Nikola-Aktie wieder günstiger: Schlagen smarte Anleger jetzt zu?

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Die ganz Schlauen haben sich im Vorfeld des speziellen Börsengangs der Nikola Corp. mit den damaligen VectoIQ-Aktien eingedeckt. Noch Anfang Mai gab es die Anteile für rund 13 US-Dollar. In der Spitze sind sie im Juni auf 94 US-Dollar hochgeschossen - ein sensationelles Plus von 623 % innerhalb von wenigen Wochen.

Doch wer den Absprung verpasst hat, der muss jetzt wieder kleinere Brötchen backen. Zuletzt (Stand: 24.07.20) sind die Kurse wieder unter die Marke von 30 US-Dollar abgetaucht. Mit diesem krassen Ausverkauf der Nikola-Aktie könnte sich für mutige Anleger eine zweite Chance ergeben, um sich in diese spannende Chance einzukaufen. Aber wäre das wirklich eine kluge Idee? Hier sind drei Gedanken dazu.

Günstiger ist nicht unbedingt günstig

Auch wenn die Aktie von der Spitze mehr als zwei Drittel abgegeben hat, haben wir es hier immer noch mit einer Marktkapitalisierung von 11 Mrd. US-Dollar zu tun. Damit ist Nikola zwar sicherlich nicht mehr das wertvollste Lkw-Unternehmen der Welt, doch die Bewertung übertrifft diejenige von erfolgreichen etablierten Konzernen wie MTU Aero Engines oder TRATON.

Das bedeutet, dass der Markt zwar etwas Luft aus der Euphorieblase herausgelassen hat, aber noch immer großartige Hoffnungen in die Fähigkeiten von CEO Trevor Milton und seinem Team setzen. Um diese Bewertung zu rechtfertigen, muss Nikola im Laufe des Jahrzehnts eine ähnliche Größenordnung wie die heutigen Marktführer erreichen.

Bis dahin müssen Aktionäre mit einer weiteren Verwässerung ihrer Anteile rechnen. Im Juni erzählte Milton auf CNBC: „Wir haben eine Menge Geld auf unserem Konto, wir haben keine Schulden. Aber zweifellos werden wir mehr Geld einsammeln müssen.“ Unter diesen Umständen würde ich sagen, dass Nikola bis 2030 unterm Strich Gewinne im Bereich von 2 Mrd. US-Dollar schreiben sollte, wenn sich ein Investment zum heutigen Kurs rechnen soll.

Das klingt ambitioniert, aber zunächst nicht völlig aus der Welt angesichts der großen Pläne.

Was Nikola in die Waagschale werfen kann

Der Kapitaleinwerber für die große Vision

Trevor Milton ist gut darin, Geld einzutreiben. Durch seinen Fokus auf elektrische Lkw mit Brennstoffzellen und der Fähigkeit, das Thema groß zu denken, wird Nikola zu einem attraktiven Partner.

Ein Zulieferer aus dem Umfeld der Wasserstoffwirtschaft, der mit den etablierten Herstellern mitwachsen wollte, kann sehr lange warten. Diesen würde kaum in den Sinn kommen, im Hauruckverfahren eine Infrastruktur aus dem Boden zu stampfen, die ihr bewährtes Diesel-Know-how entwertet. Sie bevorzugen kleine Schritte, die einen profitablen Übergang erlauben.

Es muss folglich jemanden geben, der stärkere Impulse setzt und damit den Weg in die kostensenkende Großserie beschleunigt. Genau das ist es, was bei NEL passiert, dem Lieferanten von Elektrolyse-, Speicher- und Tank-Equipment. Die Norweger konnten dank der Aussichten auf Großaufträge von Nikola ihrerseits expandieren.

Das Ökosystem gewinnt an Kraft

Bosch wiederum braucht eine Plattform, die neue Technologien in großen Stückzahlen demonstriert. Als Innovationspartner von Nikola konnten sich die Ingenieure der Stuttgarter bei vielfältigen Komponenten austoben, da der Neuling ihnen ungleich mehr Freiheiten gab als etablierte Bestandskunden.

