Lufthansa: Rettungspaket steht – Anleger leicht optimistisch, Analysten weiterhin skeptisch

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Das lange Warten und Spekulieren hat ein Ende. Das Rettungspaket für die Lufthansa steht und es müssen „nur noch“ einige Hürden bei der EU genommen werden. Mit einem Plus von mehr als 5 Prozent gehört die Kranich-Aktie erneut zu den stärksten Werte im Dax. Unterm Strich haben die geplanten Details des Staatseinstiegs Branchenexperten eher positiv überrascht. Doch was die Rettung und die hohen Zinslasten für mögliche Gewinne der Airline nach der Corona-Krise und damit für den Aktienkurs bedeuten, darüber sind sich die Analysten keineswegs einig. Diejenigen, die sich am Dienstag zu den Neuigkeiten äußerten, sagen dem Papier Kurse von zwei bis zehn Euro voraus. Angesichts des aktuellen Kursniveaus von gut neun Euro insgesamt keine guten Aussichten.

Zu den wenigen Optimisten gehört der renommierte Luftfahrt-Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research. Zwar hat auch er sein Kursziel für die Lufthansa-Aktie in den vergangenen Wochen gekappt. Mit seiner Erwartung von zehn Euro sieht er sich aber derzeit gut aufgehoben. Die Bedingungen des Rettungspakets für die Airline seien letztlich etwas besser ausgefallen als von ihm erwartet, schrieb er. Mit der Einstufung „Outperform“ schreibt er der Aktie weiteres Kurspotenzial zu.

Das Paket, über das sich Bundesregierung und Lufthansa-Vorstand geeinigt haben, sieht Finanzspritzen von insgesamt neun Milliarden Euro vor. Für 300 Millionen Euro soll der neue Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) einen Aktienanteil von 20 Prozent an dem Konzern erwerben – und zwar zum Bezugspreis von 2,56 Euro, dem Nennwert der Aktie. Hinzu kommt als größter Brocken eine stille Beteiligung über 4,7 Milliarden Euro, für die Zinsen von zunächst 4 Prozent und später bis zu 9,5 Prozent anfallen. Außerdem ist ein Kredit von 3 Milliarden Euro der Staatsbank KfW vorgesehen.

Eine weitere stille Einlage über eine Milliarde Euro soll der WSF in einen Aktienanteil von 5 Prozent und einer Stimme wandeln können, um eine Übernahme der Lufthansa zu verhindern – oder ab 2024 für den Fall, dass die Airline die Zinsen nicht zahlt. Das anfänglich erworbene Aktienpaket soll der WSF spätestens Ende 2023 wieder abstoßen, falls der Konzern die stillen Einlagen vollständig zurückgezahlt hat sind und der Einstandspreis plus einer jährlichen Verzinsung von 12 Prozent zu erzielen ist. Bis zum Ende der Stabilisierung darf die Lufthansa keine Dividenden auszahlen.

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„Das vorgesehene Rettungspaket verschafft der Lufthansa ausreichend Luft“, schrieb Analyst Wolfgang Donie von der NordLB. „Da es lange dauern wird, bis das Vorkrisenniveau im Luftverkehr wieder erreicht sein wird, ist das Paket aber Segen und Fluch zugleich.“ Er hob sein Kursziel für die Aktie von sieben auf acht Euro an, beließ seine Einstufung aber auf „Halten“. Sein Kollege Sven Diermeier von Independent Research nannte die Konditionen als „angemessen und tragbar“ für die Airline. Sein Kursziel hob er von 8,60 auf 9 Euro an und beließ die Einstufung ebenfalls auf „Halten“.

Analyst Jaime Rowbotham von der Deutschen Bank fand einige Aspekte des Pakets zwar weniger „strafend“ als von ihm erwartet. Dennoch werde die Fluggesellschaft nach der Corona-Krise auf einem hohen Schuldenberg sitzen, warnte er. Dem Aktienkurs sagt er aber einen deutlichen Sinkflug voraus. Er bestätigte sein Kursziel von 5,70 Euro und rät mit „Sell“ weiterhin zum Verkauf der Papiere.

Sein Kollege Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler erkannte zwar in dem Rettungspaket keine bösen Überraschungen mehr. Seine Empfehlung für die Aktie lautet aber ebenfalls weiterhin „Sell“, und mit seinem Kursziel von 3,80 Euro ist er noch pessimistischer als sein Kollege von der Deutschen Bank.

Am schwärzesten zeichnete am Dienstag Analystin Ruxandra Haradau-Doser die Zukunft für die Lufthansa-Aktionäre. Die Airline werde die milliardenschweren Staatshilfen bestenfalls mittelfristig zurückzahlen können, schrieb die Expertin. Sie schätzt, dass die Anteile auf einen Kurs von nur noch zwei Euro zusteuern – das wäre weniger als der Nennwert der Papiere. Folgerichtig bleibt sie weiterhin bei ihrem Votum mit „Reduce“.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

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