onvista-Börsenfuchs: Moderne Kurs-Kunst

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es gibt Phasen mit „hoher Korrelation“ der Aktienkurse, wenn sich die wichtigsten Märkte weltweit im Gleichlauf bewegen. Wenn das länger anhält, liegt meist ein klarer Trend vor - gut für die Anleger, nur ist es dann nicht so einfach, Chancen und Risiken nach Ländern sinnvoll zu streuen. Momentan erleben wir das Gegenteil. Mir drängt sich der Vergleich mit einem modernen Kunstmuseum auf: Da stehst du als Laie vor grotesk aussehenden Bildern, oft verrückt bunt und nicht verständlich. Das Besondere an der Börse ist allerdings ihre Dynamik, denn hier gibt’s ja nicht ein einziges Bild, sondern Kurse, die sich ständig bewegen - und das in unterschiedliche Richtungen selbst innerhalb eines Tages. Neben solchen Kurszuckungen musst du als Anleger auch andere börsliche Märkte im Auge behalten (Zinsen, Wechselkurse, Gold), die Wechselbeziehungen untereinander haben.

Versucht man jetzt darunter einen Strich zu ziehen, kommt kein klares, überzeugendes Ergebnis raus. Die Börsenwelt macht auf mich eher den Eindruck eines „Potpourri“, also eines aus verschiedenen Melodien zusammengestellten Musikstücks. Beispiel: Die Verschärfung von Trumps Außen- und Handelspolitik wird immer gefährlicher, wirkt aber nur zeit- und teilweise auf die diversen Börsen. Der Mann selbst ist ja so was wie ein grelles Kunstwerk und wird sogar ganz unterschiedlich gesehen. Aber: Die Ami-Wirtschaft brummt, während die Prognosen für den Rest der Welt höchstens noch „uneinheitlich“ verdienen.

Typisch die spontan gelassene Reaktion auf den gestern veröffentlichten ZEW-Indikator. Bei diesem Barometer geht es nicht um wirtschaftliche Fakten, sondern um die Meinung der monatlich befragten mehr als 200 Analysten und Großanleger. Diesmal waren die Ergebnisse deutlich schlechter als erwartet, können einen wirklich skeptisch für die Börsen stimmen - aber für welche?

Kein Wunder die Zusammenfassung: „Börsenprofis blicken wegen des Handelsstreits mit den USA erheblich skeptischer auf die Aussichten für die deutsche Konjunktur.“ Aber konkret kommt’s dicke: Das Barometer für ihre Erwartungen im nächsten halben Jahr sank im Juli überraschend stark um 8,6 Zähler auf minus 24,7 Punkte und fiel damit auf den tiefsten Stand seit August 2012, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag mitteilte.  zu seiner monatlichen Umfrage unter 201 Analysten und Anlegern mitteilte. Der Index blieb damit auch weit unter dem langfristigen Durchschnittswert von plus 23,2 Punkten. Es war der fünfte Rückgang in sechs Monaten.

Viele Volkswirte denken inzwischen, dass der Aufschwung seinen Höhepunkt hinter sich hat. Zahlreiche Experten und Institute haben deshalb ihre Wachstumsprognosen zuletzt gesenkt und rechnen für 2018 nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 2 Prozent in Deutschland, nach 2,2 Prozent 2017. Aber nach wie vor keine Krisenkurse bei Aktien und Gold. Allein deshalb bleiben die Ampeln auf gelb, meine Freunde, springen noch nicht auf rot. Ich weiß, dass es eine Kunst ist, diese Kurse richtig zu interpretieren. Und in ein paar Minuten kann die Welt für die Börsianer wieder anders aussehen. Seid besonders wachsam!

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