken und jetzt mehr Luft nach oben haben.

In den kommenden Monaten ist nach Experteneinschätzung mit einem Konsumboom in Europa zu rechnen. Zusätzliche Impulse dürften von staatlichen Investitionen kommen: Die Gelder des „Next EU Generation Funds“ werden ab Juli fließen. Vor allem die südeuropäischen Länder dürften davon einen signifikanten Wachstumsimpuls erhalten. Die große Hoffnung ist, dass die Kombination aus staatlichen Investitionen und Reformen in den kommenden Jahren einen Produktivitätsschub in Europa ermöglicht.

Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die nicht nur bei uns, sondern auch in den Nachbarländern für wachsende Zuversicht sorgen - beispielsweise die Euphorie unter europäischen Dienstleistern durch die lang ersehnte Öffnung von Geschäften, Restaurants und Hotels.  Inzwischen haben die  Gewinnschätzungen für den MSCI Europa  schon wieder das Niveau von vor der Pandemie im Februar 2020 erreicht. Europa hinkt damit nur zwei Monate den USA hinterher. Man erwartet jedoch, dass die Gewinnschätzungen für Europa in den kommenden Monaten weiter nach oben revidiert werden und Europa sogar die USA einholen kann.

Das sollte für Rückenwind an den Aktienmärkten sorgen und bestätigt die Zuversicht der Strategen, dass die Aktienmärkte im Euroraum gegenüber dem Trendsetter Wall Street aufholen können. Immerhin liegt der Euro Stoxx 50 seit dem Corona-Kurstief im März 2020 immer noch rund 25 Prozentpunkte hinter dem US-amerikanischen S&P 500. Allerdings könnte auch in der Eurozone die Diskussion um eine bevorstehende Zinswende schnell an Fahrt aufnehmen, wenn sich die Konjunkturdaten weiterhin so dynamisch nach oben bewegen. Hohe Kursschwankungen gelten daher als sicher.

Halt! All das klingt zwar plausibel, dennoch kann ich meine lange gepflegte Skepsis hinsichtlich der politisch-wirtschaftlichen Entwicklung Europas noch nicht ablegen. Deshalb würde ich mich bei europäischen Neuengagements auch gegenwärtig eher auf den „Home Bias“ beschränken  - also deutsche Aktien kaufen. Gibt es etwa eine Korrelation zwischen Fußball und Börse? Nein, das sicher nicht. Aber vielleicht wird wenigstens der Dax Europameister …

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