Kutzers Zwischenruf: Wie Anleger durch den Börsennebel fahren können

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Helfen uns die Börsenprognosen der Experten wirklich weiter? Entscheiden Sie selbst, geschätzte Anleger - hier die jüngsten konkreten Vorhersagen: Den Jahresstart der Märkte bewerten die Aktienexperten der großen öffentlichen Banken positiv, für den Rest des Jahres und für die Indizes auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Strategen jedoch überwiegend pessimistisch (bis auf die Helaba). Entsprechend breit sind die 12-Monats-Prognosen für den Dax gestreut: von 11.400 bis 13.500 Punkten. Dies entspricht einem Durchschnitt von 12.050 Punkten. Also der Stand von heute. Ich sehe förmlich Ihr Achselzucken, denn zunehmende Kursschwankungen und eine unattraktive Perspektive fürs Jahresende reißen ja keinen vom Hocker.

Vergleichen wir das mit der wöchentlichen Stimmungsumfrage an der Börse Frankfurt. Resümee der damit beauftragten Verhaltensforscher in ihrem Report gestern Abend: Die jüngste Entwicklung der Sentiment-Indices vermittelt den Eindruck, als ob der sogenannte Stimmungs-Turnaround von „bullish“ nach „bearish“ vielen Akteuren nicht schwergefallen ist […] Und weil der Börse Frankfurt Sentiment-Index nunmehr auf dem niedrigsten Stand seit dem 24. Oktober 2018 notiert (bei den Privatanlegern muss man sogar bis zum 27. Juni zurückgehen), ist der Markt nach unten gar nicht so schlecht abgesichert. Mit anderen Worten: Für viele Akteure wären weitere Kursrückgänge sogar willkommen, um diese Absicherungen mit Gewinn glattstellen zu können. Sollte es indes (etwa im Handelskonflikt) zu positiven Überraschungen kommen, müssten die Pessimisten von heute, möglicherweise im Rahmen einer Short-Squeeze, ihre Engagements ganz schnell wieder zurückdecken. Beide Szenarien sind aus heutiger Sicht für den Dax nicht wirklich ungünstig.

Das passt. Nix Genaues weiß man zwar immer noch nicht, aber es ist nicht einmal ein Hauch von Panik zu verspüren. Das kann noch Wochen oder gar Monate lang so bleiben, kann sich aber auch über Nacht total ändern. Meine taktische Empfehlung: Liquiditäts- und Goldanteil erhöhen, zweistellige Aktiengewinne zumindest teilweise realisieren und in schwächeren Phasen wie jetzt das Depot um defensive internationale Aktien, die nicht besonders konjunktursensibel sind, ergänzen.

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