Kutzers Zwischenruf: Konjunkturprognosen weiter mit Vorsicht genießen

Hermann Kutzer · Uhr

Heute gibt’s aus dem Osten etwas Neues, das zur allgemeinen Gelassenheit beitragen kann: Die Konjunkturerwartungen für China erholen sich - und das sogar ohne unmittelbaren Einfluss des Handelskonflikts. In der Oktober-Umfrage ist der CEP-Indikator um 11,9 Punkte gestiegen. Der Wert dieser Kennzahl, die auf Basis des China Economic Panel (CEP) erhoben wird und die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten für China auf Sicht von zwölf Monaten wiedergibt, liegt damit aktuell bei minus 5,8 Punkten (September 2019: minus 17,7 Punkte). Aber: Im vorangegangenen Monat war der Indikator um 12,8 Punkte gefallen, dieser Rückgang ist durch den Anstieg im Oktober also praktisch wieder ausgeglichen worden. Der CEP-Indikator befindet sich allerdings seit 20 Monaten (!) unterhalb des langfristigen Durchschnitts von 1,2 Punkten und seit 7 Monaten praktisch ununterbrochen unterhalb der Null-Linie. Kann man trotzdem die jüngste Erholung positiv werten? Zweifel sind angebracht.

Zweifel auch hierzulande: Die Deutschen blicken zunehmend pessimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung im eigenen Land. 56 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der ökonomischen Verhältnisse in den kommenden Jahren, wie aus einem aktuellen Trendbarometer hervorgeht. Lediglich 12 Prozent sagen bessere Zeiten voraus, während 28 Prozent keine Veränderungen erwarten. Volkes Meinung. Ahnen die Bundesbürger wirklich, was auf sie zukommt?

Fragen wir nach bei anerkannten, unabhängigen Experten, denn hat die Bundesbank ihren neuen Monatsbericht vorgelegt. Und der beruhigt: „Bundesbank erwartet keinen Wirtschaftseinbruch“, melden die Agenturen. Ein Absturz der deutschen Wirtschaft ist nach Einschätzung der Bundesbank trotz eines erneut schwachen Quartals nicht zu erwarten. Zwar könnte sich die Wirtschaftsleistung wegen des Abschwungs in der exportorientierten Industrie im dritten Vierteljahr 2019 „nochmals leicht verringert haben“. Eine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung bei unterausgelasteten gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten zeichnet sich bislang aber nicht ab.

Na also, cool bleiben. Die Bundesbank kann für ihren relativen Optimismus natürlich keine Garantie geben. Aber auch die Börsen sind ja trotz aller Sorgen seit Wochen gelassen, die Aktienkurse sogar in Hochstimmung. Ich empfehle dennoch, geschätzte Anleger, weiter vorsichtig zu bleiben! Das sagt mir jedenfalls mein Bauchgefühl.

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