Dann zu IVECO: Unter den international agierenden Truck-Herstellern ist die Marke vermutlich eine derjenigen, die am schlechtesten für zukünftige Anforderungen aufgestellt sind. Die Zusammenführung des Know-hows rund um Produktion und Lieferketten mit der zukunftsweisenden Technologie von Nikola erscheint daher günstig für beide Seiten.

Auch der erste Großkunde Anheuser-Busch InBev profitiert von der Partnerschaft mit Nikola. Die mediale Aufmerksamkeit und der Imagegewinn durch die Wasserstoffflotte dürften etwaige Mehrkosten für Anschaffung und Betrieb bei Weitem übersteigen.

Ein wachsendes Produktspektrum

Klar ist auch längst, dass der Wasserstoff-Lkw nicht das einzige Produkt sein wird. Neben batterieelektrischen Varianten stellte Nikola bereits den Pick-up Badger vor, der dem in den USA so geliebten F-150 Konkurrenz machen soll.

Außerdem werden mit dem Powersports-Segment interessante Nischen adressiert und es ist absehbar, dass das Sortiment zügig ausgebaut wird, sobald das Geschäft in die Gänge kommt. In Nikola steckt also sicherlich mehr als ein substanz- und umsatzloser Luftschlossbauer.

Darum wird der Weg für Nikola steinig

Das Unternehmen hat sich eine Menge vorgenommen und dafür erstklassige Partner gewonnen. So entsteht ein Ökosystem, das gemeinsam wächst und die Wasserstoffwirtschaft im Transportsektor entwickelt. Unter der Voraussetzung, dass die Konkurrenz stoisch am Diesel festhielte, wäre die Nikola-Aktie jetzt für mich ein heißer Favorit.

Aber so ist es nicht. Vor allem Toyota und Hyundai Motor verfügen über großartige Technologie und den festen Willen, zum Aufbau der zugehörigen Infrastruktur beizutragen. Im Gegensatz zu Nikola haben sie bereits Brennstoffzellenautos und -Nutzfahrzeuge auf den Straßen. Außerdem sind beide aktiv dabei, ihren Einflussbereich durch starke Partnerschaften kontinuierlich auszubauen.

Beispielsweise könnte TRATON mittelfristig auf beide Zugriff haben, da einerseits eine strategische Allianz mit der Toyota-Tochter Hino besteht und andererseits das Schwesterunternehmen Audi gemeinsam mit Hyundai forscht. Sehr stark einzuschätzen sind daneben die im April verkündeten gemeinsamen Anstrengungen von Daimler und AB Volvo.

Diese Wettbewerber verfügen über ausgezeichnete Möglichkeiten, um ihre Brennstoffzellen-Technologie auf weitere Anwendungsgebiete wie Gabelstapler, Bagger oder Bergbaufahrzeuge auszurollen. Zum Beispiel hat Hyundai Motors im März mit Hyundai Construction Equipment vereinbart, dass bis 2023 eine Serienfertigung von optimierten Brennstoffzellensystemen aufgebaut wird.

Viele weitere Initiativen belegen, wie ernst die etablierten Spieler das Thema nehmen. Nikola hingegen ist ein Neuling ohne Servicenetz. Dass das Unternehmen unter diesen Umständen profitabel sein und gleichzeitig zügig große Marktanteile gewinnen kann, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Wenn, dann müssten es entweder neue Produkte, ein lukratives Geschäftsmodell mit dem Wasserstoffvertrieb oder revolutionäre digital getriebene Lösungen herausreißen.

Möglich wäre das. So richtig absehbar ist davon jedoch noch kaum etwas. Für meinen Geschmack müsste die Aktie daher noch ein weiteres Stück abtauchen, bevor sie eine aussichtsreiche Wette darstellt. Genau das könnte jetzt jedoch schnell gehen. Smarte Investoren, die sich gerne an spannenden Storys beteiligen, legen sich daher auf die Lauer.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Anheuere-Busch InBev NV.

Motley Fool Deutschland 2020

Bild: Nikola Motors

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