Langfristige Verlierer: Warum es sich lohnt, Klimasünder jetzt aus dem Depot zu werfen

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Hand aufs Herz: Wie „sauber“ ist eigentlich dein Portfolio? Vielleicht hast du schon eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie viele Schmutzfinken du im Depot hast. Oder du hast dir darüber noch nie Gedanken gemacht. Das wäre vollkommen nachvollziehbar, denn für viele Investoren stehen bei der Anlageentscheidung nun mal das Kurspotenzial oder die Dividendenrendite an erster Stelle.

Kein Wunder also, dass die Aktien von Ölmultis wie BP, Shell und Total bei Privatanlegern sehr gefragt sind. Sie locken mit hohen Dividenden, die trotz zahlreicher Ölpreisrückgänge seit dem Zweiten Weltkrieg nur selten gekürzt wurden. Klingt lukrativ und sicher. Warum es sich trotzdem lohnt, Umweltferkel aus dem Portfolio zu verbannen, sehen wir uns jetzt an …

Regulierung als Risikofaktor

Kohlenstoffärmer, ressourcenschonender und nachhaltiger soll die Wirtschaft in Zukunft werden. So hat die Europäische Union zum Beispiel beschlossen, ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Investitionen (Taxonomie) zu entwickeln. Es definiert, welche Wirtschaftszweige nachhaltig sind und welche nicht. Außerdem schreibt die neue Offenlegungsverordnung Investmenthäusern und Finanzberatern vor, welche Informationen sie den Anlegern künftig über nachhaltige Investments und Nachhaltigkeitsrisiken an die Hand geben müssen.

Das Stichwort lautet Regulierungsrisiken: Um übergeordnete Nachhaltigkeitsziele aus dem Pariser Klimaabkommen oder der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zu erreichen, werden rund um den Globus ständig neue Nachhaltigkeits- und Klimaschutzvorschriften eingeführt. Diese sind vielen „schmutzigen Unternehmen“ ein Dorn im Auge, denn zum einen erschweren sie ihnen die Arbeit und zum anderen geht die Umsetzung meist ganz schön ins Geld.

Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell oder ihre Prozesse nicht ökologischer und sozialer gestalten können oder wollen, dürften langfristig als Verlierer aus dem Wandel zur neuen nachhaltigen Wirtschaftswelt hervorgehen. Das liegt daran, dass ihre Geschäfte durch schwindende Ressourcen, strengere Umweltvorschriften oder drohende Gerichtsverfahren deutlich riskanter werden. Und höhere Risiken sind wohl das Letzte, was wir als langfristige Investoren gebrauchen können.

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage

Es wird genügend Kandidaten geben, die den Sprung zum nachhaltigen Geschäftsmodell nicht schaffen und daran zugrunde gehen werden. Diese Unternehmen hätte ich dann lieber nicht im Depot. Selbstverständlich dürften Pleiten die Ausnahme bleiben und nur in Einzelfällen vorkommen. Komplettausfälle sollten also nicht unsere größte Sorge sein.

Wer allerdings das Einmaleins der Börse kennt, weiß, dass der Kurs einer Aktie durch Angebot und Nachfrage zustande kommt. Das Problem: Immer mehr Anleger meiden Aktien von Unternehmen mit Umweltrisiken - die Vorreiter sind dabei institutionelle Investoren, die eigentlichen Börsenschwergewichte. So hat beispielsweise das norwegische Parlament im letzten Jahr entschieden, dass der norwegische Staatsfonds künftig noch nachhaltiger investieren soll. Daraufhin wurden die Aktien von mehr als 150 Öl-, Gas- und Kohlekonzernen aus dem Wertpapierportfolio verbannt.

Wenn Anleger ihr Kapital aus solchen Aktien abziehen, geht auch die Nachfrage an der Börse zurück, was tendenziell die Kurse dieser Aktien belastet. Langfristig sind diese Werte also womöglich wenig aussichtsreich.

