Nach der Trump Hausse kommt jetzt die Trump Baisse?

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Börsen haben nicht so dumm reagiert, als sie im Vorfeld der amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016 immer dann negativ reagiert haben, wenn die Prognosen auf einen Sieg von Donald Trump hindeuteten. Das was ihnen vor Trump Angst machte, sind genau die Teile seiner Politik, die er jetzt ausführt und die die Börsen belasten. Es ist der Nationalismus oder um in Trumps Worten zu sprechen, die Politik des „America First“. Dazu kommt seine auch vor der Wahl schon erkennbare Unberechenbarkeit, die in Bezug auf den Iran nun auch noch Angst vor einem Militärkonflikt und einer Störung der Ölversorgung bereitet. Warum die Börsen nach der Wahl zunächst mit einem Kursfeuerwerk reagierten, lag daran, dass die Wahl nun eine vollendete Tatsache war. Für den Laien oft unverständlich reagieren Börsen immer so, denn spekuliert wird auf die Zukunft und nicht die Gegenwart oder die Vergangenheit. Und die Zukunft war dann zunächst die Steuerreform, die die Unternehmensgewinne nach Steuern kräftig steigen ließen und die damit natürlich positiv für die Börsen war.

Forderungen der Trump Administration sind für die Chinesen unerfüllbar

Lange haben die Märkte darauf gesetzt, dass die Amerikaner und die Chinesen sich im Handelsstreit einigen, doch war dieser Optimismus übertrieben. Der vom US-Präsidenten im Verlauf der Gespräche immer wieder geäußerte Optimismus in seinen Tweets war nicht ernst zu nehmen. Wahrscheinlich versuchte Trump hier nur die Wall Street nach oben zu bringen. Die Verzögerung in den Handelsgesprächen deutete dann aber schon darauf hin, dass es schwieriger ist, als die Börsianer es erhofften. Und ganz unmöglich auf die Forderungen der Amerikaner einzugehen ist es für die Chinesen in Bezug auf den Punkt Subventionen. Denn es ging nicht nur um den Schutz geistigen Eigentums, sondern auch darum, dass die chinesischen Unternehmen nicht mehr subventioniert werden. In diesem Punkt können die Chinesen allerdings nur Nein sagen, denn ihre logischerweise staatlich unterstützten  Staatsunternehmen, sind der Kern ihres Wirtschaftsmodells, dem Staatskapitalismus, selbst wenn sie das nicht so nennen. Es wäre so, als würde man von den Amerikanern das Ende des Rechts auf Privateigentum verlangen.

Psychologie im Handelsstreit noch wichtiger als die Fakten

Solange Donald Trump im Amt ist, werden wir uns also wohl mit Zöllen beschäftigen müssen. Und selbst wenn er abgewählt würde, ist es nicht sicher, dass diese alle abgeschafft werden, denn es gibt durchaus sehr viele Unterstützer für die Zollpolitik im demokratischen Lager. Man kann ziemlich genau berechnen, wie viel die Zölle kosten und was sie insofern für das Wirtschaftswachstum bedeuten. Dabei wird aber der psychologische Effekt ausgeblendet. Solange alles in der Schwebe und noch in irgendwelchen Verhandlung ist, weiß niemand, wie das ganze ausgeht. Unternehmer halten sich in solchen Situationen mit Investitionen zurück und das ist wahrscheinlich der negativste Aspekt der Handelsstreitigkeiten. Denn selbst wenn am Ende noch ein Deal zustande kommt, schwächt sich die Wirtschaft allein schon aufgrund dieser Investitionszurückhaltung ab. Deutschland mit seiner hohen Exportquote und seinen Maschinenbauern, die von der Investitionsgüterkonjunktur abhängen, dürfte hiervon mit am meisten betroffen sein.

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber die einzige Rettung für die Börsen dürfte die Federal Reserve (FED) sein. Würde sie beginnen die Zinsen wieder zu senken und womöglich auch wieder Anleihen aufzukaufen, würden die Börsenampeln wieder auf Grün schalten. Doch noch passiert dies nicht, noch verkauft sie Anleihen, und so dürfte für die Aktien keine allzu gute Zeit bevorstehen. Das einzige, was sie derzeit stützt, ist die Tatsache, dass viele den Aufschwung ab Jahresanfang verpasst haben und mit ihren Käufen jetzt in der Korrektur eine Stütze liefern. Ansonsten sieht die beste aller Börsenwelten bedeutend anders aus.

Titelfoto: Stuart Miles / Shutterstock.com

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