onvista-Börsenfuchs: Erwartet nicht zu schnell zu viel – Mehr Demut angesagt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Stehen wir am Anfang einer zweiten Corona-Welle - und was dann? Ich habe den Eindruck, dass bei vielen Menschen mit den Infektionszahlen auch die Ungeduld wächst. Manche ärgern sich heute noch über den Crash im ersten Quartal, andere haben die anschließende Erholung verpasst. Eines hat sich nicht geändert: Das Timing liefert börsentäglich Diskussionsstoff - und Ärger. Das war schon zu Zeiten der lauten Parkettbörse so: Da ging es erst um welche Aktie kaufen/verkaufen und dann um wann kaufen/verkaufen zu welchem Kurs. Für die Profis war und ist das noch wichtiger als für private Spekulanten. Es ist also wieder mal Zeit, an Geduld und Demut zu appellieren, gerade wenn’s um Geldanlage geht.

Laut Definition bedeutet Demut, dass man die äußeren Gegebenheiten hinnimmt, ohne darüber (laut) zu klagen und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Daher wird Demut oft mit Eigenschaften wie Genügsamkeit und Zufriedenheit verbunden. In dem Wort selbst steckt das Wort Mut. Um Demut aufzubringen, braucht es also eine gute Portion Selbstüberwindung. Das liegt vor allem daran, dass man sich zuerst von den gängigen Klischees und Vorurteilen befreien muss, damit man seinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen kann. Denn Demut bedeutet zuallererst, sich von Hochmut zu befreien.

Hey, eigentlich können wir doch noch relativ zufrieden sein. Und mit dauerndem Meckern über sich selbst und die Umwelt wird’s auch nicht besser. Corona ist nun einmal mehr als nur ein Schnupfen. Aber für die Wirtschaft und Kultur sind die Lockdown-Folgen schon katastrophal - ich denke in erster Linie an die vielen neuen Arbeitslosen und Kurzarbeiter, an die bevorstehende Welle von Firmenpleiten (diese Welle gilt als sicher). Aber in punkto Hilfe für die besonders hart Betroffenen tut die Politik hierzulande und europaweit doch jede Menge, füllt wie nie zuvor ihre staatlichen Gießkannen.

Deswegen ist der Euro auch so fest, fließt seit Wochen viel ausländisches Geld an unsere Kapitalmärkte, präsentieren sich die Aktien robust-fest in Rekordhöhen (oder in der Nähe). Ich finde, sooo viel wie manche knirschen, konnte man im bisherigen Jahresverlauf gar nicht falsch machen, hat man auch nicht. Und wer beim Crash in die Hose gemacht hat und eilig von Aktien ins Gold gewechselt ist, darf sich freuen, weil fürs Krisenetall inzwischen Rekordpreise erzielt werden.

Demut heißt nach meiner aktuellen Interpretation: Cool bleiben! Corona ist für uns alle eine neue und unberechenbare Katastrophe. Das macht Gelassenheit schwer. Und das amerikanische Trump-eltier, auch virologisch ein Laie, ist längst voll ausgerastet, so dass ein Virus wahrscheinlich zum Machtwechsel in der bedeutendsten Wirtschaftsmacht der Welt beitragen wird. In Ami-Land sieht’s ja überhaupt innenpolitisch viel schlimmer aus als bei uns.

Also seid (bzw. werdet) demütig meine Freunde! Erwartet nicht zu früh das Ende der Pandemie durch Entwicklung wirksamer Impfstoffe und Medikamente.

Und was heißt das für die Kohle? Alles ist eigentlich gesagt. Aktien und Gold gehören nicht in die Tonne, sondern auch künftig als Schwerpunkte ins Depot - es gibt nichts Besseres. Damit kommt zur Demut die Geduld: Es ist halt sinnvoll, nicht nur kurzfristig zu denken. Wer auf Jahre oder Jahrzehnte hinaus investiert, braucht selbst durch eine globale Virus-Pandemie nicht zu verzweifeln.

Also, bleibt gesund und wachsam, meine Freunde!

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