onvista-Börsenfuchs: Kontrollierte Offensive

onvista · Uhr

Hallo Leute! Mit welcher Mannschaftsaufstellung auch immer, morgen müssen Jogis Starkicker richtig ran, sie müssen sich und uns alle überzeugen - andernfalls wird’s peinlich. Finanzanalysten, die gerne Vergleichen ziehen, fordern eine deshalb eine  „kontrollierte Offensive“. Die wird auch Euch, meine Freunde, in diesen Tagen von vielen Experten und „Experten“ empfohlen. Derartige Worthülsen sind zwar schwammig, klingen aber auch intelligent.

Selbst wer den Börsen nicht mehr traut und (wenigstens vorübergehend) ins Bärenlager gewechselt ist, teilt mit den Bullen einen ähnlichen, dringenden Ratschlag: aktives Management des Depots. Alle, wirklich alle beschreiben jetzt, dass die Anleger beweglich und flexibel sein sollten. Solche Formulierungen entlocken mir nur ein müdes Lächeln (= keine selbstgefällige Arroganz!), denn hier wird mit wertlosen Floskeln argumentiert - sollten Anleger nicht grundsätzlich dynamisch und beweglich sein? Ich vermute, die Betonung von „aktiv“ fällt vor allem solchen Vermögensverwaltern leicht, die unter dem Passiv-Boom (Index-Fonds) leiden und deshalb versuchen, die ETFs schlecht zu machen.

Vernünftiger klingt da, was die Investmentgiganten von Allianz Global Investors heute in ihren Gedanken zum Wochenende schreiben: Sowohl auf dem Fußballplatz wie bei der Kapitalanlage gilt: auf die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive kommt es an. Beim ersten Spiel des amtierenden Fußball- Weltmeisters, der deutschen Nationalelf, wurde dies offensichtlich. Da war nix von Gleichgewicht zu sehen. Auch einigen Akteuren in Politik und Wirtschaft gelingt dieser Balanceakt in diesen Tagen deutlich besser als anderen. Was die Börsen besonders ärgert, ist die unkontrollierte Offensive in der globalen Wirtschaftspolitik: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China geht in Runden zwei und drei: Nach den amerikanischen Einfuhrzöllen auf Hightech-Produkte, Stahl und Aluminium will der Ami-Presi erneut nachlegen. Da ein Handelskonflikt nur Verlierer kennt, Inflation treibt und Wachstum bremst, reagieren die Aktienbörsen darauf sehr allergisch, nicht nur in den USA und China, auch in den exportorientierten Volkswirtschaften wie der Eurozone und Japan.

Wahrscheinlich haben solche Profis recht, die eine zeitliche Unterscheidung vornehmen. Für Anleger macht es Sinn, angesichts der zunehmenden Unsicherheitsfaktoren mindestens kurzfristig die Defensive zu verstärken. Grundsätzlich deutet aber das weiter dynamische Wachstum in den USA und die relativ stabile Lage in China für die Weltwirtschaft auf auskömmliches, spätzyklisches Wachstum hin. Das ist historisch kein schlechtes Umfeld für Aktienanleger. Kontrollierte Offensive bleibt also gefragt. Wahrscheinlich hat das auch der Fondsmanager gemeint, dessen Interview mit einem Newsletter die bedeutungsklare Überschrift „Für Aktien konstruktiv optimistisch“ trägt.

Neueste exklusive Artikel