Nikola: Trevor Milton kommt nicht aus der Schusslinie – Hat der Nikola-Gründer das LKW-Design selber entworfen oder gekauft? – Tesla hat so seine Zweifel!
Eine neue brisante Frage zur Erfindung des Nikola One Modells macht gerade die Runde und die Antwort darauf könnte 2 Milliarden Dollar wert sein. Exakt auf diese Summe hat Nikola vor etwa 2 Jahren Tesla verklagt. Die Behauptung: Der Musk-Konzern habe bei der Entwicklung seines E-Trucks wissentlich Patente von Nikola verletzt.
Gegendarstellung von Tesla wirft kein gutes Licht auf Trevor Milton
Mitte vergangener Woche hat Tesla zu den Vorwürfen und der Klage eine Gegendarstellung eingebracht. Darin bezweifelt Tesla quasi, dass die Entwürfe vom Vorzeigemodell Nikola One tatsächlich von Trevor Milton stammen. Genau auf diese Begründung stützt sich allerdings die eingereichte Klage von Nikola. Der amerikanische Truck-Bauer hatte vor zweieinhalb Jahren erklärt, dass Firmengründer Milton bereits 2013 mit dem Design des Nikola One begonnen habe. Etwa zwei Jahre später habe der eingestellte Nikola-Chefdesigner Steve Jennes den Truck gemeinsam mit Trevor Milton weiterentwickelt.
Tesla sieht es etwas anders
Den Kaliforniern zufolge soll das zur Debatte stehende Grundkonzept des Nikola One vom Designer Adriano Mudri stammen der für den kroatischen Elektroautobauer Rimac arbeitet. Unter dem Namen „Road Runner“ soll Mudri das entsprechende Grundkonzept schon 2010 bei einem Designwettbewerb eingereicht haben. Zudem sei das Design im selben Jahr bei der US-Automesse NAIAS in Detroit zu sehen gewesen sein.
Financial Times geht noch einen Schritt weiter
Insider sollen der britischen Wirtschaftszeitung verraten haben, dass Trevor Milton das Konzept für den Nikola One von Mudri gekauft haben soll. Laut zwei Personen, die mit der Sache vertraut sind, soll der Nikola-Gründer 2015 Rimac besucht und dabei das Design von Mudri gekauft haben.
Ähnlichkeiten zum rollenden Truck sind natürlich nur rein zufällig
Genau wie bei den Vorwürfen zum angeblich selbstfahrenden Truck muss Nikola auch bezüglich der Adriano Mudri ein Stück weit zurückrudern. Der Truck-Bauer bestätigte mittlerweile eine Lizenz für die Entwürfe von Mudri erworben zu haben. Widersprach aber ansonsten der Darstellung des Musk-Konzerns. Das während einer Fahrzeugentwicklung Entwürfe von Dritten lizensiert werden, sei durchaus üblich. Mudri habe nicht im Designteam von Nikola gearbeitet und seine Entwürfe würden sich „wesentlich“ von den eigenen unterscheiden. Diese Begründung hinterlässt den gleichen faden Beigeschmack wie die Nikola-Aussage: „Wir haben nie behauptet, dass der Truck aus eigener Kraft fährt.“
Hat Trevor Milton ein Kartenhaus aufgebaut?
Das jetzt auch noch Zweifel daran aufkommen, dass Trevor Milton die Nikola-Trucks selbst entwickelt hat, ist wohl eher ein Rückschlag für seine eigene Person. Am Ende des Tages wird entscheidend sein, ob Nikola seine Trucks auf die Straße bekommt und wie sie sich dort schlagen. Sollten sie gute Ergebnisse abliefern, dann wird wahrscheinlich kein Hahn mehr danach krähen, wer letztendlich den Truck entworfen hat.
Daher dürften die neuen Vorwürfe die Aktie von Nikola nicht so sehr in Mitleidenschaft ziehen. Sie werfen eher ein schlechtes Licht auf Trevor Milton. Der ist aber nicht mehr für die weiteren Geschicke von Nikola zuständig. Und das scheint auch gut zu sein für Nikola. Trotzdem bleibt das Papier des Truckbauers aktuell nur ein Wert für nervenstarke Zocker.
Von Markus Weingran
Foto: Homepage Nikola