onvista-Börsenfuchs: Anleger haben keinen Bock auf Europa-Aktien

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Jetzt trump-elt der Ami-Präsi sogar schon auf nordkoreanischem Boden rum, um Kim ins Weiße Haus einzuladen - dieses Treffen war vielleicht wichtiger als der vorangegangene G20-Gipfel in Osaka. Der Wahlkampf in Ami-Land hat begonnen und Trump ist clever. Gut möglich, dass er alle Welt einschließlich der Börsen in den kommenden Monaten noch mehrfach positiv überrascht - wie wär’s mit Zustimmung zum Klimaabkommen?

Europäische Medien verbreiten erst mal überwiegend skeptische Urteile zum Gipfel (das war doch klar), wie z.B. folgende Formulierung im Handelsblatt: Am Ende waren alle erleichtert. Mit einem Kraftakt und viel Überzeugungsarbeit konnten sich die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen. Das Ergebnis bei den wichtigen Themen Welthandel, Klima oder Migration ist ein Kompromiss auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den niemand der Verantwortlichen wirklich stolz sein kann. Zwei Tage haben die mächtigsten Frauen und Männer der Welt über die drängenden Fragen der Zeit diskutiert, aber kaum etwas vorangebracht. Deutlich wie nie zuvor hat der Gipfel in Japan gezeigt, wie gering die gemeinsamen Interessen der G20-Staaten mittlerweile sind.

Wir dürfen auf die Reaktionen der Börsen in der ersten Juliwoche gespannt sein - vielleicht wird die Kursentwicklung der kommenden Tage sogar richtungsweisend fürs zweite Halbjahr sein. Was machen jetzt die Großanleger? Anders gefragt: Geht’s im Fall eines wiederbelebten Aufwärtstrends an der Wall Street und in Asien auch mit europäischen Aktien richtig aufwärts? Hey, das würde voll die Stimmungswende bedeuten (was sich unmittelbar vor dem Gipfel aber nicht abgezeichnet hat!).

Im Gegenteil. In der aktuellen Erhebung des Citi-Investmentbarometers hat sich das kurzfristige Sentiment für europäische Aktien deutlich eingetrübt. Nur noch 17 % der Umfrageteilnehmer rechnen auf Sicht von drei Monaten mit steigenden Kursen. So gering war der Anteil der Optimisten noch nie seit Einführung dieses Indikators im Jahr 2011. Gestiegen ist dagegen der Anteil der Marktteilnehmer, die kurzfristig von stagnierenden oder fallenden europäischen Aktienmärkten ausgehen. Mehr als jeder zweite Akteur erwartet demnach eine Seitwärtsbewegung (53 %). Minimal positiver fallen hingegen die Einschätzungen für die nächsten 12 Monate aus: Hier stieg die Zahl der Optimisten von 38 % auf 39 %.

Sommerloch statt Sommerhoch? Nur eins ist sicher, meine Freunde: Gibt’s jetzt größere geo- und wirtschaftspolitische Fortschritte, wird die Weltwirtschaft wieder gestärkt. Und die Aktienmärkte werden wie immer versuchen, das vorweg zu nehmen. Hauptgewinner wären Ami-Land und die Schwellenländer. Wenn das so kommt, warum sollte dann internationales Kapital verstärkt ins kranke Europa fließen? Wir müssen also aufpassen, politisch nicht ins globale Abseits zu laufen. Die Börsen werden das widerspiegeln.

Foto: Onvista

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