Öffentlicher Dienst vor schwieriger Tarifrunde im Herbst

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Der öffentliche Dienst von Bund und Kommunen mit rund 2,5 Millionen Beschäftigten steuert auf eine schwierige Tarifrunde im Herbst zu. Wie die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb am Donnerstag mitteilten, kündigen sie die Tarifverträge. Damit sollen am 1. September Tarifverhandlungen beginnen. Verdi-Chef Frank Werneke sagte, nun werde über "angemessene Forderungen" diskutiert, in die die wichtige Rolle des öffentlichen Dienstes in der Corona-Krise und die volkswirtschaftliche Bedeutung einfließen sollten. Angestrebt werde ein Lohnplus oberhalb der Inflationsrate. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) mahnte zu Augenmaß in der Krise.

Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen beiden Seiten, das aber keine Ergebnisse brachte. Die Gewerkschaften schlugen demnach vor, die Tarifrunde um sechs Monate zu verschieben, aber begleitet von einer Einmalzahlung. "Die Wertschätzung der kommunalen Arbeitgeber für ihre Beschäftigten hat den ersten ernsthaften Belastungstest nicht bestanden", sagte dbb Tarifchef Volker Geyer. Werneke kritisierte: "Die Arbeitgeber haben unsere ausgestreckte Hand ausgeschlagen." Damit seien Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst im Herbst programmiert.

VKA-Präsident Ulrich Mädge sagte dazu: "In der schlimmsten Rezession der Nachkriegszeit jetzt schon mit Arbeitskampf zu drohen, zeigt, dass die Gewerkschaften den Ernst der Lage offensichtlich nicht erkannt haben." Die Gewerkschaften wollen ihre Forderungen für die Tarifrunde am 25. August beschließen. Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach sagte: "Wir wollen keinen Arbeitskampf, werden aber notfalls nicht davor zurückschrecken". Die VKA verwies darauf, dass Belastungen durch die Corona-Krise sehr unterschiedlich seien. Daher seien die Bereiche des öffentlichen Dienstes differenziert anschauen./sam/DP/fba

Neueste exklusive Artikel