Lieber Cashflow als Lockdown

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ja! Die Zeit zum Aussteigen ist gekommen. Ich habe intensiv überlegt, ob ich diese Empfehlung aussprechen sollte. Erstmals seit langem. Aber keine Panik, geschätzte Anleger, denn erstens müssen Sie ja selbst über Ihr Portfolio entscheiden und zweitens gilt mein Rat ausschließlich für kurz- bis mittelfristig angelegte Aktiendepots und nicht für langfristige Investments. Zugegeben, mich haben die Ereignisse im Umfeld der Wirtschaft zuletzt mehr beeindruckt als die rasche Stabilisierung der Börsenkurse. Was sich um uns herum (einschließlich unserer europäischen Nachbarn) entwickelt, ist unerträglich geworden. Und gefährlich. Mag sein, dass die Schlagzeilen vom Wochenende mehr den Bauch als den Kopf belasten. Doch steigen nicht nur die Infektionszahlen in furchterregende Höhen, irritieren die Kontroversen der Virologen und Politiker die ganze Bevölkerung immer mehr. Weil ein zweiter Lockdown droht, gewinnt Cash als Vorsorge an Bedeutung.

Die Kanzlerin selbst gibt sich mittlerweile höchst besorgt, spricht von einer „sehr ernsten Pandemie-Phase“ und bittet die Deutschen darum, unnötige Reisen und Feiern zu unterlassen. Titelt die Bild am Sonntag: „Merkel fleht die Deutschen an.“ Überall (vor allem in Großstädten) steigender Frust, zunehmende Aggressivität gegenüber Polizei und anderen Sicherheitskräften. Es wird gepöbelt, gespuckt und angehustet. Kaum ein Tag vergeht ohne terroristische Aktionen irgendwo in Europa. Der Faktor Zeit wird daher mitentscheidend nicht nur für die weitere Entwicklung der zweiten Pandemie-Welle, sondern ebenso für das Wachstum der Wirtschaft und den Zustand der Gesellschaft.

Selbst wer Lage und Aussichten mit mehr Gelassenheit beurteilt, sollte sich zumindest auf nervöse Wochen einstellen. Dazu gehört, die Risikobereitschaft zu reduzieren, indem man seine Aktienpositionen gegen stärkere Kurseinbrüche absichert (wenn noch nicht geschehen). Wie schon mehrfach empfohlen, kommt natürlich auch ein Teil-Abbau des Aktienbestands in Frage. Ein erhöhter Kassenbestand als Folge (bzw. Tausch in Gold) kann nicht schaden. Inzwischen bin ich aber so vorsichtig geworden, dass sogar ein vorübergehender Ausstieg aus dem Börsenzug in Frage kommt. Dem geht bis jetzt der Dampf nicht aus, doch kann sich ein Crash jederzeit wiederholen - ohne dass der Aktienmarkt so schnell wie im Frühjahr wieder auf die Beine kommt.

Ich hoffe, dass meine Sorge übertrieben ist und sich meine Empfehlung als überflüssig herausstellen wird.

Bleiben Sie gesund!

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