Macron im Brexit-Fischereistreit offenbar kompromissbereit - Knackpunkt in Verhandlungen

Reuters · Uhr

- von Michel Rose und Gabriela Baczynska

Paris/Brüssel (Reuters) - Angesichts der festgefahrenen Brexit-Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU arbeitet Frankreich offenbar an einer Kompromissformel in der Frage der umstrittenen Fischereirechte.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus der Branche erfahren hat, hat sich die Regierung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereits auf eine niedrigere Fangmenge nach dem de-facto-Brexit zum Jahresende eingestellt. Großbritannien ist zwar aus der EU ausgetreten, doch gelten noch Übergangsregelungen bis zum Jahresende, die dem Vereinigten Königreich Zugang zum Binnenmarkt ermöglicht. Neben staatlichen Subventionen und der Gestaltung der Grenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland sind die Fischereirechte einer der Knackpunkte, bei denen sich beide Seiten verhakt haben.

Am Fischfang hängen in Frankreich rund 30.000 Jobs. In den Jahren 2011 und 2015 zog die Flotte mit der Trikolore am Heck durchschnittlich 98.000 Tonnen aus den äußerst fischreichen britischen Gewässern. Ein Viertel der französischen Fangmenge im Nordostatlantik stammt aus den Fischgründen vor der Insel. Am Rande des EU-Gipfels vorige Woche hatte sich der französische Europaminister Clement Beaune noch kampfbereit vor die heimischen Fischer gestellt. Doch wie Jerome Vicquelin, ein Vertreter der französischen Fischfanglobby Reuters mitteilte, habe der Minister den Fischern jüngst bei einem Treffen in der Hafenstadt Port-en-Bessin verdeutlicht, dass der "Status Quo" nicht mehr zu halten sei. Der Regierung gehe es nur noch um "Schadensbegrenzung" für die Fischer, so Vicquelin.

Ein anderer Vertreter der Lobby sagte, die Regierung habe sich bei den Fischern bereits erkundigt, welche Zugeständnisse für sie vertretbar seien: "Sie haben uns gebeten, darüber nachzudenken." Um mit Großbritannien handelseinig zu werden, müssen Fischfangquoten für mehr als 100 Arten festgelegt werden.

London hatte in dem Brexit-Streit die Losung ausgegeben, es wolle "eine unabhängige Küstennation" werden. Als Zugeständnis gilt die britische Offerte, dass es ab 2021 eine Übergangsperiode geben solle, in der die Fangmengen schrittweise erhöht würden. Doch noch immer liegen beide Seiten weit darüber auseinander, wie hoch der britische Anteil letztlich ausfallen soll.

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