Kutzers Zwischenruf: Kurzfristige Warnung, aber langfristiges Plädoyer für die Aktienanlage

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Und jetzt? Auch nach den gestrigen Äußerungen des Fed-Chefs wissen wir nicht viel mehr. Immerhin sehen sich die Börsenbullen durch Powell bestätigt, denn eine Zinssenkung in Amerika ist offenbar nur eine Zeitfrage, kommt vielleicht schon Ende Juli. Das wäre aber kein gutes Zeugnis für die US-Konjunktur! Dazu gibt es heute aus Frankfurt ein weiteres Signal. Und wenn das kein Fehlsignal ist (wenn!), sollten sich kurzfristig anlegende Aktienfans bessere warm anziehen.

Grund: Die Hoffnungen auf einen schnellen Rebound der Konjunktur sind spätestens mit den Juli-Daten des Sentix-Konjunkturindex zunächst gestorben. Dazu schreiben die Sentix-Verhaltensforscher: „Vor allem die Werte für Deutschland sind besorgniserregend und lassen eine Rezession erwarten. Die Aktien sind dieser Konjunktur zinsbedingt weit vorausgeeilt. Dies macht eine Korrektur / Konsolidierung aus Makrogründen wahrscheinlich.“ Die Sentix-Konjunkturindizes werden jeweils am ersten Freitag eines Monats unter rund 1.000 institutionellen und privaten Anlegern erhoben und gelten als konjunkturelle Frühindikatoren.

Davon gibt es international aber viele und es zeigt sich immer wieder, dass sich die Stimmungslage unter den Finanzmarktteilnehmern rasch ändern kann - rascher als man das früher (vor der Digitalisierung) gewohnt war. Warnungen also ernst nehmen, geschätzte Anleger, aber nicht gleich in Panik verfallen!

Inzwischen gibt es auch neue Zahlen zum „Falschsparen“ der Deutschen: Sie haben allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 15,9 Milliarden Euro an Wertverlust erlitten. Der Grund sind niedrige Zinsen, die deutlich unter der Inflationsrate liegen. Im zweiten Quartal des Jahres betrug der durchschnittliche Einlagenzins gerade einmal 0,16 Prozent; die Inflation lag im selben Zeitraum bei 1,71 Prozent. Daraus ergibt sich ein Realzins von minus 1,55 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Comdirect-Realzins-Radar, der quartalsweise ermittelt wird. Ich unterstreiche deshalb den Appell der Bank: Es ist allerhöchste Zeit, das eigene Sparverhalten zu überdenken und stärker auf Wertpapiere für den langfristigen Vermögensaufbau zu setzen. Klar, dass damit Aktien gemeint sind.

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