Lufthansa: Wachstumsziele wegen teurem Kerosin und Preiskampf mit der Konkurrenz halbiert – Aktie unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das vergangene Jahr war für die Lufthansa trotz vieler Herausforderungen aus Gewinn-Sicht das zweitbeste ihrer Geschichte. Doch steigende Kerosinpreise und der Preiskampf unter den Fluglinien in Europa dämpfen die Erwartungen des Vorstands an das laufende Jahr. Auch deshalb will Lufthansa-Chef Carsten Spohr das Flugangebot von Europas größter Airline und ihrer Töchter nicht so stark ausbauen wie zuletzt gedacht. Und bei seiner Gewinnprognose für 2019 hielt er sich bei der Bilanzvorlage am Donnerstag eine große Spanne offen.

Hohe Treibstoffkosten, Flugchaos und Air-Berlin-Integration drücken den Gewinn

Nach dem Rekordjahr 2017 ging der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) der Lufthansa im abgelaufenen Jahr um rund vier Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro zurück, wie der Dax-Konzern mitteilte. Dabei machte der Konzern gestiegene Kosten für Kerosin, das Flugchaos des vergangenen Sommers und die Integration von 77 Jets der insolventen Fluglinie Air Berlin bei der Tochter Eurowings weitgehend wett.

Lufthansa musste wegen Flugausfällen tief in die Tasche greifen

Allein für Flugausfälle, Verspätungen sowie die Entschädigung der betroffenen Kunden musste die Lufthansa mit 518 Millionen Euro rund zwei Drittel mehr ausgeben. Die Integration des ehemaligen Air-Berlin-Geschäfts bei Eurowings schlug mit 170 Millionen Euro zu Buche, so dass die Billigtochter des Lufthansa-Konzerns im Gesamtjahr einen operativen Verlust von 231 Millionen Euro schrieb.

Deutlich tiefer als zuvor musste die Lufthansa auch für Kerosin in die Tasche greifen. Der gestiegene Ölpreis und das durch die Teilübernahme von Air Berlin stark gewachsene Flugangebot ließen die Treibstoffkosten um rund 850 Millionen auf 6,1 Milliarden Euro anschwellen. Das Auf und Ab der Ölpreise lässt auch die Prognosen der Lufthansa schwanken: Für 2019 erwartet das Management jetzt Treibstoffkosten von 6,7 bis 6,8 Milliarden Euro. Noch im Januar hatte der Konzern mit einem deutlich geringeren Anstieg auf 6,3 Milliarden Euro gerechnet.

Wachstumsziel wird halbiert

Weil sich vor allem die Fluglinien innerhalb Europas einen herben Preiskampf liefern, halbierte Spohr jetzt auch seine Wachstumspläne für den Sommer. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum will der Konzern sein Flugangebot jetzt nur noch um 1,9 Prozent ausweiten. Für das Gesamtjahr hat er jetzt ein Plus von gut drei Prozent im Auge.

Dabei soll die vor allem innerhalb Europas fliegende Eurowings um etwa zwei Prozent zulegen, die Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian um rund vier Prozent. Die Ticketpreise dürften aus ihrer Sicht eher auf dem Niveau des Vorjahres bleiben – mit einem leichten Anstieg bei Eurowings und einem leichten Rückgang bei den Netzwerk-Airlines.

Umsatzprognose geringer als im Vorjahr

Beim Umsatz erwartet die Lufthansa im laufenden Jahr ein Wachstum zwischen 4 und 6 Prozent. Davon sollen 6,5 bis 8 Prozent als operativer Gewinn beim Konzern hängen bleiben. Das wäre eher weniger als 2018, als diese sogenannte bereinigte Ebit-Marge bei 7,9 Prozent lag.

Bei einem Umsatzplus von 5 Prozent entspricht das neue Margenziel einem operativen Gewinn von 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro. Damit würde die Lufthansa trotz mehr Flügen und höherer Erlöse eher weniger verdienen als im Vorjahr. Analysten gingen im Schnitt bisher wie schon für 2018 von rund 2,8 Milliarden Euro aus.

Mauer Ausblick schickt Lufthansa-Aktie auf Talfahrt

Am Finanzmarkt kam vor allem der Ausblick überhaupt nicht gut an. Kurz nach Handelsstart verlor die Lufthansa-Aktie rund fünf Prozent an Wert. Während die Gewinnzahlen von 2018 besser ausfielen als von Analysten erwartet, hatten sich Branchenexperten für das laufende Jahr eher mehr ausgerechnet.

Lufthansa 5-Tageschart (Xetra)

Die Privatbank Berenberg hat die Einstufung für Lufthansa nach den Zahlen auf „Hold“ mit einem Kursziel von 22 Euro belassen. Der operative Gewinn (Ebit) im vierten Quartal habe die Schätzungen verfehlt, schrieb Analyst Adrian Yanoshik in einer am Donnerstag vorliegenden Schnelleinschätzung. Das Kurzstrecken-Geschäft belaste weiterhin die Ergebnisse wegen der Überkapazitäten am Markt und der Integrationskosten.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Tupungato / Shutterstock.com

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