Schmutzige Branchen: Zukunftspotenzial? Fehlanzeige!

Werfen wir mal einen kurzen Blick auf die Branchen, die es in Zukunft nicht leicht haben dürften:

Fossile Energieträger: Spätestens nach der Explosion der Ölbohrinsel Deepwater Horizon im Jahr 2010 hat im Hinblick auf fossile Brennstoffe ein Umdenken stattgefunden. Viele Großanleger wie die Allianz und zahlreiche Pensionskassen investieren nicht mehr in Unternehmen, die im Öl- und Kohlegeschäft tätig sind. Der Rückzug der Investoren, der in der Regel mit sinkenden Aktienkursen einhergeht, zeichnet sich in dieser Branche besonders deutlich ab. Die Energieriesen RWE, Exxon und Royal Dutch Shell kommen beispielsweise in der Bewertung der Nachhaltigkeitsratingagentur ISS ESG nicht besonders gut weg (Nachhaltigkeitsratings: C+, C- und C). Wer auf der sicheren Seite sein will, tut es den Großinvestoren gleich und wirft Öl- und Kohlekonzerne aus dem Depot.

Metalle und Bergbau: Der Abbau von Gold, Eisenerz und anderen Metallen ist zwar als lukratives, aber auch als schmutziges und mitunter sehr gefährliches Geschäft bekannt. In dem Sektor kommt es immer wieder zu Katastrophen. Außerdem werden Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer nur selten großgeschrieben. Die Experten von ISS ESG bewerten beispielsweise das Goldminenunternehmen Shandong Gold Mining aus China mit der schlechtesten Nachhaltigkeitsnote D-, denn das Unternehmen veröffentlicht weder Unfallstatistiken noch wesentliche Umweltkennzahlen. Auch Branchenriesen wie BHP Billiton und Rio Tinto schneiden jeweils mit der Note C ziemlich schlecht ab. Im Übrigen haben ihre Aktien langfristig gesehen nicht gerade eine gute Performance hingelegt.

Automobilindustrie: Es lässt sich nicht leugnen, dass sich viele Autobauer auf dem absteigenden Ast befinden - von ein paar Ausnahmen wie beispielsweise Tesla einmal abgesehen. Die Umstellung vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto geht nicht schnell genug voran. Viele Automobilriesen haben Schwierigkeiten, ihr Geschäftsmodell und ihre Produktionsprozesse anzupassen. Große Kritikpunkte sind oft die schlechten ökologischen und sozialen Bedingungen bei den Automobilzulieferern. So hat etwa Brilliance China mit BMW ein Hybridauto entwickelt, doch die Energiebilanz und die Arbeitsbedingungen bei dem Konzern und seinen Zulieferern sind äußerst zweifelhaft. Auch Branchenriesen wie Volkswagen, Toyota und General Motors schneiden in Sachen Nachhaltigkeit nur unwesentlich besser ab. Sie erhalten von ISS ESG die zweitschlechteste Note C. An den Börsen schlagen sich die Umweltbedenken längst in den Aktienkursen nieder.

Unternehmen, die im Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft nicht freiwillig mitziehen und den Anschluss verlieren, haben schlechte Karten. Und zwar sowohl im Geschäft als auch an der Börse. Immerhin ist die Aktienkursentwicklung das langfristige Spiegelbild eines Unternehmens. Wer sein Portfolio fit für die Zukunft machen will, sollte schon jetzt die Spreu vom Weizen trennen und sich von potenziellen Verlierern der Nachhaltigkeitswende trennen. Damit leistet man nicht nur einen (kleinen) Beitrag zu einer ökologischeren und sozialeren Welt, sondern könnte langfristig vielleicht sogar mit einer höheren Portfoliorendite belohnt werden.

 

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Franziska besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.

Motley Fool Deutschland 2020

Foto: Getty Images

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