Novartis trennt sich von Augensparte Alcon – Aktie startet selbstbewusst im SMI

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es so weit: Nach rund einem Jahrzehnt werden der Schweizer Pharmakonzern Novartis und seine Augensparte Alcon getrennte Wege gehen. Anleger blicken mit Spannung auf den ersten Handelstag von Alcon.

Die Übernahme von Alcon durch Novartis, die 2010 abgeschlossen wurde, galt unter Analysten bereits recht früh als nicht sonderlich glücklich. Für JPMorgan-Analyst James Gordon begann schon 2014 die Phase des Abschwungs. Die Augensparte büßte zunehmend Marktanteile ein. Hauptgrund sei gewesen, dass Alcon seine Plattform Centurion Vision Systems, die vor allem zur Behandlung des grauen Stars eingesetzt wird, zu rasch lanciert habe. Zu viele dieser Geräte seien an zu viele Krankenhäuser gleichzeitig ausgeliefert worden, während zugleich der Mutterkonzern Novartis die Markteinführung mit Kostensenkungen untergraben habe.

Nach zwei Jahren wurde die Reißleine gezogen

Die Bestandsaufnahme von Mike Ball, den die Novartis-Führung schließlich Anfang 2016 an die Alcon-Spitze setzte, um die Tochter wieder auf Spur zu bringen, fiel heftig aus. Wegen Personalmangels waren Maschinen nicht ausreichend gewartet oder repariert worden und die Kundenzufriedenheit war auf einem Tiefpunkt angelangt. Novartis zog in den folgenden Jahren die Reißleine. Eine Überprüfung des Augengeschäftes wurde ankündigt und schließlich die Abspaltung beschlossen.

Eigenständig an der Börse gehandelt, haben die meisten Analysten für Alcon mit einer Bewertung des Unternehmen zwischen 19 und 25 Milliarden US-Dollar gerechnet. Die knapp 490 Millionen Alcon-Aktien wurden vorbörslich bei der Schweizer Bank Julius Bär mit 46,45 Franken zu 53,45 Franken gestellt. Bei einem errechneten Mittelwert von 49,95 Franken dürfte die Marktkapitalisierung bei knapp 24,5 Milliarden Franken liegen und damit am oberen Ende der Schätzungen. Die Bewertung hängt Branchenkennern zufolge stark davon ab, wen die Analysten als Vergleichsgröße heranziehen, denn echte Konkurrenten habe Alcon nicht.

Alcon-Aktie startet gut in den Handel

Zwei Stunden nach Handelsstart konnte die Aktie bereits um über 4 Prozent zulegen und über die obere Schätzungsgrenze klettern. Derzeit notiert das Wertpapier bei annähernd 57,5 Schweizer Franken.

Alcon Tageschart (Swiss Exchange)

Alcon wird von Beginn an zu den „Blue Chips“, den großen Unternehmen, am Schweizer Aktienmarkt zählen und als Medtech-Unternehmen in den Leitindex SMI  aufgenommen werden. Dafür müssen die Papiere von Julius Bär den Index verlassen.

Da Alcon etwas mehr als die Hälfte seiner Umsätze mit dem chirurgischen Geschäft erzielt und die andere mit Kontaktlinsen und anderen Produkten zur Augenpflege, ziehen Analysten in Vorabberichten etwa das deutsche Optik- und Technologieunternehmen Carl Zeiss als Vergleich heran. Zeiss ist unter anderem auch stark im Lasergeschäft unterwegs und hier ein ernst zu nehmender Konkurrent für Alcon.

Die Erwartungen sind hoch

Die meisten Experten gehen davon aus, dass Alcon sein zuletzt eingeschlagenes Wachstumstempo vorerst beibehalten wird. Die sei allerdings auch ausschlaggebend, um die Anleger bei Laune zu halten, hieß es. „Alcon muss in den kommenden Monaten zeigen, dass es den zuletzt eingeschlagenen Weg auch beibehalten kann, um auch an der Börse eine Erfolgsgeschichte zu sein“, sagte etwa ein Experte.

Novartis-Aktie lässt Gewicht ab

Wertpapiere von Novartis müssen derweil den Abgang der Augensparte des Unternehemens verkraften. Die Aktie hat seit Handelsbeginn knapp 10 Prozent verloren. Seit Jahresanfang liegt das Papier jedoch immer noch mehr als 1 Prozent im grünen Bereich.

Novartis 3-Monatschart (Swiss Exchange)

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: William Potter / Shutterstock.com

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